Der IS veröffentlicht immer wieder Videos, in denen die Hinrichtung von mutmaßlichen Homosexuellen gezeigt wird
Der "Islamische Staat" lässt Schwule brutal töten und erhält dafür die Unterstützung von Teilen der Bevölkerung. Das berichteten Flüchtlinge im Weltsicherheitsrat.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am Montag in einem informellen Treffen über die Lage von Homosexuellen im von der Terrormiliz "Islamischer Staat" kontrollierten Gebieten beraten. Es war die erste Sitzung über LGBT-Rechte in diesem Gremium. Das Treffen war von Chile und den Vereinten Staaten anberaumt worden, um auf die "brutalen Übergriffe" der Islamisten gegen Schwule und Lesben aufmerksam zu machen.
Eingeladen waren Vertreter aller Mitgliedsstaaten. Von den derzeit 15 Mitgliedern des Sicherheitsrates waren 13 anwesend – nur die nicht ständigen Mitglieder Angola und der Tschad blieben nach Reuters-Informationen der Veranstaltung fern.
Bei dem Treffen berichteten mehrere Homosexuelle aus den IS-Gebieten über ihr Schicksal – so etwa der schwule Syrer Subhi Nahas, der in die USA fliehen konnte. Der aus Idlib stammende Mann berichtete, dass bereits unter Präsident Baschar al-Assad sexuelle Minderheiten verfolgt worden seien. Unter dem IS sei die Lage aber viel schlimmer geworden: So würden regelmäßig Schwule von Hausdächern gestoßen und – falls sie das überleben – gesteinigt. Daran würden sich auch regelmäßig Kinder beteiligen. "In IS-Gebieten werden Schwule die ganze Zeit gejagt und getötet", so Nahas.
IS nutzt Facebook zur Schwulenverfolgung
Außerdem wurde der schwule Iraker Adnan via Telefon zugeschaltet. Er berichtete davon, dass der IS in Handys gespeicherte Informationen wie Facebook-Freunde professionell auswerte, um Homosexuelle zu enttarnen. "Sie jagen jeden einzelnen", sagte er, und könnten sich damit auch auf Unterstützung aus der Bevölkerung verlassen: "In meiner Gesellschaft bedeutet Schwulsein den Tod. Und wenn der IS Schwule tötet, sind die meisten glücklich, weil sie denken, dass wir böse sind. Der IS verschafft sich so Renommee."
Adnan erklärte, dass ihn sogar seine eigene Familie nach der Machtübernahme des IS an die Islamisten verraten wollte. Er schaffte es aber, über den Libanon in die Türkei zu fliehen. Dort würden ihn aber immer noch Todesdrohungen erreichen.
Angesichts dieser Verhältnisse fordert der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck die Bundesregierung auf, mehr für LGBT-Flüchtlinge zu tun: "Die Bundesregierung muss beim Flüchtlingsschutz wie bei der Flüchtlingsunterbringung ein stärkeres Augenmerk auf homo- und transsexuelle Flüchtlinge haben", sagte Beck am Dienstag. So müssten diese Asylbewerber in Sammelunterkünften vor Übergriffen von homophoben Flüchtlingen geschützt werden.
In den letzten Monaten hatte der "Islamische Staat" in Syrien und im Irak rund 30 Männer wegen angeblicher Homosexualität hingerichtet und Fotos oder Videos der Morde in sozialen Netzwerken verbreitet. In seinem "Strafrecht" soll der IS die Todesstrafe für Homosexualität festgelegt haben (queer.de berichtete). (dk)
Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität ENDLICH und ohne Einschränkungen als Asylgrund anerkennen!