Der Stuttgarter Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz wurde am Dienstag feierlich eingeweiht (Bild: Andreas Zinßer)
An seinem 120. Todestag wurde am Dienstag ein Platz im Stuttgarter Süden nach dem "ersten Schwulen der Weltgeschichte" benannt.
Von Andreas Zinßer
Nach Aurich, Berlin, Bremen, Hannover und München hat nun auch Stuttgart einen Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz. Genau am 120. Todestag des "ersten Schwulen der Weltgeschichte" wurde am Dienstag im Süden der baden-württembergischen Metropole das Straßenschild offiziell enthüllt.
Stuttgarts Bürgermeister Werner Wölfle (Grüne) begrüßte die zahlreichen Gäste aus Politik und Community und gab einen kurzen biografischen Einblick in das Leben Karl-Heinrich Ulrichs (1825-1895), der auch acht Jahre in Stuttgart lebte. In der Lindenstraße (heute Kienestraße) und in der Silberburgstraße 102 war er zu Hause.
Erster bekannter Vorkämpfer für Homorechte
Der Jurist Ulrichs ist der erste bekannte Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen in Deutschland. 1854 musst er den Staatsdienst verlassen, weil gegen ihn wegen "widernatürlicher Wollust mit anderen Männern" ermittelt wurde. Daraufhin arbeitete er als Anwalt, bis er 1859 ein Berufsverbot erhielt. Anschließend schlug sich Ulrichs als Journalist, Privatsekretär und mit Fremdsprachenunterricht durch.
Im Jahr 1864 veröffentlichte er die erste von insgesamt zwölf Schriften unter dem Titel "Forschungen über das Rätsel der mannmännlichen Liebe", die in einigen deutschen Staaten verboten wurden. Darin stellt Ulrichs die Hypothese von der weiblichen Seele im männlichen Körper auf. Die gleichgeschlechtliche Liebe nennt er Uranismus. Er geht von einer natürlichen, nicht krankhaften Veranlagung aus und fordert daher die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Sein Anliegen trug er 1867 erstmals öffentlich auf dem Deutschen Juristentag in München vor. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen, auf die Karl-Heinrich Ulrichs sehr stolz war.
CSD-Verein: Das Potential des Platzes nutzen
Christoph Michl vom Orga-Team des Stuttgarter CSD-Vereins begrüßte am Dienstag in einer kurzen Ansprache, dass es nun auch im Ländle einen offiziellen Platz für den Kampf für die Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben, Transgendern, Trans- und Intersexuellen sowie queeren Menschen gäbe. Er bedankte sich bei der Landeshauptstadt und den Initiatoren der Benennung des bislang namenlosen Platzes, namentlich der grünen Gemeinderatsfraktion, die zu dem Vorhaben vom Arbeitskreis LSBTTIQ der Stuttgarter Beschäftigten und dem Arbeitskreis des sich in Gründung befindenden Stadtmuseums angeregt worden war.
Darüber hinaus schlug Michl vor, das Potenzial des im Stuttgarter Süden recht zentral liegenden Platzes (direkt neben dem Aufstellungsbereich der CSD-Politparade) für künftige Sichtbarmachung von LGBT über die bloße Namensgebung hinaus zu nutzen.
Niko Eleftheriadis, Schauspieler des am Platz liegenden Theaters Rampe, ließ den Vorkämpfer Ulrichs selbst zu Wort kommen, zitierte kraftvoll aus dessen schriftlichen Nachlässen und entwarf anschließend das Bild einer geschlechtergerechten Zukunft. In jener würde es keine Diskriminierung mehr geben, keine bloße Fixierung auf Genitalien als Identitätsgrundstein.
Bürgermeister Werner Wölfle und Christoph Michl enthüllten schließlich gemeinsam das Namensschild des Platzes. Hier ein Symbol der Zusammenarbeit der Stadt mit den Kräften der Community zu erkennen, ist naheliegend und erwünscht. In Stuttgart haben Diskriminierungen auf Grund der sexuellen Identität und Orientierung sowie homophobe Angriffe keinen Platz – Karl-Heinrich Ulrichs jetzt schon.
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Mit solchen menschenfeindlichen Gestalten, die von "68Neonazis" und "Totalitarismus" faseln, treten CDU-Politiker/innen in Stuttgart gemeinsam auf.
Uns im Land des rosa Winkels Totalitarismus zu unterstellen, dazu gehört schon eine besondere Verkommenheit.