Die Konferenz beginnt mit einer Messe im Fuldaer Dom (Bild: Lars Steffens, flickr, by sa 2.0)
Beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken tritt u.a. Hedwig von Beverfoerde auf. Ihrer homophoben "Initiative Familienschutz" gilt auch eine Kollekte.
Von Norbert Blech
Es ist quasi eine Art katholische Version der "Compact"-Konferenz, die für nächstes Wochenende in Fulda geplant ist. Der jährliche Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken versammelt 2015 einige explizite Gegner von LGBT-Rechten und steht bereits unter dem Motto "Ehe und Familie – gottgewollter Auftrag und Weg zum Glück".
Eröffnet wird die dreitägige Konferenz mit bis zu 1.500 Teilnehmern am Freitag mit einer Messe im Dom, geleitet vom Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Er selbst hatte schon gleichgeschlechtliche Ehen als "abartig" bezeichnet; nur die Ehe zwischen Mann und Frau sei "das Normale und Gesunde".
Im Kongresszentrum Esperanto darf dann später am Abend Hedwig von Beverfoerde referieren. Die Leiterin der "Initiative Familienschutz" aus dem Haus der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch spricht eine Stunde lang über die von ihr organisierte Bewegung "Demo für alle": "Warum wir gegen Gender-Indoktrinierung und Sexualisierung der Kinder demonstrieren". Laut Programmheft (PDF) gilt der Initiative auch die Kollekte der Messe am nächsten Morgen in der Stadtpfarrkirche St. Blasius.
Homo-Hasser nach Homo-Hasser
Frühere Kongresse hatten zwischen 1.000 und 2.000 Teilnehmer
Direkt vor Beverfoerde spricht der Churer Bischof Vitus Huonder, gegen den die "Demo für alle" noch mild erscheint: Adoptionen durch Lesben und Schwule hatte er einst als "Auslieferung" von Kindern bezeichnet, die "der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung" beraubt würden (queer.de berichtete). Die Segnung von Homo-Paaren lehnte er als "Gräuel" ab, gegen Schulaufklärung über Homosexualität sprach er Christen ein "Widerstandsrecht" zu.
Am Samstag steht dann Werner Münch auf dem Programm, der ehemalige CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt tourte bereits im Frühjahr durch Südtirol mit einem Vortrag namens "Feminismus und Gender-Ideologie zerstören Ehe und Familie sowie unsere christliche Kultur und demokratische Zivilisation" (queer.de berichtete). Mit der Homo-Ehe werde "die Würde des Menschen, der Mensch selbst, versklavt sowie die herkömmliche Ehe und Familie entehrt und zerstört", hieß es in Einladungen dazu. Sein Thema in Freiburg: "Stehen Ehe und Familie noch unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung?"
Beim Kongress auch nicht fehlen darf Jürgen Liminski, der als Moderator im Deutschlandfunk Stimmung gegen ein Gender Mainstreaming macht, Texte für homophobe Kirchenzeitungen liefert (queer.de berichtete) und schon auf einer Demo für alle auftrat (queer.de berichtete). Vor Jahren war er Gast auf einem "Weltkongress der Familien", unter anderem neben dem amerikanischen Homo-Hasser Scott Lively, der sich inzwischen wegen seiner Unterstützung der Verfolgung und Hinrichtung von Schwulen in Uganda vor einem Gericht verantworten muss. In Fulda redet Liminski über die mediale Aufbereitung des Themas Familie.
Noch ein "Highlight" ist ein Vortrag der Wiener Theologin Gudrun Kugler über "Intoleranz im Namen der Toleranz". Sie hatte in Österreich eine politische Aufregung über Sexualaufklärung inszeniert und betreibt eine Webseite über "Christianophobie". Als Mitbetreiberin der Heiratsplattform kathtreff.org ist sie für einen Nebenstrang des Kongresses für Singles verantwortlich – bei diesem spricht auch Martin Lohmann, katholischer Publizist und Aktivist gegen LGBT-Rechte und Abtreibung.
Beim Hauptkongress selbst droht am Sonntag noch eine Podiumsdiskussion zum Thema "Was macht Familie zukunftsfähig", mit dem homophoben CSU-Rechtsaußen Norbert Geis, den Bischöfen Andreas Laun und Walter Mixa, der Ehefrau von Jürgen Liminski und dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus, der gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt ankämpft (queer.de berichtete).
Kongresse zum "Kulturkampf"
Bischof Algermissen nannte Homosexualität einst keine "normale Haltung des Menschen"
Das Forum Deutscher Katholiken ist ein erzkonservativer Gegenverein zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in seinem Kuratorium sitzen unter anderem Norbert Geis, Joachim Kardinal Meisner und die Homo-Gegnerin Gabriele Kuby. Der Kongress "Freude am Leben" richtete sich dabei immer wieder gegen Homo-Rechte.
So verabschiedeten die Gläubigen im letzten Jahr zwei Resolutionen, eine für eine stärkere Orientierung der Politik an der Bibel und eine gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt: "Bildungspläne, Gender-Vorgaben und eine bestimmte Form des Sexualkundeunterrichts sollen die Kinder in eine enge, vorgegebene Richtung formen", wurde darin kritisiert. Ein Redner nannte es "pervers", dass sich Schüler in Rollenspielen in Homosexuelle hineinversetzen sollten (queer.de berichtete).
Im Jahr zuvor hatte der Kongress eine von Gabriele Kuby verfasste Resolution gegen "Gender Mainstreaming" verabschiedet, deren "zersetzender Einfluss" sich etwa in der rechtlichen Anerkennung homosexueller Partnerschaften zeige (queer.de berichtete). 2009 hatte Bischof Algermissen bezüglich der Themen Abtreibung und Homo-Ehe einen "Kulturkampf" ausgerufen: Man müsse sich gegen die "Irrtümer der Zeit" wehren (queer.de berichtete).
Dass solche Äußerungen in der Allgemeinbevölkerung als reaktionär und als Hetze rüberkommen, hat man freilich auch beim Forum Deutscher Katholiken gemerkt. So bietet man in den Tagen vor dem Kongress ein "Medien- und Kommunikationstraining" an, um zu kontroversen Themen "liebevoll und überzeugend" sowie "sicher und ansprechend Stellung zu nehmen". Laut Broschüre (PDF) eine wichtige Frage, auf die man sich vorzubereiten habe: "Wieso akzeptiert die Kirche homosexuelle Menschen nicht?"