Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?24341

Christian Tischner macht Stimmung gegen den "Thüringer Bildungsplan bis 18" (Bild: CDU Thüringen)

  • 6. August 2015, 09:13h 34 3 Min.

Auch im Freistaat trommelt die oppositionelle CDU gegen einen Bildungsplan und warnt, dass "Frühsexualisierung" zu befürchten sei, wenn an Schulen über Schwule und Lesben gesprochen wird.

Äußerungen des bildungspolitischen Sprechers der CDU Thüringen haben in den letzten Tagen zu scharfer Kritik von LGBT-Aktivisten geführt.

Christian Tischner hatte am Freitag in einer Pressemitteilung seiner Fraktion der rot-rot-grünen Landesregierung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vorgeworfen, dass die Berücksichtigung von LGBT im "Thüringer Bildungsplan bis 18" problematisch sei. Dabei verwendete er auch den Kampfbegriff "Frühsexualisierung", mit dem die homophobe "Demo für alle" in Stuttgart vor der Erwähnung von Schwulen und Lesben im Unterricht warnt.

"Berichte zur Fertigstellung des Thüringer Bildungsplans bis 18 Jahre und die stärkere Berücksichtigung der Gleichstellung von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität haben Eltern und Lehrer in den letzten Wochen stark verunsichert", behauptet Tischner. Er warnte die Regierung davor, die "Sexualerziehung über die Köpfe der Eltern" hinweg zu entscheiden. Denn "viele Eltern" fürchteten "eine zu frühe Sexualisierung ihrer Kinder".

Allerdings kann Olaf Hollunder, der stellvertretende Landeselternsprecher, laut der "Thüringer Allgemeinen" diese Behauptung nicht nachvollziehen. Seines Wissens seien keine massiven Sorgen der Eltern wegen "Frühsexualisierung" an seinen Verband herangetragen worden. Auch im Thüringischen Bildungsministerium ist man über die Attacke der CDU überrascht. Es gehe nicht um "Frühsexualisierung", sondern um einem dem Entwicklungsstand entsprechenden Umgang mit Sexualität, erklärte ein Sprecher.

CDU "torpediert Förderung von Akzeptanz"

Der Lesben- und Schwulenverband Thüringen zeigte sich über die Äußerungen entsetzt und kritisierte die größte Oppositionspartei ungewöhnlich scharf: "Die Befürchtungen der CDU-Fraktion sind homophobe Panikmache", erklärte LSVD-Sprecherin Jenny Renner. Immerhin sei die schulische Sexualaufklärung "ein Aspekt unter vielen in dem über 400 Seiten starken Entwurf" – und dieser sei darauf ausgerichtet, ein "mobbingfreies Klima" in Schulen zu schaffen. "Das zu skandalisieren ist, mit homophoben Kanonen auf Spatzen zu schießen", so Renner. "Die CDU behauptet immer nur, gegen Diskriminierung zu sein. Doch statt konkrete Maßnahmen vorzuschlagen, torpediert sie lieber die Förderung von Akzeptanz."

Sie wies auch den Vorwurf des CDU-Mannes zurück, dass der Bildungsplan quasi in Hinterzimmern heimlich zusammengestellt wird: "Es gab und gibt bereits seit Jahren eine breite und transparente Diskussion um den 'Bildungsplan bis 18' in Thüringen", so Renner. So sei er von einem wissenschaftlichen Konsortium erarbeitet und von einem Fachbeirat begleitet worden, in dem beispielsweise Kirchen und Gewerkschaften vertreten seien – und keine LGBT-Vertreter, wie sie weiter anmerkte.

Laut dem Landesbildungsministerium wird ein überarbeiteter Entwurf nach der Prüfung durch die Fachreferate im Herbst veröffentlicht.

Die CDU kämpft derzeit in mehreren Bundesländern dagegen, dass LGBT in Bildungsplänen erwähnt werden. In Niedersachsen warnte etwa die christdemokratische Schulexpertin Karin Bertholdes-Sandrock davor, dass Schwule nicht mit Schülern allein gelassen werden dürften (queer.de berichtete). In Stuttgart unterstützen Teile der CDU offen die homophobe "Demo für alle" (queer.de berichtete).

