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Kreative Gleichstellungsgegner
Australischer Minister: Ehe für alle schadet Rinder-Export

Vergeht Asiaten wirklich der Appetit auf saftige Steaks aus Australien, falls das Land die Ehe öffnet? (Bild: flickr / Lennart Tange / by 2.0)
- 8. Juli 2015, 15:35h 2 Min.
Auch Down Under tobt der Kampf um die Gleichstellung: Die Mitte-Rechts-Regierung bedient sich nun fantasievoller "Argumente", um die Ehe-Öffnung zu verhindern.
Der australische Landwirtschaftsminister Barnaby Joyce hat am Wochenende davor gewarnt, dass die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht negative Auswirkungen auf den Export habe. Deshalb spreche er sich schon allein aus ökonomischen Gründen gegen die Öffnung der Ehe aus: "Wirtschaftlich leben wir in Südostasien und dort gehen auch unsere Rinder hin", erklärte er in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ABC. Diese Länder würden Australien nach seinen Gesetzen beurteilen, "ob wir wollen oder nicht. Die sehen uns als dekadent an."
Wenige Tage zuvor hatte der Mehrheitsführer im Senat, Eric Abetz, die Ehe-Öffnung mit ähnlichen Argumenten abgelehnt. Er sagte, dass Australien die Gleichstellung nicht anstreben solle, da man sich im "asiatischen Jahrhundert" befinde, und fragte: "Sagen Sie mir, wie viele asiatische Nationen die Ehe neu definiert haben?" Die Ehe für alle sei ohnehin nur "die neuste Modeerscheinung".
Tatsächlich gibt es in Asien bislang kein einziges Land, das Schwule und Lesben im Ehe-Recht gleichgestellt hat oder landesweit eingetragene Partnerschaften anbietet.
Debatte um Ehe-Öffnung

Landwirtschaftsminister Barnaby Joyce
Anlass für die Debatte in Australien wie in anderen Ländern ist die gerichtlich angeordnete Ehe-Öffnung in den USA. Die Regierung des Mitte-Rechts-Parteienbündnisses namens "Coalition" lehnt die Gleichbehandlung allerdings mehrheitlich ab. Premierminister Tony Abbott erklärte Anfang des Monats, dass sich seine Partei im Wahlkampf vor zwei Jahren deutlich für die Ehe "als Verbindung zwischen Mann und Frau" ausgesprochen habe – man dürfe die Position nicht ohne Not in der Mitte der Legislaturperiode ändern.
Dennoch sprechen sich neben den meisten Oppositionsabgeordneten von der sozialdemokratischen Labor Party und den Grünen inzwischen auch mehrere Abgeordnete der "Coalition" für die Ehe für alle aus. Sie wollen daher erreichen, dass die Regierung eine freie Abstimmung zulässt – damit hätten die Ehe-Befürworter mit großer Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit.
Das Thema Ehe-Öffnung war bereits 2013 in Australien auf der Tagesordnung: Damals erlaubte die Hauptstadtregion Schwulen und Lesben zu heiraten (queer.de berichtete). Knapp zwei Monate später kippte der Oberste Gerichtshof Australiens dieses Gesetz, weil die Ehe bundesweit als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert sei und eine Regionalregierung nicht befugt sei, diese Definition zu ändern (queer.de berichtete). Die Richter stellten aber klar, dass eine bundesweite Ehe-Öffnung möglich sei. (dk)














