Omar Sharif Jr. ist Fotomodell und ebenfalls Schauspieler, wenngleich weniger bekannt als sein Großvater. Der 31-Jährige lebt in Los Angeles (Bild: Promo)
In der Sendung "Shabab Talk" der Deutschen Welle warb der Enkel des kürzlich verstorbenen ägyptischen Schauspielers Omar Sharif für Toleranz und religiöse Vielfalt.
Er war in seinem Heimatland Ägypten eine Art Nationalheld, andererseits auch umstritten und über Jahre hinweg eine "Persona non grata": Schauspieler-Legende Omar Sharif, der am 10. Juli in Kairo verstorben ist.
Entsprechend groß war das Interesse in Ägypten und anderen Ländern der arabischen Welt, als sein Enkel Omar Sharif Junior sich erstmals in Form eines ausführlichen Interviews mit der Deutschen Welle (DW) direkt an ein arabischsprachiges Publikum wandte.
"Ich bin in erster Linie ein Mensch"
Auf Twitter bedankte sich Omar Sharif Jr. mit diesem Bildermix für das "nachdenkliche Interview"
Sharif Junior, wohnhaft in Los Angeles, ist Fotomodell und ebenfalls Schauspieler, wenngleich weniger bekannt als sein Großvater. Vor allem aber setzt sich der 31-Jährige aktiv für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben ein – ein Anliegen, das in der arabischen Welt als besonders schwer vermittelbar gilt, da Homosexualität dort zumeist breiter gesellschaftlicher Ächtung unterliegt und in vielen Ländern sogar ausdrücklich unter Strafe steht.
In der Jugendsendung "Shabab Talk" warb er deshalb gegenüber dem arabischsprachigen Publikum vor allem für Toleranz: "Ich bin in erster Linie ein Mensch, und ich wünsche mir, dass die Menschen in der arabischen Welt mich auch so sehen", betonte Omar Sharif Junior im Gespräch mit DW-Moderator Jaafar Abdul-Karim.
Auch sein Großvater habe keinerlei Probleme mit seiner sexuellen Orientierung gehabt: "Meine Homosexualität war in unserer Familie nie ein Thema. Ich habe das auch nie mit meinem Großvater diskutiert", so Sharif Junior. "Ich war für ihn einfach nur Omar, der Enkel. Und bin das für ihn auch immer geblieben."
Enorme Resonanz in der arabischen Welt
Auf Facebook präsentierte sich Sharif Jr. vor einigen Jahren mit freiem Oberkörper und ägyptischer Nationalfahne
Auch in Sachen Religion warb Sharif Junior für gegenseitige Achtung: "Ich bin Muslim", betonte er. "Aber ich respektiere auch die Religion meiner Mutter, das Judentum, genauso wie ich das Christentum respektiere – die Familie meines Großvaters war ja christlich. Ich bin sozusagen selbst eine Mischung aus all diesen Religionen." Sein ganzes Leben sei davon geprägt. "Ich bin in zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen", so Sharif Junior. "Meine Großeltern väterlicherseits waren zwei ägyptische Superstars – aber meine Großeltern mütterlicherseits waren Überlebende des Holocaust. Die einen waren reich, die anderen arm."
Die Resonanz auf die Äußerungen des Sharif-Enkels in der arabischen Welt waren enorm: Bereits nach wenigen Stunden gab es mehr als 100.000 Klicks auf die unterschiedlichen Clips und Online-Fassungen aus dem arabischsprachigen DW-Interview. Zwei große Sender in Ägypten und Libanon übernahmen das Interview komplett, zahlreiche Webseiten brachten umfangreiche Zitate aus dem Gespräch.
Omar Sharif Jr. hatte sich 2012 in einem Artikel für das US-Schwulenmagazin "Advocate" erstmals als schwul geoutet und damals die Verschlechterung der Lebensbedingungen für Minderheiten in seinem Herkunftsland Ägypten beklagt (queer.de berichtete). (cw/pm)