LGBT-Aktivisten verweisen darauf, dass an Schulen ein homophobes Klima vorherrsche, das Schwulen und Lesben das Leben schwer mache. So zeigte eine Berliner Studie aus dem Jahr 2012, dass rund zwei Drittel der Grundschüler "schwul" oder "Schwuchtel" als Schimpfwort verwendeten (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 PeerAnonym
  • 06.08.2015, 11:28h
  • Die CDU'ler müssen ja wirklich von Sex besessen sein, wenn sie immer von "Frühsexualisierung" sprechen.

    Haben die sich niemals ein Schulbuch angesehen?

    Beim entsprechenden Unterricht an Grundschulen (der ja anderswo längst üblich ist), geht es überhaupt nicht um Sex. Da geht es einfach nur darum, dass manche Jungs Mädchen mögen und andere Jungs verlieben sich in Jungs. Bzw. umgekehrt bei Mädchen.

    Und das Thema Sex kommt erst dann dazu, wenn die Schüler wirklich in die Pubertät kommen und wissen müssen, wie sie verhüten, etc.

    Will die CDU demnächst auch noch die Lügen der AfD und der "Besorgten Eltern" aufgreifen und behaupten, in Bildungsplänen stünde, dass Schüler sich Pornos ansehen müssen und an Gruppensex teilnehmen müssen?
  • Direktlink »
#2 miepmiep
  • 06.08.2015, 11:39h

  • "Niemand darf wegen seiner Herkunft, seiner Ab­ stammung, seiner ethnischen Zugehörigkeit, seiner so­zialen Stellung, seiner Sprache, seiner politischen, welt­anschaulichen oder religiösen Überzeugung, seines Ge­schlechts oder seiner sexuellen Orientierung bevorzugt oder benachteiligt werden."

    Artikel 3 (3) der Verfassung des Freistaates Thüringen

    Wenn schulische Akzeptanzförderung infragegestellt wird, werden Ideologien der Ungleichwertigkeit geduldet und ihnen Vorschub geleistet.

    In Thüringen gibt es ein "Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit". Sein Kurztitel zu Werbezwecken: DENK BUNT.
  • Direktlink »
#3 NicoAnonym
  • 06.08.2015, 11:42h
  • 1.
    Schon in Grundschulen ist "schwule Sau" das häufigste Schimpfwort. Sollten die Schüler dann nicht wenigstens wissen, was das überhaupt heißt und was sie damit anrichten?

    2.
    Nach wie vor ist die Selbstmordrate unter schwulen, lesbischen, bi-, trans- und intersexuellen Jugendlichen 5-6 x so hoch wie bei Hetero-Jugendlichen.

    Erstens weil sie sich minderwertig fühlen und zweitens weil sie obendrein auch noch gemobbt werden. Beides kann nur mit Aufklärung und mehr Bildung verhindert werden.

    Wenn jemand das verhindern will, nimmt er offenbar für seine homophobe Ideologie den Tod von Menschen billigend in Kauf oder will das sogar.

    3.
    Aufklärungsunterricht kann nicht die sexuelle Orientierung ändern. Es geht also nicht darum, Schüler schwul oder lesbisch zu machen, wie manche Verschwörungstheoretiker sich das in ihrem kranken Hirn gerne ausdenken.

    Es geht nur darum, dass die LGBTI-Jugendlichen erfahren, dass an ihnen nichts minderwertig ist. Und dass die Hetero-Jugendlichen dies auch erfahren und Akzeptanz gegenüber LGBTI lernen, was auch ihnen selber nützt, weil Fanatiker es in Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft immer schwerer haben werden. Tolerante, weltoffene Menschen sind langfristig immer im Vorteil.

    In der Kindheit und Jugend werden die Weichen gestellt, ob man ein toleranter, weltoffener Mensch wird, der glücklich durchs Leben geht oder ob man ein hasserfüllter Fanatiker wird, der sich selbst ausschließt und immer mehr in den Wahn abdriftet.
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: