Die Plakate wurden an Laternen, Bushaltestellen und Gartenzäunen angebracht
An mehreren Orten der türkischen Hauptstadt tauchten homophobe Drohungen auf, zu denen sich eine "Junge Islamische Verteidigung" bekannte.
Mutmaßliche Islamisten haben am Dienstag in mehreren Vierteln der türkischen Hauptstadt Ankara Poster plakatiert, auf denen zum Mord an LGBT aufgerufen wird. Laut dem immer gleichen Plakat zeigt sich eine bislang wenig in Erscheinung getretene Gruppe namens "Junge Islamische Verteidigung" dafür verantwortlich.
Auf dem Plakat, das mit einem Foto vom CSD in Ankara bebildert ist, wird eine angeblich vom Propheten Mohammed stammende Äußerung zitiert: "Wen auch immer ihr bei der Tat der Leute von Lot vorfindet, richtet denjenigen hin, der es tut, und den, mit dem es getan wird." Die Passage bezieht sich auf die Geschichte von Sodom und Gomorra, wie sie auch im Christentum zur Verfolgung Homosexueller genutzt wurde.
Die "Junge Islamische Verteidigung" schrieb dazu auf ihrer Webseite, die Plakate seien eine Antwort auf Demonstrationen von LGBT. Muslime sollten zu "amoralischen" Handlungen nicht schweigen. Auch wiederholte die Gruppe den auf dem Plakat als Zitat gekennzeichneten Ausruf in eigenen Worten.
Nach heftiger Kritik verteidigte die Gruppe die Poster, die nicht ihre eigenen Worte, sondern die des Propheten wiedergeben würden. Linke Gruppen und Medien hätten eine Kampagne gegen sie und den Islam als solchen gestartet.
Kritik an Regierung
Die "Junge Islamische Verteidigung" ist keine anerkannte Organisation; Medienberichten zufolge weiß niemand, wer sich dahinter verbirgt. Laut der LGBT-Organisation Kaos GL trat die Gruppe schon früher in Erscheinung, als sie etwa Valentinsfeiern oder Uni-Festivals als unislamisch kritisiert habe.
Kaos GL kommentierte, der "Aufruf zum Massaker" sei eine Konsequenz der "Hass-Politik der AKP-Regierung". So hätten sich mehrere Regierungspolitiker in der Vergangenheit LGBT-feindlich geäußert und dabei teilweise selbst auf die Geschichte von Lot verwiesen.
Am vorletzten Wochenende war die Polizei in Istanbul überraschend mit Wasserwerfern, Tränengas, Pfefferspray und Gummigeschossen gegen den 13. CSD vorgegangen (queer.de berichtete). Inzwischen haben LGBT-Organisationen mehrere Strafanzeigen gestellt (queer.de berichtete). (nb)