Auch in diesem Jahr können LGBT-Aktivisten in der südkoreanischen Hauptstadt wieder für gleiche Rechte demonstrieren
Erzkonservative Christen hatten mit Protesten gegen den CSD in Seoul gedroht, woraufhin die Polizei die Pride-Parade verboten hat. Zu unrecht, wie jetzt ein Gericht befand.
Das Verwaltungsgericht Seoul hat am Dienstag das polizeiliche CSD-Verbot für ungültig erklärt. Die Demonstrationsfreiheit könne nur in extremen Fällen eingeschränkt werden, argumentierten die Richter.
Die Polizeibehörden hatten erst vor zwei Wochen die für den 28. Juni angemeldete Parade zum "Korea Queer Festival" in der südkoreanischen Hauptstadt untersagt. Als Begründung hatte die Polizei angeführt, dass die Veranstaltung die öffentliche Sicherheit gefährden würde.
Hintergrund für das Verbot waren offenbar Drohungen von konservativen protestantischen Gruppen, die Proteste gegen den CSD angekündigt hatten. Bereits im letzten Jahr hatten die christlichen Aktivisten versucht, die Parade zu blockieren. Sie skandierten damals: "In unserem Land gibt es keinen Platz für Homos".
Bereits seit 15 Jahren wird in Seoul der CSD begangen. In diesem Jahr mussten die Organisatoren erstmals gegen ein Verbot ankämpfen. Sie hatten bereits vor dem Urteil angekündigt, das Verbot notfalls zu ignorieren – das hätte mit einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden können.
CSD-Organisator Kang Myeong-jin begrüßte die Entscheidung: "Das Gericht hat öffentlich erklärt, dass sexuelle Minderheiten als Teil der demokratischen Gesellschaft das Recht auf Redefreiheit haben."
Religiöse Aktivisten fürchten "Werbung" für Homosexualität
Im Vorfeld hatten fünf große protestantische Organisatoren ein Verbot der gesamten Veranstaltung, nicht nur der Parade, gefordert. Sie argumentierten, dass der CSD "Werbung" für Homosexualität sei und damit zur Verbreitung von Aids beitrage. Dies gefährde Kinder, so die Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung.
Das Christentum hat in Korea erst seit Ende des 19. Jahrhunderts Fuß gefasst, als christliche Missionare das Land für sich entdeckten. Südkorea wurde wegen der engen Westanbindung schnell zum Ziel für religiöse Bekehrung. Derzeit sind über ein Fünftel der Bevölkerung Protestanten, hinzu kommen mehr als zehn Prozent Katholiken. Unter den Protestanten sind evangelikale Strömungen im Land besonders populär. Sie engagieren sich auch vermehrt politisch – und setzten etwa durch, dass im Sexualkundeunterricht nicht über Homosexualität gesprochen werden darf.
Homosexualität ist in Südkorea legal, allerdings leben viele Schwule und Lesben wegen gesellschaftlicher Ausgrenzung versteckt. Es gibt keinerlei Antidiskriminierungsgesetze. Außerdem ist Homosexualität nach wie vor für Militärangehörige strafbar.
Im letzten Jahr hatte der Bürgermeister von Seoul auf Druck von christlichen Aktivisten eine Antidiskriminierugscharta gestoppt. Später entschuldigte er sich dafür bei LGBT-Aktivisten (queer.de berichtete). (dk)
Immer wieder sind es religiöse Fanatiker, die sich nicht mit Demokratie und Grundrechten abfinden können und allen ihre Meinung aufzwingen wollen.
Und immer wieder sind es religiöse Fanatiker, die nicht argumentieren können (weil sie auch keine Argumente haben), sondern die immer nur drohen können.