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Szenenbild aus "Stonewall" mit Jeremy Irvine in der Hauptrolle

  • 24. September 2015, 12:47h 47 3 Min.

Kurz vor dem US-Start verteidigt Roland Emmerich seinen Film gegen Vorwürfe aus der Community, während Kritiker fast einhellig die Nase rümpfen.

Von Dennis Klein

Während sich deutsche Cineasten noch bis zum 19. November gedulden müssen, läuft der Historienfilm "Stonewall" am Freitag in Nordamerika an. Bereits im Vorfeld hatte das Herzensprojekt des schwäbischen Regisseurs Roland Emmerich über den New Yorker Aufstand der LGBT-Community gegen Polizeigewalt 1969 Kontroversen ausgelöst.

Kritisiert wurde nach der Veröffentlichung eines Trailers, dass der Film hauptsächlich weiße Schwule zeige, aber transsexuellen Frauen, Lesben und "Persons of Color", also Nicht-Weißen, nur Nebenrollen zuschreibt – während diese bei dem echten Aufstand eine große Rolle spielten (queer.de berichtete). Das führte sogar zu Boykottaufrufen.

Filmkritiker zeigen sich nach der ersten Aufführung beim Filmfestival in Toronto ebenfalls nicht angetan von dem 128-minütigen Werk, in dem der gutaussehende Jeremy Irvine die komplett erfundene Hauptrolle des "Danny" spielt, der den ersten Stein des Aufstandes wirft. Auf dem beliebten Filmportal Rotten Tomatoes ist derzeit nur eine von 16 Kritiken positiv.

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"Beleidigend", "schlecht gemacht"

Viele Kritiker nehmen dabei die Befürchtungen aus der Community auf. Selbst das oft wohlwollende Hochglanzmagazin "Vanity Fair" zeigt sich geschockt: "Es stellt sich heraus, dass 'Stonewall' sogar schlimmer ist, als manche befürchtet haben – beleidigender, mehr weißgewaschen und richtig schlecht gemacht." "Variety" bezeichnete den Film als "problematische Kollektion von Klischees".

Auf "Buzzfeed" heißt es: "Transpersonen und Figuren mit einem nichtkonformen Geschlecht dienen in 'Stonewall' als mögliche Liebespartner, als komisches Element und um die Entwicklung des weißen schwulen Jungen zu unterstützen. Sie sind nicht die Helden ihrer eigenen Geschichte." Der britische "Guardian" beschwert sich außerdem, dass sich Emmerich zu sehr auf das Liebesleben seines Protagonisten konzentriert: "Es gibt Randale. Schade, dass Roland Emmerich das verpasst."

Youtube | Zweiter Trailer für "Stonewall" (auf Englisch)

Regisseur Roland Emmerich

Auch andere Magazine beschweren sich über angeblich falsch gesetzte Prioritäten im Film. So bemängelt etwa das Magazin "Slant", "dass Queersein nie so fad dargestellt wurde", und beklagt: "Für einen Film über die sexuelle Revolution ist genussvoller Sex eigenartigerweise abwesend." Salon.com äußert sich gelangweilt über die Auswahl an Figuren: "Da gibt es die alternde Queen (die mehr als nur ein wenig abstoßend dargestellt wird), einen dem Untergang geweihten Junkie, einen James-Dean-Doppelgänger und einen heimatlosen Beatnik."

Die meisten Kritiken bemängelten klischeehafte Dialoge, oberflächliche Nebenrollen und einen Set, der mehr an die Sesamstraße als die echte Christopher Street erinnere. Auch habe Emmerich letztlich vor allem einen Coming-out-Film gedreht. Immerhin: Der "Hollywood Reporter" bezeichnet "Stonewall" als "unterhaltsam und zeitweise bewegend."

Emmerich: Auch Heteros können sich mit Protagonist identifizieren

Freilich ist Roland Emmerich mit seinen materialverschleudernden Blockbuster-Filmen wie "Independence Day" oder "Godzilla" nie ein Liebling feingeistiger Kritiker gewesen, wurde aber dafür umso mehr von meist jüngeren Kinobesuchern geliebt.

Im Vorfeld der US-Premiere ging der 59-Jährige auf seine Kritiker ein. Der in Sindelfingen aufgewachsene Regisseur erklärte in einem Interview mit "Buzzfeed", dass er mit seinem Film nicht nur einen kleinen Ausschnitt der LGBT-Community erreichen wolle, sondern – wie mit seinen anderen Filmen – ein Massenpublikum. Daher sei der Held "Danny" jemand, mit dem sich auch viele Heteros identifizieren könnten: "Danny ist sehr straight-acting. Er wird deshalb schlecht behandelt. [Heterosexuelle Kinobesucher] können mit ihm mitfühlen", so Emmerich. Und weiter: "Als Regisseur muss man sich auch selbst in die Filme einbringen. Und ich bin weiß und schwul."

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Queere TV-Tipps
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#1 SchadeAnonym
#2 reiserobbyEhemaliges Profil
  • 24.09.2015, 15:17h
  • Freue mich auf den nächsten Katastrophen-Blockbuster von Emmerich.
  • Direktlink »
#3 Harry1972
  • 24.09.2015, 15:47hBad Oeynhausen
  • Bombast und Zerstörungsorgien bekommt er wirklich super hin, Charakterzeichungen eher nicht.
    So hätte er in "2012" anstelle der Schauspieler auch problemlos Pappfiguren, mit dem passenden Klischee beschriftet, durch's Bild tragen lassen können.

    Ich frage mich wirklich, wie man es bei Millionenbudgets hinbekommt, keine vernünftigen Drehbuchautoren zu verpflichten, die dann auch interessante Figuren entwickeln.

    Und bloß weil der Regisseur weiß und schwul ist, sowie auf straight-acting Homos als Identifikationsfigur für Heteros steht, heisst das noch lange nicht, daß er deshalb mal eben die Geschichte umschreiben darf.
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