https://queer.de/?24184
Täter konnten fliehen
Homophobe Attacke nach Münchner CSD

Der angegriffene Marcel Rohrlack machte die Tat am Sonntag selbst öffentlich, um ein Zeichen zu setzen. Das Bild rechts zeigt ihn beim CSD, er hatte erstmals in Drag teilgenommen. (Bild: privat)
- 12. Juli 2015, 15:16h 3 Min.
Auf dem Nachhauseweg wurde ein junges Paar angepöbelt und angegriffen. Ein 18-Jähriger wurde durch einen Faustschlag am Auge verletzt.
Von Norbert Blech
In München ist es am Samstag nach den Feierlichkeiten zum Christopher Street Day zu einer homophoben Gewalttat gekommen. Ein schwules Paar wurde gegen ca. 19 Uhr auf dem Nachhauseweg in der Nähe des Ostbahnhofs von Unbekannten zunächst angepöbelt und dann angegriffen.
Der 18-jährige Marcel Rohrlack, Sprecher der Grünen Jugend München, und sein 28-jähriger Freund Alexander hatten an der CSD-Parade und an dem anschließenenden Straßenfest teilgenommen. Danach machten sich beide, noch in Drag und auf Stöckeln, auf zu Alexanders Wohnung.
Am Bahnhof trafen sie dann auf rund fünf Männer um die 20, die sie anpöbelten und sie anschließend verfolgten. "Da fielen Sprüche wie: 'Seid ihr schwul, oder was?' oder 'Schämt ihr euch nicht?'", erinnert sich Marcel gegenüber queer.de.
Verwunderung über Polizei

Mit Blut übersätes Kleid von Marcel nach der Tat (Bild: privat)
Dann sei alles sehr schnell gegangen: Als die Gruppe mitbekam, dass Alexander einen Schlüssel herausholte und das Paar in einen Hauseingang wollte, habe einer der Männer mit der Faust in Marcels Gesicht geschlagen. Durch die Sonnenbrille erlitt er dabei eine Schnittverletzung, die später im Krankenhaus genäht werden musste.
Alexander habe dann noch versucht, die Angreifer zu verfolgen, informierte unterwegs per Handy die Polizei. "Er wurde aber bedroht und hielt sich zurück, als die Gruppe in einen Park flüchtete", meint Marcel. Später habe man mit den eingetroffenen Beamten noch eine Suche gestartet, die aber erfolglos blieb.
Über das Verhalten der Polizei ist das Paar verwundert: Das habe zunächst vor allem die Angegriffenen befragt und von beiden einen Alkoholtest verlangt. "Wir hatten auf dem CSD natürlich was getrunken, aber waren nicht betrunken", sagt Marcel. Später eingesetze Beamte hätten sich einfühlsamer verhalten.
"Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen"

Marcel kurz nach der Tat (Bild: privat)
Am Sonntag Nachmittag hatte Marcel die Tat auf Facebook bekannt gemacht: "Ich hab die Parade gestern sehr genossen und viel Zuspruch für mein Outfit erhalten. Leider sah das nicht jeder so", leitete er den Eintrag ein, der zu vielen Genesungswünschen führte. Darin dankte er auch Passanten, die sich um ihn gekümmert und einen Krankenwagen gerufen hatten.
Der bewusst in dem sozialen Netzwerk veröffentlichte Eintrag endet mit: "Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Be proud!" Das war ihm wichtig.
Der Münchner CSD stand unter dem Motto "Familie ist, was wir draus machen!" Nach Polizeiangaben fand er 9.500 Teilnehmer und 95.500 Zuschauer. Die Tat wird im abschließenden Pressebericht der Polizei zum CSD noch nicht erwähnt.
Update 14.7.: Soliaktion geplant
Die Grüne Jugend hat zu einer Solidaritätsaktion am Mittwoch in München aufgerufen. Mehr dazu in dieser Meldung oder direkt in dem Aufruf bei Facebook.















Jeder, der unsere Gleichstellung auch nur einen weiteren Tag blockiert, stellt uns damit als Menschen 2. Klasse dar.