Schwule müssen leider draußen bleiben: Kreuzkirche Chemnitz-Klaffenbach (Bild: Wiki Commons / Regi51 / CC-BY-SA-3.0)
Philipp M. brachte seinen Freund zum Grillen mit – danach kündigte die evangelische Kreuzkirche Chemnitz-Klaffenbach die Zusammenarbeit. Denn Homosexualität sei eine Sünde.
Erneut sorgt die evangelische Landeskirche in Sachsen für negative Schlagzeilen. Nur kurz nach Amtsantritt von Bischof Carsten Rentzing, der Homosexualität in einem Interview als nicht "gottgewollt" verurteilte (queer.de berichtete), feuerte nun der Gemeindevorstand der Kreuzkirche Chemnitz-Klaffenbach seinen Kantor – nur weil er schwul ist.
"Als ich vor zwei Monaten in die evangelische Gemeinde der Kreuzkirche Chemnitz-Klaffenbach kam, waren alle überglücklich, einen Kantor zu haben, der die musikalische Arbeit und Ausgestaltung des Gottesdienstes sowie die Vorbereitung und Planung neuer Konzerte endlich wieder aufnimmt", schreibt Philipp M. auf seiner Facebook-Seite.
Der 25-Jährige erhielt viel Lob und wurde von Gemeindemitgliedern nach einem Konzert sogar zum Grillen eingeladen. Überglücklich nahm er letzten Sonntag seinen Freund mit zur Feier, berichtet "Bild".
Ein großer Fehler, wie sich vier Tage später herausstellte.
Liebe keinen Kantor als einen schwulen
Am Donnerstag wurde Philipp M. von Pfarrer Heiko Wetzig zum Gespräch gebeten. Dort wurde ihm mitgeteilt, dass der Gemeindevorstand nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wolle. Homosexualität sei eine Sünde, hieß es zur Begründung. Der noch nicht festangestellte Kantor wurde des Amtes enthoben.
"Die Gemeinde will die Bibel so genau wie möglich ausleben und sieht es daher als unüberbrückbaren Gegensatz an, wenn ihr Kantor selbst homosexuell ist", fasst Philipp M. das Gespräch zusammen. Selbst Umstimmungsversuche mit Bibelzitaten hatten keinen Erfolg: "Man nimmt lieber in Kauf, keinen Kantor zu haben als einen schwulen."
Pfarrer Wetzig bestätigte auf Medienanfragen, dass die Zusammenarbeit aufgrund der Homosexualität des Organisten beendet wurde: "Dies Entscheidung wurde vom Kirchenvorstand getroffen. Über Details will ich aber nicht öffentlich sprechen."
Philipp M. zeigte sich tief enttäuscht. Sein Fall zeige, "dass wir noch lange nicht über die schwärzesten Stunden menschlicher Diskriminierung durch die Kirche hinweg sind", schreibt er auf Facebook. Was ihn besonders ärgert: "Mit meinem Freund habe ich drei Wochenenden investiert, um die völlig heruntergekommene und vernachlässigte Orgel zu reparieren und damit in neuem Klang erstrahlen zu lassen."
Sein Fazit: "Diskriminierung in vollendeter Form!" (cw)