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Hintergründe unklar
Ukraine: Anschlag auf Homo-Club

Der Tatort am Montag
- 20. Juli 2015, 18:19h 2 Min.
In der Nacht zum Montag wurde ein Sicherheitsmitarbeiter des Clubs "Libertin" durch eine Granate verletzt.
Von Norbert Blech
In der südukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer ist es am Montag gegen 4 Uhr morgens zu einem Anschlag auf einen beliebten Szeneclub für Schwule und Lesben gekommen. Ein 21-jähriger Security-Mitarbeiter des "Libertin" wurde dabei verletzt.
Im Eingangsbereich des Clubs war ersten Ermittlungen der Polizei zufolge wahrscheinlich eine Handgranate explodiert, als sich drinnen nur noch wenige Gäste aufhielten. Der 21-jährige Mitarbeiter erlitt nicht lebensgefährliche Verletzungen im Bein-Bereich und wird in einem Krankenhaus behandelt.
Von dem Club selbst wurde größtenteils nur die Eingangstür und ein Schild beschädigt. Die Betreiber gaben auf Facebook an, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen und ab Mittwoch wieder zu öffnen.
Tat des "Rechten Sektors"?

Vor allem der Eingangsbereich des Clubs wurde beschädigt
Über die möglichen Täter gibt es in den Medien unterschiedliche Berichte: Manche Zeugen sprachen demnach von vier Männern, die aus einem Auto heraus etwas in den Club warfen. Andere Zeugen sahen zwei Männer, die sich auffällig im Eingangsbereich des Libertin verhielten.
Zusätzliche Verwirrung stiften Berichte über eine am Tatort auf dem Bürgersteig angebrachte Inschrift, die "Familienwerte zuerst – Rechter Sektor" lautete. Manchen Berichten zufolge war diese schon vor der Tat zu sehen. Die radikal-nationalistische Gruppe hat eine Verantwortung für den Anschlag und die Inschrift zurückgewiesen und sprach von einer gezielten Diskreditierungs-Kampagne gegen sie.
Angriffe häufen sich
In den letzten Jahren hatte es in der Ukraine immer wieder Angriffe auf LGBT-Einrichtungen gegeben. Im letzten November hatten Anhänger des russischen Neonazis Maxim Martsinkewitsch ("Occupy Pedophilia") in Odessa ein "Drag Queen Fest" überfallen (queer.de berichtete), gegen das Neonazis bereits ein Jahr zuvor demonstriert hatten.
Ende Oktober hatte es einen Brandanschlag auf ein Kino in Kiew gegeben, in dem eine LGBT-Filmreihe gezeigt wurde (queer.de berichtete). Zuvor hatten Nationalisten im Juli an zwei Tagen hintereinander einen schwulen Club der Hauptstadt überfallen (queer.de berichtete), auch in Donezk hatte es einen ähnlichen Angriff gegeben.
Die Hintergründe der Taten sind unklar. In der Ukraine hatte es vor den Maidan-Protesten bereits inszenierte Schwulendemos (queer.de berichtete) sowie homophobe Proteste vor EU-Botschaften (queer.de berichtete) gegeben, um gegen eine EU-Annäherung Stimmung zu machen. Nach dem Umschwung nahmen die Angriffe zugleich zu. Nach einer Absage im letzten Jahr fand in diesem Jahr ein CSD in Kiew statt – mutmaßliche Neonazis lieferten sich aber Schlachten mit der Polizei (queer.de berichtete).














