Vitus Huonder hat seinen Job als Kirchenfürst wiederholt dafür genutzt, gegen Schwule und Lesben zu polemisieren
Der schweizerische Bischof, der in einer Rede über die Todesstrafe für Homosexuelle sinniert hat, könnte dieses Jahr als "Peinlichkeitsrekordler" geehrt werden.
Bischof Vitus Huonder ist wegen seiner homophoben Äußerungen für die Auszeichnung "Schneemann des Jahres" nominiert worden. Mit dem vom "Arosa Humor-Festival" vergebenen Preis wird seit 2013 eine Person geehrt, die in den Medien für Realsatire gesorgt hat. Die Organisatoren verleihen dem Sieger den inoffiziellen Titel "Peinlichkeitsrekordler". "Als klerikaler Stand-up-Comedian ist er mit seinen grotesken Verbalejakulationen schlicht unschlagbar!", erklärte Festival-Direktor Frank Baumann zur Nominierung Huonders.
Der Churer Würdenträger hatte Ende Juli bei einer katholischen Familienkonferenz in Fulda Bibelstellen zitiert, wonach Homosexualität ein "Gräuel" sei und Personen, die sie praktizierten, mit "dem Tod bestraft" werden sollten (queer.de berichtete). Später versicherte er mehrfach, er wolle Schwule und Lesben nicht töten, sondern ihnen als "leidenden" Menschen lediglich helfen (queer.de berichtete). Für seine Aussagen zeigte ihn die LGBT-Organisation Pink Cross wegen Volksverhetzung an, aber auch innerhalb der katholischen Kirche kam es zu teils heftiger Kritik am 73-Jährigen.
Organisatoren an Huonder: "Bei allem Humor: So nicht!"
2013 gewann Peer Steinbrück – hier an der Seite der Künstler von Chaostheater Oropax – die Auszeichnung (Bild: obs / AROSA TOURISMUS / swiss-image / Nadja Simmen)
"Der Bischof von Chur fällt nicht zum ersten Mal durch seine sonderbaren Ansichten zum Thema Sexualität auf. Jemand der weit über die Landesgrenzen für so viel Gesprächsstoff sorgt, ist ein valabler Kandidat für den Arosa-Schneemann des Jahres", erklärte Arosa-Kurdirektor Pascal Jenny. Die Organisatoren des Preises betonten, dass sie die Aussagen des mächtigen Kirchenmannes nicht nur als Jux ansehen würden, sondern "um – bei allem Sinn für Humor – noch einmal zu sagen: 'So nicht!'".
Der Preisträger wird am 3. Dezember in Arosa bekannt gegeben, wenn ein Schneemann des "Gewinners" enthüllt wird. Die Gegenkandidaten des homophoben Kirchenmannes sind mehrere schweizerische Politiker und ein Sportkommentator, der ein Frauenfußballspiel verschlafen hat.
Erster Preisträger war 2013 der damalige deutsche SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und sein Stinkefinger, mit dem er sich damals im Wahlkampf im "SZ-Magazin" ablichten ließ. Der deutsche Politiker ist in der Schweiz umstritten, weil er 2009 das schweizerische Bankgeheimnis mit heftigen Worten kritisiert hatte – unter anderem drohte er im Scherz mit dem Einmarsch der Kavallerie. Im letzten Jahr erhielt der grüne Politiker Geri Müller aus Baden (Kanton Aargau) die Auszeichnung, weil er von seinem Arbeitsplatz aus Nacktselfies an seine Ex-Geliebte schickte, die davon aber offenbar nicht angetan war. (dk)
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