Demonstranten vor einem Regierungsgebäude in Texas: Viele Homo-Gegner behaupten, dass die gleichgeschlechtliche Ehe das Ende der Religionsfreiheit in den USA bedeute
Homo-Gegner, insbesondere aus dem Süden des Landes, versuchen nach wie vor, Schwule und Lesben am Heiraten zu hindern – Gerichte machen dem Spuk aber nach und nach ein Ende.
Eine Woche, nachdem der Oberste US-Gerichtshof die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hat, gibt es immer noch Widerstand gegen die Gleichbehandlung, insbesondere in den Südstaaten. So fordern Standesbeamte unter anderem in Alabama, Kentucky, Mississippi und Texas das Recht ein, Homosexuelle nicht trauen zu müssen. In einigen Regionen wird sogar darüber diskutiert, die Zivil-Ehe gänzlich abzuschaffen, damit sie Schwulen und Lesben vorenthalten bleibt.
Die Gegner der Gleichbehandlung argumentieren, dass sie als Christen auch im Job nicht gezwungen werden könnten, gegen ihren Glauben zu handeln. Deshalb hätten sie das Recht, nur die in der Bibel erwähnten heterosexuellen Eheschließungen durchzuführen. "Mein Gewissen erlaubt nicht, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen", erklärte etwa die Standesbeamtin Kim Davis aus Kentucky gegenüber der Nachrichtenagentur AP. "Die Homo-Ehe widerspricht allem, was in meinem Leben heilig ist." In einem kleinen Ort in Tennessee haben sogar alle Standesbeamten wegen der Ehe-Öffnung ihren Hut genommen.
LGBT-Aktivisten weisen darauf hin, dass es ähnlichen Widerstand 1967 gegeben habe, als der Supreme Court das Verbot der gemischtrassigen heterosexuellen Ehe für verfasungswidrig erklärt hatte. Dieser Widerstand sei nach einigen Jahren abgeklungen und Rassismus werde inzwischen überall öffentlich geächtet.
Youtube | Dieser hochemotionale Ausbruch einer religiös motivierten Homo-Gegnerin wurde zum Hit in sozialen Netzwerken
Richter drohen mit Haftstrafen
Unterdessen beenden Richter immer wieder den Protest der Homo-Gegner: So ordnete eine Bundesrichterin am Donnerstag an, dass gleichgeschlechtliche Paare im gesamten Staat Alabama an jedem Standesamt Trauscheine erhalten müssen. Weigern sich Beamte, diese auszustellen, drohen ihnen im Extremfall sogar Haftstrafen.
Eine ähnliche Entscheidung fällte ein Amtsgericht für den Bundesstaat Louisiana. Hier hat bis zuletzt der republikanische Gouverneur und Präsidentschaftskandidat Bobby Jindal erwogen, gleichgeschlechtliche Eheschließungen trotz des Supreme-Court-Urteils zu verbieten.
Die Debatte um die Ehe-Öffnung spielt auch eine Rolle im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf: Die meisten der inzwischen 14 republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben das Urteil scharf kritisiert. Favorit Jeb Bush hielt sich allerdings mit seiner Kritik zurück, da er keine Möglichkeit sieht, die Ehe-Öffnung aufzuhalten.
So manchen Kandidaten bringt das Thema in die Bredouille: So machten sich viele Satiriker über ein Interview mit dem Präsidentschaftskandidaten Donald Trump lustig, der bereits zu Beginn seiner Kampagne durch einen rassistischen Ausfall gegen Mexikaner in die Kritik geraten war. Bei CNN wurde der Immobilientycoon diese Woche gefragt: "Was sagen Sie zu einer verheirateten Lesbe oder einem verheirateten Schwulen, der fragt: 'Donald Trump: Was ist traditionell daran, [wie Sie] drei Mal verheiratet zu sein?'". Trump antwortete, dass dies ein gutes Argument sei – und fügte in gewohnter Trump-Manier an, dass er sei eben ein so guter Geschäftsmann sei, dass er sich nicht genügend um die Ehen gekümmert habe. Am Ende beharrte er aber auf seiner Position: "Ich will sonst nichts sagen, außer dass ich für die traditionelle Ehe bin". (dk)
Youtube | Donald Trump ist für die "traditionelle Ehe" und für ein Ehe-Verbot für Schwule und Lesben - warum, das weiß er selbst nicht so genau.