Keegan Hirst im Coming-out-Gespräch mit dem "Sunday Mirror". Es werde noch weitere schwule Spieler geben, sagte er der Zeitung, sie sollten den Mut haben, zu sich zu stehen.
Im "Sunday Mirror" spricht der 27-jährige Keegan Hirst erstmals über seine Homosexualität – wenige Stunden, bevor er sein Team bei einem Derby anführt.
In England hat sich erstmals ein aktiver Rugby-League-Spieler als schwul geoutet. Der 27-jährige Keegan Hirst sprach in der Sonntagszeitung "Sunday Mirror" über seine Homosexualität – der Kapitän des Zweitligisten Batley Bulldogs aus Yorkshire wird noch am Sonntag bei einem Heimspiel gegen den Lokalrivalen Dewsbury seine Mannschaft anführen.
Er rechne mit Beschimpfungen, sagte er der Zeitung, könne damit aber umgehen: "Ich fühle mich wohl in meiner Haut, vielleicht zum ersten Mal überhaupt." Das Coming-out war ein schwieriger, langwieriger Prozess: "Zunächst konnte ich nicht mal denken, dass ich schwul bin, geschweige denn, es laut sagen."
Das Problem: Hirst hat Frau und Kinder. Vor acht Jahren hatte er seine spätere Ehefrau kennengelernt, als er als Türsteher in einem Club arbeitete, in dem sie an der Bar arbeitete. Ein Jahr später kam eine Tochter zur Welt, 2012 ein Sohn.
Jedes Macho-Klischee erfüllt
Hirst war für Batley, Featherstone und Dewsbury aktiv, darunter in zwei Finalspielen
Hirst hatte seine Profi-Karriere bei der Bradford Bulls Academy begonnen und war im letzten Jahr zum Team seiner Heimatstadt gewechselt; sie zählt 50.000 Einwohner. Seine Homosexualität habe er sich lange nicht eingestanden: "Ich hatte eine Frau und Kinder. Ich habe als Bauarbeiter, Türsteher und in Fabriken gearbeitet – und ich spiele Rugby. Ich passe in jedes Macho-Klischee. Wie könnte ich schwul sein? Ich komme schließlich aus Bradley. Niemand ist schwul in Bradley."
Nur auf dem Platz habe er sich frei gefühlt, erzählte Hirst dem "Mirror". Erst vor wenigen Wochen habe er seiner Frau von seiner Homosexualität erzählt, nachdem diese sich Schuldvorwürfe über das langsame Zerbrechen der Beziehung gemacht hatte. Von dem Coming-out sei sie überrascht gewesen, sie zeige sich aber unterstützend, so Hirst. Das Gespräch sei "unglaublich schwierig" gewesen, aber auch "befreiend".
Bereits mit 15 habe er gemerkt, dass er sich von Jungs angezogen fühlte. "Ich hatte widersprüchliche Gefühle, aber habe diese unterdrückt." Der Druck sei für ihn, der bei einer alleinerziehenden Mutter in einer Sozialsiedlung aufwuchs und mit 18 eine Profi-Karriere startete, groß gewesen, sich männlich zu zeigen und mit Frauen auszugehen.
Seine Frau habe er geliebt, berichtet er, aber auch gespürt, dass etwas schief lief. Nach den Spielen habe er sich jedes Mal regelrecht besoffen, zwischenzeitlich auch an Selbstmord gedacht. Er habe aber auf Freunde und Familie zählen können und Anfang des Jahres begonnen, zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen: "Ich habe einfach gedacht: Weißt du was? Das ist einfach das, was ich bin. Ich bin schwul. Ich fühlte, dass ich endlich mir gegenüber ehrlich sein kann."
Von seinen Mitspielern habe er inzwischen viel Unterstützung erfahren: "Das sind harte Kerle. Wir gehen zusammen auf das Feld und da sind 26 Kerle, die sich gegenseitig kaputt schlagen. Aber auf der anderen Seite gehen wir gemeinsam durch Blut, Schweiß und Tränen – und sie waren für mich da, als ich sie am meisten brauchte."
Schwule muss er erst noch kennenlernen
Das Coming-out wird für ihn noch weitergehen: Die Kinder wissen noch nichts von der Homosexualität des Vaters. Und er noch nichts vom schwulen Leben: "Ich war noch nicht als schwuler Mann im Nachtleben unterwegs, um jemand abzuschleppen. Das wird eine neue Erfahrung. Ich weiß noch nicht, wie diese Dinge ablaufen." Das Coming-out wird zudem seine weitere Karriere prägen, wie genau, wird sich noch zeigen.
Die Bulldogs werden zu dem Spiel am Sonntag in pinken Trikots auflaufen – im Rahmen einer schon seit Monaten geplanten Charity-Aktion gegen Brustkrebs. Für den Rivalen Dewsbury hatte Hirst in der Vergangenheit bereits selbst gespielt, es wird sein 200. professionelles Wettbewerbsspiel. Die Bühne für ein Zeichen der Unterstützung durch die Rugby-Fans würde bereit stehen.
Rugby gilt einerseits als Macho-Sport, andererseits gilt die Atmosphäre gerade im Sexuellen als entspannter als im Fußball. So zogen sich etliche Teams für Kalender aus.
2009 hatte sich Gareth Thomas geoutet, einer der bekanntesten walisischen Spieler, der für sein Land sowohl in Rugby Union als auch Rugby League antrat (queer.de berichtete). Zwei Jahre später outete sich ein walisischer Spieler, damals unter Vertrag bei einem Rugby-Union-Fünftligisten aus Bristol (queer.de berichtete). Aus Australien stammte das erste Coming-out der Sportart: 1995 outete sich der Rugby-League-Spieler Ian Roberts. Für Schlagzeilen sorgten auch die Coming-outs der Schiedsrichter Matt Cecchin (Australien, queer.de berichtete) und Nigel Owens (Wales). (nb)
Boah, ist der putzig.