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Eheschließung verweigert
Gericht in Marseille verurteilt homophobe Standesbeamtin

Nach dem Urteil des Strafgerichts muss Sabrina Hout den beiden lesbischen Frauen außerdem ein Schmerzensgeld in Höhe von jeweils 1.200 Euro zahlen (Bild: flickr / John / by 2.0)
- 29. September 2015, 16:43h 2 Min.
Weil sie ein lesbisches Paar nicht trauen wollte, ist eine stellvertretende Bezirksbürgermeisterin zu fünf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Zum ersten Mal seit Öffnung der Ehe in Frankreich vor zwei Jahren wurde eine Verwaltungsmitarbeiterin verurteilt, weil sie sich weigerte, eine gleichgeschlechtliche Eheschließung vorzunehmen.
Ein Strafgericht in der Hafenstadt Marseille sprach am Dienstag die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Sabrina Hout wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität schuldig. Sie wurde zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem muss Hout den beiden betroffenen lesbischen Frauen jeweils 1.200 Euro Schmerzensgeld zahlen.
Das Gericht sprach von einer "Farce"
Zeugenaussage zufolge hatte Hout die Trauung der beiden Frauen im August 2014 mit Verweis auf ihren muslimischen Glauben abgelehnt. Stattdessen schickte sie zum Hochzeitstermin ein Gemeinderatsmitglied, das gar keine Ehen schließen durfte. Um das dennoch zu ermöglichen, manipulierte sie später die Eintragungen im Heiratsregister.
Der Gesetzesverstoß wurde jedoch öffentlich. Als Folge musste die Ehe der beiden Frauen annulliert und konnte erst in diesem Jahr erneut geschlossen werden.
Im Prozess wies Hout den Vorwurf der Homophobie zurück, entschuldigte sich bei dem lesbischen Paar und sprach von einer "Kette unglücklicher Umstände". Das Strafgericht nahm ihr das jedoch nicht ab. In der Urteilsbegründung heißt es, die Angeklagte habe eine "Farce aufgeführt", um die Ehe nicht schließen zu müssen. Zudem kam heraus, dass Hout am selben Tag vier heterosexuelle Paar getraut hatte.
Frankreichs linke Regierung hatte die Ehe nach monatelangen Protesten konservativer und christlicher Gruppen im Frühjahr 2013 geöffnet. Seitdem haben im Nachbarland mehr als 17.000 schwule und lesbische Paare geheiratet.
Der Fall Sabrina Hout erinnert an die US-Standesbeamtin Kim Davis, die Anfang September für mehrere Tage in Beugehaft kam, weil sie keine Trauscheine für homosexuelle Paare ausstellen wollte (queer.de berichtete). (cw)














