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Im Emmerich-Film "Stonewall", der im September in die amerikanischen Kinos kommen soll, spielt Jeremy Irvine die Hauptrolle

  • 6. August 2015, 13:34h 110 3 Min.

Mehrere Wochen vor der Veröffentlichung von Roland Emmerichs Heldenepos kritisieren LGBT-Aktivisten, dass der Film die Ereignisse verfälscht darstelle.

Zu Update springen: Roland Emmerich und Jeremy Irvine verteidigen "Stonewall" gegen Kritik

Nach der Veröffentlichung des offiziellen Trailers für "Stonewall" regt sich in der amerikanischen LGBT-Community Kritik. In sozialen Netzwerken beklagen viele User, dass im Film weiße Schwule als Hauptakteure des Aufstands dargestellt werden, obwohl dies historisch mehr als fragwürdig sei. Der Film des aus Sindelfingen stammenden Regisseurs Roland Emmerich verfälsche die Geschichte, indem er transsexuellen Frauen, Lesben und "Persons of Color", also Nicht-Weißen, nur eine Nebenrolle zuschreibt.

Auch in mehreren Blogs kam es zu teilweise scharfer Kritik. Im feministischen Diskussionsportal "Feministing" schrieb Autorin Jos Truitt: "Es gibt zwei farbige Figuren im Trailer. In zwei Minuten und 22 Sekunden haben sie nur eine Alibifunktion, indem sie dem weißen Heldentypen erklären, wie hart das Leben von tragischen Figuren ist." Ihr Fazit: "Fuck this movie."

Bei planettransgender.com heißt es: "Sorry, ihr Filmfans, ihr schaut euch eine Lüge an. Dieser Film wird als historische Abhandlung eines der wichtigsten Momente in der LGBT-Geschichte dargestellt, ist aber frei erfunden. Ja, der Aufstand ist zwar passiert, aber alles andere im Film scheint fiktiv zu sein."

Die schwarze Trans-Aktivistin Monica Roberts beklagt in ihrem Blog Transgriot weiter, dass der Aufstand von Transpersonen, "Butch-Lesben" und anderen "gendervariablen" Personen gestartet wurde, während die Schwulen in den Vororten "noch in ihrem Versteck verharrten".

Youtube | Filmtrailer

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Der wahre Aufstand ist erforscht


Sylvia Rivera und Marsha P. Johnson in einem Foto aus dem Jahr 1969 – sie sollen im Film höchstens am Rande vorkommen

Tatsächlich sind die puertoricanische Dragqueen Sylvia Rivera (1951-2002) und die schwarze Trans­sexuelle Marsha P. Johnson (1944-1992) für Historiker die beiden Haupinitiatorinnen der Krawalle. Die schwarze Lesbe Stormé DeLarverie (1920-2014) soll laut manchen Augenzeugen außerdem einem Polizisten den ersten Schlag versetzt und damit den Aufstand ins Rollen gebracht haben.

Im Film wird dagegen das Leben des fiktiven Danny (gespielt von Jeremy Irvine) nachgezeichnet, der in die Stadt New York zieht und dann in die Kämpfe auf der Christopher Street verwickelt wird. Bislang ist nur der Trailer bekannt, die meisten Darsteller sind aber weiße Männer. Ab dem 25. September können sich Amerikaner und Kanadier ein eigenes Bild machen, wenn der Film in die nordamerikanischen Kinos kommt. Für Deutschland ist noch kein Starttermin bekannt.

Emmerich hat bereits im August in "Vulture" auf erste Kritik der Geschichtsklitterung reagiert. Der 59-Jährige erklärte, dass man im Film den Aufstand nicht nur aus Sicht des Hauptdarstellers sehe, sondern auch Drag Queens und Lesben vorkämen: "Wir haben alles in dem Film, weil wir ein breiteres Bild dessen darstellen wollen, was man unter 'gay' versteht."

Bereits eine frühere Verfilmung des Aufstands, "Stonewall" aus dem Jahr 1995, hatte einen weißen Schwulen zur Hauptfigur. Der Trailer zum Film des britischen Regisseurs Nigel Finch zeigt weitere Ähnlichkeiten der beiden Projekte. (dk)

 Update  7.8., 16.30 Uhr: Roland Emmerich und Jeremy Irvine verteidigen "Stonewall" gegen Kritik
Roland Emmerich und Jeremy Irvine haben Vorwürfe des "Whitewashing" zurückgewiesen. Emmerich erklärte via Facebook, dass der Film "die echten Helden, die vor Ort waren, Ehre erweisen wird". Irvine schrieb auf Instagram: "Ich habe den Film zum ersten Mal letzte Woche gesehen und kann euch versichern, dass darin fast alle Rassen und fast alle Teile der Gesellschaft repräsentiert werden, die so wichtig waren in einer der bedeutendsten Bürgerrechtsbewegungen der jüngeren Geschichte."

-w-

#1 backstabbersAnonym
  • 06.08.2015, 15:56h
  • Naja, schon klar, dass bei so einer Großproduktion Geschichtsklitterung läuft, wie eben bei allen Hollywoodprojekten. Aber mittlerweile gehen mir die ganzen selbsternannten Hüter des Heiligen MinorityGenderRace Grals auch auf die Eier mit ihrer entsprechenden Egozentrik und lautstarken destruktiven Kritik, bei der es am Ende meistens darauf hinausläuft, dass sich gefälligst alles um sie selbst zu drehen habe und dass sie natürlich maßgeblich den Ton mit angeben wollen. Bloß die Organisation, Finanzierung und Vorarbeit dürfen dann schon andere machen, wenns schiefgeht ist sowieso alleine der Initiator/Produzent/Regiesseur schuld und diese Leute distanzieren bequem sich komplett. Meine Güte, dann macht halt selbst einen Film und startet entsprechend eure eigenen Projekte, Leute! Nur, das kriegen sie eben interessanterweise nie auf die Reihe.

    Besser ein mittelmäßiger Film als gar keiner zum Thema. Außerdem gibt es ja immer noch diverse Independant Dokus, wem Hollywood nicht schmeckt. Muss man sich vielleicht nicht ansehen, aber er wird auf jeden Fall einige dazu anregen, sich genauer mit der Historie zu beschäftigen, wie Milk auch. Das ging mir beispielsweise mit " the Imitation Game" so, den ich ziemlich beeindruckend fand, obwohl da historische Details natürlich ebenfalls nicht korrekt waren und entsprechend kritisiert wurden.
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#2 KlaroAnonym
  • 06.08.2015, 16:08h
  • Ich wusste gar nicht, dass an Stonewall soviele schwarze Schwule und Lesben beteiligt waren...
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#3 denwebsEhemaliges Profil
  • 06.08.2015, 16:35h
  • Waren sie! Aber warum darf ein "Biodeutscher" nicht einen Film mit einer eigenen Perspektive machen? Weiße, Schwarze, Hispanics, Transen und co, alle waren dabei! Warum muss uns immer, nach Diskriminierung in den eigenen Reihen noch einmal Diskriminierung von den Menschen erfahren, mit denen wir uns solidarisieren wollen? Wie soll ein homosexueller Weißer (cis) reagieren, wenn ihm sofort Diskriminierung unterstellt wird? Vielen von uns geht es seht gut, aber auch wir werden doppelt diskriminiert, denn alle POC werfen uns Rassismus vor, bevor sie uns kennen gelernt haben! Ich bitte, um Sensibilität von allen Menschen!
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