Die Ermittlungen des Frankfurter Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (Burghart Klaußner) führten 1960 zur Festnahme von Adolf Eichmann, der im Dritten Reich die Vertreibung und Deportation der Juden organisierte (Bild: Alamode Film)
Mit seinem Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" setzt Lars Kraume dem Mann ein Denkmal, der Adolf Eichmann aufspürte und den ersten Auschwitz-Prozess ins Rollen brachte.
Deutschland 1957. Während die junge Bundesrepublik die NS-Zeit hinter sich lassen will, kämpft ein Mann unermüdlich dafür, die Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen: Zwölf Jahre nach Kriegsende erhält der kompromisslose Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner) – heimlich schwuler Sohn jüdischer Eltern, Atheist und 1936 unter Zwang emigrierter Sozialdemokrat – den entscheidenden Hinweis darauf, wo sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann versteckt halten soll.
Gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld), der für die damalige Zeit mit seiner eigenen Homosexualität erstaunlich offen umgeht – zumindest am Ende des Films -, beginnt Bauer, die Hintergründe zu recherchieren.
Alte Seilschaften behindern Bauers Ermittlungen
Plakat zum Film: "Der Staat gegen Fritz Bauer" startet am 1. Oktober in den Kinos
Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise: In seiner eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten, und auch Oberstaatsanwalt Ulrich Kreidler (Sebastian Blomberg) und BKA-Mitarbeiter Paul Gebhardt (Jörg Schüttauf) behindern den unliebsamen Bauer in seinen Ermittlungen.
Ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt, doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann sowohl beruflich als auch privat alles abverlangen wird.
Grimme-Preisträger Lars Kraume ("Die kommenden Tage") zeichnet mit seinem Polit-Thriller "Der Staat gegen Fritz Bauer" das kraftvolle und fesselnde Porträt eines mutigen Mannes und dessen Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Unbeirrbar legte Bauer den Finger in die Wunde und schreckte dabei auch nicht vor unbequemen Fragen der Regierung Adenauer gegenüber zurück.
Burghart Klaußner ("Elser", "Das weiße Band") verkörpert den Titelcharakter kongenial bis in die feinsten Details von Mimik und Gestik. Für die weiteren Rollen in seinem eindringlichen Zeitporträt der späten 1950er Jahre versammelte Lars Kraume mit Ronald Zehrfeld ("Barbara", Sebastian Blomberg ("Zeit der Kannibalen"), Lilith Stangenberg ("Die Lügen der Sieger") und Jörg Schüttauf ("So glücklich war ich noch nie") ein hochkarätiges deutsches Schauspieler-Ensemble.

Die Rolle des jungen schwulen Staatsanwalts Angermann ist dagegen frei erfunden – wohl um die sexuelle Orientierung der Hauptfigur, über die man noch immer kaum mehr weiß als Kontakte zu Strichern in Dänemark, besser thematisieren zu können.
"Bauer konnte es sich in seiner Position nicht leisten, sich als Homosexueller strafbar zu machen", erklärte Regisseur Lars Kraume. Sein Film vermittele "ein Gefühl für die Zeit, in der Homosexualität nach dem berüchtigten Paragrafen 175 in der von den Nazis verschärften Form kriminalisiert wurde". Hier zeige sich, so Kraume, "dass die junge BRD sich noch längst nicht von den Moralvorstellungen des Dritten Reichs frei gemacht hatte".
Für Hauptdarsteller Burghart Klaußner ist Fritz Bauers Homosexualität der "Schlüssel zum Kenntlichmachen einer geschlossenen und mit Tabus behafteten Gesellschaft". Über seine Rolle sagt der Schauspieler: "Wir erfahren hier von einem Menschen, der – das kann man deutlich sagen – den Antrieb zu seinen aufklärerischen Taten auch mit Triebverzicht und Einsamkeit bezahlt hat."
Youtube | Offizieller Trailer zum Film
Infos zum Film
Der Staat gegen Fritz Bauer. Polit-Thriller. Deutschland 2015. Regie: Lars Kraume. Darsteller: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, Jörg Schüttauf, Lilith Stangenberg, Laura Tonke, Götz Schubert, Robert Atzorn, Matthias Weidenhöfer, Cornelia Gröschel, Rüdiger Klink, Michael Schenk, Dani Levy. Laufzeit: 105 Minuten. Sprache: Deutsch. Verleih: Alamode Film. Deutscher Kinostart: 1. Oktober 2015
Fritz Bauer hat 1960 ein Referat vor Jugendverbänden gehalten mit dem Titel "Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelsn". Der rheinland-pfälzische "Jugendring" schlug daraufhin vor dieses Referat als Lehrtext für Oberstufen- und Berufsschüler zu verwenden. Ein junger CDU-Abgeordneter des rh-pf Landtags begründete seine Ablehnung damit daß "der zeitliche Abstand zur Nazizeit zu gering sei um diese abschließend historisch beurteilen zu können".
Dieser junge CDU-Abgeordnete hatte in Frankfurt/M. Rechtswissenschften und Geschichte studiert und 1958 über ein geschichtswissenschaftliches Thema -"Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945"- promoviert.
1982 wurde dieser Dr.phil Bundeskanzler und machte sich auf eine "geistig-moralische Wende" zu vollziehen. Sein Mädchen verkörpert diese Rolle noch heute.