Bischof Vitus Huonder hat in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Schwule und Lesben polemisiert (Bild: Michael Beat / by 2.0)
Nach einer Welle der Empörung rudert der Churer Bischof zurück: Man habe ihn missverstanden, als er über die biblische Forderung der Todesstrafe für homosexuelle Männer sinnierte.
Der schweizerische Bischof Vitus Huonder hat am Montag in einer Pressemitteilung seine Aussagen über die biblische Forderung nach der Todesstrafe für schwule Männer relativiert. Er bedaure, wenn der Vortrag "in den Medien vereinzelt als Herabsetzung homosexueller Menschen verstanden wurde": "So war es nicht gemeint."
Was er genau stattdessen meinte, lässt die Presseerklärung allerdings offen. Der 73-Jährige hatte am Freitag bei einem Kongress des Forums Deutscher Katholiken in Fulda eine Bibelstelle über die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen zitiert ("Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft") und dazu gemeint, dass diese Stelle die "göttliche Ordnung" vorgebe, "welche für den Umgang mit der Sexualität gilt" (queer.de berichtete). Auch meinte er, dass die Bibel-Aussagen genügten, "um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben". Unter Applaus schloss er an, dass die Aussage "Bedeutung für die Definition der Ehe und der Familie" habe und eine Homo-Ehe folglich abzulehnen sei.
In seiner Pressemitteilung schreibt Huonder, er habe "mehrere unbequeme Passagen aus dem Alten Testament" zitiert, "die Ehe, die Sexualität oder die Familie betreffen". Er wolle "klarstellen, dass ich mit dem Vortrag, dessen Hauptthema die Ehe aus christlicher Sicht ist, in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen wollte und dass ich, wenn es um Homosexualität geht, ganz beim Katechismus der katholischen Kirche stehe."
In dem aktuellen Katechismus der katholischen Kirche aus dem Jahre 1992, der von Huonder ausgiebig zitiert wird, wird zwar erklärt, dass homosexuelle Handlungen gegen das "natürliche Recht" verstießen und "in keinem Fall zu billigen" seien; das Handbuch legt aber immerhin fest, dass Homosexuellen "mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen" sei. Sie seien aber "zur Keuschheit gerufen".
Keine Kritik der Bischofskonferenz
Die Worte des Bischofs, am Samstag zuerst von queer.de zitiert, hatten in der Schweiz in den letzten 24 Stunden zu vielen Medienberichten und zu viel Kritk geführt – in den schweizerischen Twitter-Charts steht sein Name derzeit auf dem Spitzenplatz.
Die Schweizer Bischofskonferenz hatte am Morgen mitgeteilt, das man sich zu Aussagen einzelner Bischöfe nicht äußere. Auch hatte sie ebenfalls auf den Katechismus verwiesen, woraus Medien vor allem zitierten, dass "homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen" seien. Inzwischen verbreitet die Konferenz auf ihrer Webseite das Statement von Huonder – und eine Chronologie der Berichterstattung von queer.de über Schweizer LGBT-Portale bis hin zu den Schweizer Medien, so als würde dieser Weg die Kritik entkräftigen.
Nicht enthalten in der Chronologie ist eine Stellungnahme der Schweizer LGBT-Organisation Pink Cross vom Samstag, die eine Entschuldigung Huonders gefordert hatte und eine strafrechtliche Überprüfung in Aussicht stellte. "Ein Kirchenvertreter lebt in keinem rechtsfreien Raum. Wer so argumentiert und indirekt sagt, Homosexuelle sollen getötet werden, ist kein Kirchenmann – sondern ein Hetzer und Straftäter", sagte Bastian Baumann, der Geschäftsführer der Organisation.
Nicht die erste Entgleisung
Huonder hat sich in den letzten Jahren immer wieder abwertend über Schwule und Lesben geäußert. So bezeichnete er dieses Jahr Homosexualität als Gräuel (queer.de berichtete) – das Zitat aus Fulda ist die Langfassung davon. Im vergangenen Jahr forderte er, dass Homosexuelle wegen ihrer "irregulären Situation" keine Hostien bei Gottesdiensten mehr erhalten sollten (queer.de berichtete). 2013 behauptete er anlässlich des Tages der Menschenrechte, dass die Gleichbehandlung von Homosexuellen "psychische Störungen" verursachen würde (queer.de berichtete).
Der Kongress in Fulda zum Thema Ehe und Familie, auf dem seine neueste Äußerung fiel, hatte eine ganze Reihe homofeindlicher Redner eingeladen. Viele von ihnen erklärten, dass heutzutage "im Namen der Toleranz" Christen verfolgt würden, wenn sie sich für die "christliche" Familie einsetzten. (dk)
.. die haben das doch gar nicht gewollt ..