Jeremey Irvine (vorne rechts) spielt die Hauptrolle in Roland Emmerichs Heldenepos
Der Roland-Emmerich-Film über den Stonewall-Aufstand 1969 sorgt weiter für Kritik in der Community. Eine Petition, die zum Boykott aufruft, ist bereits 22.000 Mal unterzeichnet worden.
In den Vereinigten Staaten kritisieren LGBT-Aktivisten weiterhin den deutschen Regisseur Roland Emmerich, weil sein Film "Stonewall" mit einem Fokus auf einen schwulen Hauptdarsteller die Geschichte verfälsche. Der Film, der am 25. September in Nordamerika anlaufen soll, erzählt die Geschichte vom Stonewall-Aufstand aus der Sicht eines jungen Schwulen, der von Jeremy Irvine dargestellt wird. Nach der Veröffentlichung des gut zweiminütigen Trailers gab es heftige Kritik, weil darin Lesben, transsexuelle Frauen und "Persons of Color" nur eine Nebenrolle zugeschrieben werde (queer.de berichtete).
Inzwischen haben über 22.000 Menschen eine Online-Petition unterschrieben, in der zum Boykott der "weißgewaschenen Version queerer Geschichte" aufgerufen wird. "Schmeißt der kapitalistischen Industrie kein Geld zu, wenn sie die wahren Heldinnen und Helden nicht anerkennt", heißt es darin.
Auch in mehreren Publikationen wird der Film heftig kritisiert. So erschien am Dienstag in der Online-Version des führenden LGBT-Nachrichtenmagazins "The Advocate" die Kolumne einer schwarzen lesbischen Pfarrerin mit der Überschrift: "Das Stonewall, an das ich mich erinnere, war nicht nur weiß." Das linksliberalen Meinungsmagazin "Salon.com" titelt in einem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Kommentar: "Stonewall ist in unserem Blut: Wie der weiße schwule Held des Filmes der neueste Versuch ist, farbige Trans-Aktivisten auszuradieren."
Youtube | Transaktivistin Pat Cordova-Goff ruft zum Boykott auf: "Weiße Leute haben nicht Amerika gerettet. Weiße Leute haben niemanden gerettet."
Drehbuchautor: Film ist keine Dokumenation
Regisseur Roland Emmerich und Hauptdarsteller Jeremy Irvine haben bereits vergangene Woche dazu aufgerufen, den Film abzuwarten und seine Meinung nicht von einem kurzen Trailer abhängig zu machen. Drehbuchautor Jon Robin Baitz erklärte am Wochenende, dass der Film natürlich keine Dokumentation sei: "In diesem Film geht es um die Erweckung eines jungen Mannes, der in einer Welt aufwacht, in der er 'der andere' ist. Der Film ist nicht die endgültige Geschichte einer Revolution."
LGBT-Aktivist Larry Kramer (Bild: flickr / David Shankbone / by 2.0)
Einige LGBT-Aktivisten haben sich hingegen für den Film ausgesprochen. Am deutlichsten drückte sich der mehrfach für seinen Einsatz für LGBT und HIV-Positive ausgezeichnete Aktivist Larry Kramer aus. Der 80-Jährige machte dem deutschen Regisseur Mut: "Hör nicht auf die Verrückten", schrieb er auf Facebook an Emmerich. "Aus irgendeinem Grund gibt es eine Gruppe 'Aktivisten', die darauf bestehen, dass ihr Einsatz und Teilnahme an diesem Aufstand besonders wichtig ist", so Kramer. Der Boykott führe nur dazu, "dass wir uns ins eigene Fleisch schneiden".
Kramer ist der Autor des Theaterstücks "The Normal Heart", das kürzlich mit Starbesetzung verfilmt worden ist (queer.de berichtete). Er galt während der Aids-Krise als einer der lautstärksten wie auch umstrittensten Aktivisten. (dk)
Youtube | Der Trailer war vielen zu weiß und zu schwul