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"Falsche" sexuelle Orientierung
Remscheid: Katholische Kirche feuert lesbische Lehrerin

Die Kirche muss sich nicht an den gesetzlichen Diskriminierungsschutz halten (Bild: flickr / Keoni Cabral / by 2.0)
- 24. Juni 2015, 09:23h 2 Min.
Die katholische Kirche geht weiter hart gegen homosexuelle Mitarbeiter vor, die eine Lebenspartnerschaft eingehen: Jetzt traf es eine Religionslehrerin in Nordrhein-Westfalen.
Das Erzbistum Köln hat einer Grundschullehrerin die Lehrerlaubnis entzogen, weil die Frau mit ihrer Freundin eine Eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen ist. Das meldet der "Remscheider General-Anzeiger".
Die 35-Jährige arbeitet an Remscheider Grundschulen als Religionslehrerin. Sie hatte der Kirche die Änderung ihres Familienstandes mitgeteilt, woraufhin sie vom Erzbistum aufgefordert wurde, ihre Lehrerlaubnis zurückzugeben. Bis dahin hatte sie drei Jahre lang Religion unterrichtet. Immerhin: Arbeitslos wird die Lehrerin nicht, da sie als Angestellte der Bezirksregierung Düsseldorf weiterhin Musik und Deutsch unterrichtet.
"Ich bin in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen und habe immer gern Religion unterrichtet. Ich habe niemals etwas von mir gegeben, was der katholischen Kirche geschadet hätte. Ich war sprachlos, als ich den Brief bekommen habe", erklärte die Frau gegenüber der Lokalzeitung. "Die Verpartnerung ist doch eine rein formelle Sache, von der in der Schule niemand etwas mitbekommen hat." Zwar gab die Lehrerin an, persönlich viele Kollegen zu kennen, die "mit jemandem unverheiratet zusammenleben". Ein Problem werde das aber wohl erst, wenn dies aktenkundig werde.
"Erhöhte Loyalitätserwartungen" für Lehrer
Mitarbeiter der katholischen Kirche müssen sich verpflichten, entweder als Single zu leben oder eine heterosexuelle, kirchliche Hochzeit mit einem Mitglied des anderen Geschlechts durchzuführen. Homosexuelle müssen sich daher generell in der Kirche verstecken. Dies wird oft kritisiert, da die Kirche mit derzeit über 700.000 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber nach dem öffentlichen Dienst ist – die meisten dieser Arbeitsplätze werden dabei teilweise oder vollständig aus Steuergeldern und anderen allgemeinen Abgaben bezahlt.
Die katholische Bischofskonferenz hatte zwar vergangenen Monat angekündigt, dass sie anstrebe, weniger Schwule und Lesben aus dem Dienst zu entlassen (queer.de berichtete). Allerdings erklärte sie auch, dass für Lehrer "erhöhte Loyalitätserwartungen" gelten würden. Für alle anderen gibt es zudem keine Rechtssicherheit.
LSVD empfiehlt, Verpartnerungen geheim zu halten
Daher rät der Lesben- und Schwulenverband weiterhin allen Schwulen und Lesben, die für die katholische Kirche arbeiten, eine Verpartnerung geheim zu halten. Angestellte sollten bei Standes- und Meldeämtern Auskunftssperren eintragen lassen und bei den Finanzämtern die Steuerklasse I beantragen, um die eigene Verpartnerung vor dem kirchlichen Arbeitgeber zu verschleiern.
Es wurden bereits mehrfach Fälle publik, in denen lesbische oder schwule Mitarbeiter wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen wurden. In diesem Jahr traf es etwa eine lesbischen Hortleiterin in Oberbayern (queer.de berichtete). Die Diskriminierung gegen Schwule und Lesben trifft dabei alle Arbeitsbereiche: So wurde in Nordrhein-Westfalen sogar eine Putzfrau in einem katholischen Kindergarten gefeuert, weil sie sich verpartnert hatte (queer.de berichtete). (dk)















Das zeigt aber auch, dass wir endlich ein richtiges Anti-Diskriminierungs-Gesetz brauchen, dass Entlassungen aufgrund der sexuellen Orientierung unterbindet.
Es kann doch nicht sein, dass der Steuerzahler eine Schule bezahlt und die Kirche dann dort die Regeln diktiert. Leben wir eigentlich noch in einer Demokratie oder in einem Gottesstaat?!