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Hamburger Elterniniative
"Wir wollen lernen" setzt Schulaufklärung mit sexuellem Missbrauch von Kindern gleich

Mit dieser Twitter-Mitteilung zum Motiv des Hamburger CSD warnt die Elterninitiative vor Homosexuellen
- 30. Juli 2015, 14:16h 2 Min.
Der Hamburger CSD will die Vielfalt von Lebensformen im Lehrplan verankern. Für eine konservative Elterninitiative ist das Kindesmissbrauch.
Das alte Klischee vom schmutzigen schwulen Mann lebt: Die Hamburger Elterninitiative "Wir wollen lernen" hat auf Twitter die Aufklärung über Homosexualität mit Kindesmissbrauch gleichgesetzt. Am Mittwoch postete die Initiative ein Plakat des Hamburger CSD, der dieses Jahr unter dem Motto "Akzeptanz ist schulreif: Sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan" steht. Dazu schrieb die Initiative: "Erinnert auf ungute Weise an #Odenwaldschule und Forderungen der GRÜNEN aus düsteren Zeiten." Die hessische Odenwaldschule war in den letzten Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil Lehrer zwischen den Sechziger- und Neunzigerjahren mindestens 132 Schülerinnen und Schüler sexuell missbraucht hatten.
Die CSD-Organisatoren in Hamburg zeigten sich geschockt über den Vergleich: "Mir ihrem Verweis auf sexuellen Missbrauch und Pädophilie beweist die Initiative, dass sie nicht lernen will, sondern vor allem lernen muss", erklärte Stefan Mielchen, Erster Vorsitzender des Hamburg Pride. Sexualpädagogik habe die Aufgabe, dass Kinder und Jugendliche "wissen und artikulieren können, was sie wollen und was sie nicht wollen – ohne Angst, ohne Scham, voller Wertschätzung". Das sei der beste Schutz vor sexuellem Missbrauch und vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Die Elterninitiative war 2008 als Reaktion auf das Vorhaben des damaligen schwarz-grünen Senats gegründet worden, die Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre zu verlängern. In einem Volksentscheid konnte "Wir wollen lernen" schließlich die Reform stoppen – und erhielt auch prominente Unterstützung, etwa vom Schauspieler Sky du Mont.
Kulturkampf auch in Parlamenten
Die Gleichsetzung von Homosexualität und Kindesmissbrauch ist derzeit bei Schulreformen ein beliebtes Mittel von LGBT-Gegnern: So werden bei der AfD-nahen "Demo für alle" in Stuttgart immer wieder Schilder mit Aufschriften wie "Pädagogik statt Pädo-Logik" gezeigt. Auch in der CDU finden solche Vergleiche Anhänger: So warnte beispielsweise die niedersächsische CDU-Schulexpertin Karin Bertholdes-Sandrock vergangenes Jahr davor, dass "Schwule und Lesben in den Klassen allein gegenüber den Kindern auftreten" (queer.de berichtete). In Hamburg zog die Schulbehörde ein Aufklärungsbuch zurück, nachdem die CDU in einer Anfrage wissen wollte, ob Schüler "zu früh unangemessen sexualisiert" werden (queer.de berichtete).
Am Freitag startet in der Hansestadt das CSD-Straßenfest, die Politparade des Hamburg Pride wird am Samstag stattfinden. Hier wollen die Veranstalter dafür werben, dass die Vielfalt von Lebensformen ein selbstverständlicher Bestandteil der Bildungspläne in Deutschland wird. (dk)

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