Diskriminierung mit Herz: Die gesamte Familie Klein posiert mit den Torten, die sie "aus reiner Liebe" zu Lesben und Schwulen gebacken haben will (Bild: Ehepaar Klein)
Die Kleins sind im April zur Zahlung von 135.000 Dollar verdonnert worden, weil sie einem lesbischen Paar eine Hochzeitstorte verweigerten – jetzt entdecken sie ihr Herz für Homos.
Zehn LGBT-Organisationen in den USA bekommen in diesen Tagen ungewöhnliche Post: In den am Donnerstag abgeschickten Päckchen befinden sich jeweils eine mit einem Herz und der Aufschrift "We really do love you" dekorierte Torte, eine DVD sowie eine Grußkarte mit einem 25-Dollar-Restaurantgutschein. Zu den Empfängern gehören u.a. die LGBT-Zentren in Las Vegas und Los Angeles sowie die Gruppen "Out and Equal" und "Californians Against Hate".
Absender der süßen Geschenke ist ausgerechnet das religiöse Konditorpaar Aaron und Melissa Klein aus Oregon, das in den USA als Symbol für die angeblich bedrohte Religionsfreiheit steht. Im April waren die beiden verheirateten Christen zu einer hohen Geldstrafe von 135.000 Dollar verurteilt worden, weil sie sich 2013 mit Verweis auf ihren Glauben geweigert hatten, einem lesbischen Paar eine Hochzeitstorte zu backen (queer.de berichtete).
Auch nach der Verurteilung hatten sich die Kleins stets uneinsichtig gezeigt: "Satan ist hier am Werk, aber ich weiß, dass Gott einen Plan hat und am Ende gewinnt", kommentierten sie die Geldstrafe auf ihrer Facebook-Seite. In einem Interview hatte Melissa Klein die Verwaltung des Bundesstaates beschuldigt, Christen ruinieren zu wollen.
"Ein kleines Zeichen unserer Liebe"
Die Füllung der Torten ist in rot, weiß und blau gehalten – den Farben der Freiheit (Bild: Ehepaar Klein)
Vier Monate später entdeckt das Ehepaar nun sein Herz für Homos. "Hallo, wir sind Aaron und Melissa Klein", heißt es auf den Grußkarten in den Päckchen. "Wir sind die Bäcker, die sich geweigert hatten, eine Torte für eine gleichgeschlechtliche Hochzeit zu backen und deshalb 135.000 Dollar Strafe zahlen mussten. Wir möchten Ihnen mitteilen, dass unser Handeln nicht von Hass motiviert war, und haben Ihnen als kleines Zeichen unserer Liebe persönlich diesen Kuchen gebacken."
Die beigefügte DVD enthält den Film "Audacity" des aus Neuseeland stammenden Predigers Ray Comfort, in dem es um Homosexualität und christlichen Glauben geht. Der Evangelist hat auch die Restaurantgutscheine finanziert.
Comfort hatte sich mit dem Ehepaar Klein mehrfach über ihr Verfahren wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung ausgetauscht und sich dabei auf dessen Seite gestellt. Über die Kritiker des Bäckerpaares meinte er laut "Christian Today" in einem missglückten Vergleich: "Würden sie denn einen Kuchen backen für eine Hochzeitsfeier, bei der Löwenfleisch serviert wird? Ich denke, die meisten Tierfreunde würden dies nicht tun. Nicht weil sie das Paar hassen, sondern weil sie sonst gegen ihre Prinzipien verstoßen würden. Sie glauben einfach, dass der Verzehr von Löwenfleisch moralisch falsch ist."
Kleins Torten nicht überall willkommen
Die LGBT-Organisation Basic Rights Oregon, die nicht zu den zehn Kuchen-Empfängern gehört, erklärte gegenüber "Oregon Live", ein Päckchen der Kleins nicht annehmen zu wollen. "Man kann nicht an einem Tag einen Haufen Torten mit der Aufschrift 'Wir lieben dich wirklich' verschicken und am nächsten Tag dann wieder auf dem Podium stehen, um für die Diskriminierung von LGBT zu werben", erklärte Direktorin Jeana Frazzini.
Melissa Klein wiederum versicherte, die Torten seien keine PR-Aktion: "Meine Motive sind grundehrlich, ich möchte nur meine Liebe ausdrücken." Sie kündigte zudem an, dass ihre Familie neue Kuchen für weitere LGBT-Organisationen backen werde. (cw)