Holger Szymanski, Jahrgang 1972 und ledig, galt als einer der letzten Hoffnungsträger der rechtsextremen NPD (Bild: Screenshot Sachsen-Spiegel)
Aus "persönlichen Gründen" trat NPD-Bundesgeschäftsführer Holger Szymanski am Donnerstag zurück – laut MDR sollen bei einer Razzia schwule Sexvideos gefunden worden sein.
Die rechtsextreme Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) zerlegt sich weiter selbst. Am Donnerstag trat mit sofortiger Wirkung der Bundesgeschäftsführer und sächsische Landesvorsitzende Holger Szymanski von all seinen Ämtern zurück. Für die überraschende Entscheidung wurden offiziell nur "persönliche Gründe" angegeben.
Nach Informationen des MDR ist der Rücktritt vermutlich nicht freiwillig erfolgt. MDR-Politikredakteurin Uta Deckow berichtete am Freitag, dass innerhalb der Partei die Nachricht verbreitet worden sei, dass Szymanski Schwulen-Pornos auf seinem Rechner gehabt habe. Diese seien im vergangenem Jahr zufällig bei einer Hausdurchsuchung von der Polizei entdeckt worden.
Innerparteiliche Gegner hatten Einsicht in Prozessakten
Bei dem Verfahren gegen Szymanski und Mitglieder der Jungen Nationaldemokraten (JN) ging es eigentlich um den Vorwurf des Hausfriedensbruchs: Mit ihrer sogenannten Platzhirsch-Kampagne hatte die NPD-Jugend im vergangenen Jahr ohne Genehmigung an Schulen über Drogen aufgeklärt.
Nach Informationen der Antifaschismus-Expertin der Linke-Fraktion im Sächsischen Landtag, Kerstin Köditz, hatten die Beschuldigten, zu denen auch innerparteiliche Gegner Szymanskis gehörten, kürzlich Einsicht in die Verfahrensakten genommen. Köditz hält es für keinen Zufall, dass der Rücktritt unmittelbar danach erfolgte. Was genau bei der Hausdurchsuchung gefunden wurde, ist unklar – die Staatsanwalt hält die Inhalte der Akten geheim.
Parallelen zum Rücktritt von Holger Apfel
Der dubiose Vorgang aus Sachsen erinnert an den ebenso plötzlichen Abgang von Szymanskis Vorgänger Holger Apfel. Der trat Ende 2013 aus "gesundheitlichen Gründen" als NPD-Bundesvorsitzender zurück – aus der Partei hieß es jedoch später, dass Apfel einen 20 Jahre alten Nachwuchkader unsittlich berührt haben soll.
Holger Szymanski galt als einer der letzten Hoffnungsträger der NPD. Im Januar 2014 zog der ledige Politiker als Nachrücker Apfels in den Sächsischen Landtag ein. Seit 2013 war er Landesvorsitzender und im vergangenen Jahr Spitzenkandidat seiner Partei. Die Rechtsextremisten verfehlten jedoch mit 4,9 Prozent knapp den Wiedereinzug in das Landesparlament. Erst im November 2014 war Szymanski zum Bundesgeschäftsführer der NPD gewählt worden. (cw)