Im Emmerich-Film "Stonewall", der im September in die amerikanischen Kinos kommen soll, spielt Jeremy Irvine die Hauptrolle
Mehrere Wochen vor der Veröffentlichung von Roland Emmerichs Heldenepos kritisieren LGBT-Aktivisten, dass der Film die Ereignisse verfälscht darstelle.
Zu Update springen: Roland Emmerich und Jeremy Irvine verteidigen "Stonewall" gegen Kritik
Nach der Veröffentlichung des offiziellen Trailers für "Stonewall" regt sich in der amerikanischen LGBT-Community Kritik. In sozialen Netzwerken beklagen viele User, dass im Film weiße Schwule als Hauptakteure des Aufstands dargestellt werden, obwohl dies historisch mehr als fragwürdig sei. Der Film des aus Sindelfingen stammenden Regisseurs Roland Emmerich verfälsche die Geschichte, indem er transsexuellen Frauen, Lesben und "Persons of Color", also Nicht-Weißen, nur eine Nebenrolle zuschreibt.
Auch in mehreren Blogs kam es zu teilweise scharfer Kritik. Im feministischen Diskussionsportal "Feministing" schrieb Autorin Jos Truitt: "Es gibt zwei farbige Figuren im Trailer. In zwei Minuten und 22 Sekunden haben sie nur eine Alibifunktion, indem sie dem weißen Heldentypen erklären, wie hart das Leben von tragischen Figuren ist." Ihr Fazit: "Fuck this movie."
Bei planettransgender.com heißt es: "Sorry, ihr Filmfans, ihr schaut euch eine Lüge an. Dieser Film wird als historische Abhandlung eines der wichtigsten Momente in der LGBT-Geschichte dargestellt, ist aber frei erfunden. Ja, der Aufstand ist zwar passiert, aber alles andere im Film scheint fiktiv zu sein."
Die schwarze Trans-Aktivistin Monica Roberts beklagt in ihrem Blog Transgriot weiter, dass der Aufstand von Transpersonen, "Butch-Lesben" und anderen "gendervariablen" Personen gestartet wurde, während die Schwulen in den Vororten "noch in ihrem Versteck verharrten".
Der wahre Aufstand ist erforscht
Sylvia Rivera und Marsha P. Johnson in einem Foto aus dem Jahr 1969 – sie sollen im Film höchstens am Rande vorkommen
Tatsächlich sind die puertoricanische Dragqueen Sylvia Rivera (1951-2002) und die schwarze Transsexuelle Marsha P. Johnson (1944-1992) für Historiker die beiden Haupinitiatorinnen der Krawalle. Die schwarze Lesbe Stormé DeLarverie (1920-2014) soll laut manchen Augenzeugen außerdem einem Polizisten den ersten Schlag versetzt und damit den Aufstand ins Rollen gebracht haben.
Im Film wird dagegen das Leben des fiktiven Danny (gespielt von Jeremy Irvine) nachgezeichnet, der in die Stadt New York zieht und dann in die Kämpfe auf der Christopher Street verwickelt wird. Bislang ist nur der Trailer bekannt, die meisten Darsteller sind aber weiße Männer. Ab dem 25. September können sich Amerikaner und Kanadier ein eigenes Bild machen, wenn der Film in die nordamerikanischen Kinos kommt. Für Deutschland ist noch kein Starttermin bekannt.
Emmerich hat bereits im August in "Vulture" auf erste Kritik der Geschichtsklitterung reagiert. Der 59-Jährige erklärte, dass man im Film den Aufstand nicht nur aus Sicht des Hauptdarstellers sehe, sondern auch Drag Queens und Lesben vorkämen: "Wir haben alles in dem Film, weil wir ein breiteres Bild dessen darstellen wollen, was man unter 'gay' versteht."
Bereits eine frühere Verfilmung des Aufstands, "Stonewall" aus dem Jahr 1995, hatte einen weißen Schwulen zur Hauptfigur. Der Trailer zum Film des britischen Regisseurs Nigel Finch zeigt weitere Ähnlichkeiten der beiden Projekte. (dk)
Update 7.8., 16.30 Uhr: Roland Emmerich und Jeremy Irvine verteidigen "Stonewall" gegen Kritik
Roland Emmerich und Jeremy Irvine haben Vorwürfe des "Whitewashing" zurückgewiesen. Emmerich erklärte via Facebook, dass der Film "die echten Helden, die vor Ort waren, Ehre erweisen wird". Irvine schrieb auf Instagram: "Ich habe den Film zum ersten Mal letzte Woche gesehen und kann euch versichern, dass darin fast alle Rassen und fast alle Teile der Gesellschaft repräsentiert werden, die so wichtig waren in einer der bedeutendsten Bürgerrechtsbewegungen der jüngeren Geschichte."
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Besser ein mittelmäßiger Film als gar keiner zum Thema. Außerdem gibt es ja immer noch diverse Independant Dokus, wem Hollywood nicht schmeckt. Muss man sich vielleicht nicht ansehen, aber er wird auf jeden Fall einige dazu anregen, sich genauer mit der Historie zu beschäftigen, wie Milk auch. Das ging mir beispielsweise mit " the Imitation Game" so, den ich ziemlich beeindruckend fand, obwohl da historische Details natürlich ebenfalls nicht korrekt waren und entsprechend kritisiert wurden.