Eine repräsentative Studie aus Niedersachsen verrät, was die Nachbarn von uns denken (Bild: Spencer Means / flickr / by 2.0)
10,5 Prozent der Niedersachsen wollen gar nicht neben Schwulen und Lesben wohnen – bei den türkischstämmigen Bürgern sind es über ein Drittel.
Lesben und Schwule sind als Nachbarn unbeliebter als Italiener oder Juden, aber immer noch "angenehmer" als Aussiedler aus Osteuropa, Türken, Moslems oder Sinti und Roma. Dies ist ein Ergebnis einer neuen Repräsentativbefragung (PDF) des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).
Das KFN hat im vergangenen Jahr knapp 6.000 Niedersachsen ausführlich zu ihren Einstellungen, Befürchtungen und politischen Orientierungen befragt. 14 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten einen Migrationshintergrund.
Nur die Hälfte der Niedersachsen findet homosexuelle Nachbarn angenehm
Aus LGBT-Sicht gab es in der Studie eine wichtige Frage. So wurde erhoben, als wie angenehm oder unangenehm man Angehörige bestimmter Bevölkerungsgruppen als Nachbar einstuft. Zu den elf Gruppen gehörten auch Lesben und Schwule.

Die höchste Sympathie wird deutschstämmigen Nachbarn entgegen gebracht: 71,4 Prozent der Befragten finden einen deutschen Nachbarn eher angenehm; nur 2,0 Prozent gaben an, dass ein deutscher Nachbar unangenehm wäre. Bezüglich anderer Gruppen ergeben sich deutlich negativere Haltungen: Zum Teil mehr als jeder fünfte Befragte möchte keinen türkischen oder generell muslimischen Nachbarn haben. Besonders unbeliebt sind mit 33,9 Prozent Sinti und Roma.
Lesben und Schwule liegen im Mittelfeld der Beliebtheits-Skala. 50,3 Prozent der Befragten fänden es eher angenehm, neben einem Homosexuellen zu wohnen – 10,5 Prozent eher unangenehm. 39,2 Prozent sind in dieser Frage allerdings unentschieden.
Mehr Vorbehalte bei türkischen und russischen Migranten
Anteil Befragter, die homosexuelle Nachbarn als eher unangenehm einstufen, nach ethnischer Herkunft (in Prozent)
Bei der Sympathieeinschätzung spielt die ethnische Herkunft der Befragten eine entscheidende Rolle. So finden 37,8 Prozent der türkischstämmigen Niedersachsen einen homosexuellen Nachbarn eher unangenehm, bei Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion sind es 33,8 Prozent, bei Menschen mit polnischem Migrationshintergrund 12,5 Prozent.
Homofreundlicher als die "Bio-Deutschen", die zu 8,5 Prozent nicht neben einer Lesbe oder einem Schwulen wohnen wollen, sind nur Niedersachsen, die aus anderen west- und nordeuropäischen Staaten zugezogen sind. Hier liegt der Anteil der offen Homophoben bei 5,1 Prozent.
In der Zusammenfassung der Studie beklagt das KFN zum einen Ausländerfeindlichkeit als ein "Problem der deutschen Bevölkerung Niedersachsens, dem es stärker entgegen zu treten gilt". Zum anderen hält das Hannoveraner Forschungsinstitut fest, "dass auch Migranten, die in Niedersachsen leben, feindlich gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen eingestellt sind".
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut in Trägerschaft eines eingetragenen Vereins. Es wurde 1979 vom damaligen niedersächsischen Justizminister Hans-Dieter Schwind (CDU) gegründet. Die Grundförderung übernimmt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. (cw)