Malcolm Turnbull (l.) löst seinen Parteikollegen Tony Abbott als Premier ab
Nach dem Sturz von Tony Abbott will der neue Premier Malcolm Turnbull, ein Befürworter der "Ehe für alle", offenbar an einem Referendum nach der Wahl festhalten.
Der australische Premierminister Tony Abbott ist nach einem Machtkampf in der eigenen Partei seinen Job los. Bei einer Kampfabstimmung unterlag der konservative Regierungschef am Montag in seiner Fraktion seinem Herausforderer Malcom Turnbull.
Rund ein Jahr vor der nächsten regulären Parlamentswahl (die spätestens im Januar 2017 stattfinden muss) stehen die Umfragewerte für die Partei schlecht. Der 60-jährige Turnbull, der vierte Premier in zwei Jahren, soll nun durch ein liberales Image Punkte für die Partei holen. Bereits im Februar hatten Parteirebellen eine Abstimmung über den Parteivorsitz verlangt, die Abbott aber noch abwehren konnte. Das Votum am Montag verlor er mit 44 zu 54 Stimmen.
Ein großer Streitpunkt innerhalb von Abbotts Liberalen war in den letzten Jahren die Frage einer Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare. Im August entschied die Regierungskoalition, eine Abstimmung über die Frage für Abgeordnete nicht freizugeben (queer.de berichtete). Stattdessen kündigte Abbott einen (von ihm lange abgelehnten) Volksentscheid zu der Frage an, der allerdings erst nach der Wahl stattfinden sollte.
Turnbull befürwortet Ehe-Öffnung
Australiens zukünftiger Premier Turnbull hingegen hat sich schon vor Jahren für eine Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare ausgesprochen und sich für eine Freigabe der Abstimmung im Parlament eingesetzt.
Medienberichten zufolge will Turnbull aber an der Linie von Partei und Koalition festhalten, dass es zu der Frage ein in Australien eher seltenes Plesbizit geben soll und das erst nach der nächsten Wahl. LGBT-Organisationen haben inzwischen angekündigt, Turnbull um ein Treffen in den nächsten Tagen zu bitten. Die Kampagne "Australian Marriage Equality" freute sich mit einem Meme auf Facebook, dass erstmals in der Geschichte des Landes die beiden Anführer von Regierung und Opposition eine Ehe-Öffnung unterstützen.
Laut Umfragen unterstützt auch eine Mehrheit der Australier eine Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare. Die Organisation Victorian Gay and Lesbian Rights Lobby legte in der letzten Woche zugleich das Ergebnis einer Umfrage vor, wonach rund 70 Prozent von 650 befragten LGBT gegen eine Volksabstimmung sind, da diese unnötige Kosten produziere und zu Hetze gegen Minderheiten führen könne.