Parlamentspräsident Justin Muturi erklärte, als Christ und Afrikaner verabscheue er Homosexualität
Hochrangige kenianische Politiker und Aktivisten fordern vor seinem Staatsbesuch einen Maulkorb für den US-Präsidenten, wenn es ums Thema schwul-lesbische Rechte geht.
US-Präsident Barack Obama solle afrikanische Werte ernst nehmen und nicht über Homosexualität bei seinem für Ende des Monats geplanten Besuch in Kenia sprechen. Das forderten am Montag laut Medienberichten mehrere Parlamentsabgeordnete, darunter auch Parlamentspräsident Justin Muturi.
Auf den Straßen demonstrierten nach AFP-Angaben derweil zirka 100 religiös motivierte Homo-Gegner in der Hauptstadt Nairobi und skandierten: "Wir wollen nicht Obama und Obama, wir wollen nicht Michelle und Michelle. Wir wollen Obama und Michelle und wir wollen ein Kind."
Via Twitter riefen derweil tausende User unter dem Hashtag #KenyansMessageToObama dazu auf, Homosexuelle zu ächten. Einer schrieb etwa: "Wir haben sehr schöne, liebenswerte Frauen. Warum sollten wir schwul sein?"
Parlamentspräsident Muturi versprach Sanktionen gegen jegliche Versuche, "unser gesellschaftliches Gefüge zu beeinträchtigen": "Als Mensch und als Christ bin ich gegen Homosexualität und kann homosexuelle Praktiken nicht gutheißen". Es gebe in Kenia "christliche, islamische und afrikanische traditionelle Werte, die Homosexualität verabscheuen", so Muturi weiter. Er warnte auch: "Sogenannte liberale Werte werden dem Land aufgezwungen unter dem Vorwand, die Menschenrechte zu verteidigen. Wir müssen wachsam sein."
Youtube | Video der Demo in Nairobi
"Homosexuelle Beziehungen und andere schmutzige Dinge"
Auch Vizepräsident William Ruto warnte Obama nach Angaben der Zeitung "Daily Nation" am Montag davor, das Thema Homosexualität bei Gesprächen zu erwähnen: "Wir haben gehört, dass in den Vereinigten Staaten homosexuelle Beziehungen und andere schmutzige Dinge erlaubt sind." Bereits im Mai hatte Ruto erklärt, dass es in Kenia keinen Platz für Schwule und Lesben gebe (queer.de berichtete).
LGBT-Aktivisten im Land machen sich unterdessen Sorgen über die sich verschlechternde Situation von sexuellen Minderheiten: "Die homofeindliche Bewegung wächst in Kenia", erklärte der Anwalt Erik Gitari von der National Gay and Lesbian Human Rights Commission. Wegen der homophoben Rhetorik würde die Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Schwule und Lesben ansteigen ebenso wie Fälle von Diskriminierung.
Derzeit stehen in dem Land auf homosexuelle Handlungen eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren. Die homophoben Ansichten der Regierung sind auch unter den 45 Millionen Kenianern weit verbreitet. Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2013 erklärten 90 Prozent, dass die Gesellschaft Homosexualität nicht akzeptieren dürfte.
Während seiner Präsidentschaft hat Barack Obama bereits wiederholt Homo-Rechte in Afrika eingefordert, etwa 2013 bei einem Besuch im Senegal (queer.de berichtete). (dk)
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