Huonder beim Kongress "Freude am Glauben"
Die Staatsanwaltschaft Graubünden hält die Äußerungen des Bischofs zur Todesstrafe für Homosexuelle für nicht eindeutig.
Der Churer Bischof Vitus Huonder wird wegen seiner Äußerungen über eine Todesstrafe für Schwule in der Schweiz nicht strafrechtlich belangt. Wie die Staatsanwaltschaft Graubünden am Freitag mitteilte, hat sie ein Ermittlungsverfahren gegen den 73-Jährigen eingestellt. Darin ging es um den Vorwurf der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalt.
Man sei zu dem Schluss gekommen, dass die Aussagen des Bischofs "nicht die für die Tatbestandserfüllung geforderte Eindringlichkeit und Eindeutigkeit aufwiesen", heißt es in der kurzen Mitteilung der Behörde. Sie hatte aufgrund von drei Anzeigen Ermittlungen aufgenommen, eine stammte von der LGBT-Organisation Pink Cross.
Huonder hatte am 31. Juli bei einem Kongress des Forums Deutscher Katholiken in Fulda ausgiebig aus dem Alten Testament zitiert, darunter Levitikus 20,13: "Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen."
Diese Stellen zeigten die "göttliche Ordnung", die für den "Umgang mit der Sexualität gilt", so Huonder damals. "In unserem Fall geht es um die gleichgeschlechtliche Praxis. Die beiden Stellen allein würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben."
Entschudligen und Rechtfertigungen kamen hinterher
Nachdem queer.de als erstes Medium über die Äußerungen Huonders berichtet hatte, hatte es einen Aufschrei vor allem in Schweizer Medien gegeben. Huonder reagierte mit einer Stellungnahme, in der er die Worte nicht zurücknahm (queer.de berichtete). Nach anhaltender öffentlicher Kritik veröffentlichte er eine weitere Stellungnahme, wonach er "selbstverständlich (…) nicht für die alttestamentarische Forderung nach der Todesstrafe für homosexuell empfindende Menschen" eintrete (queer.de berichtete).
Pink Cross hatte die Strafanzeige gegen den Bischof ausführlich begründet. Huonder habe öffentlich Bibelstellen zitiert, deren "Authentizität und Wahrheit" er immer wieder während der Rede bestätigt und in keiner Weise hinterfragt habe. Auch habe er sich nicht von der Todesstrafendrohung distanziert. Damit könne er "Stimmungen und Triebe der Massen dahin gehend beeinflussen, dass es zu gewalttätigen Übergriffen auf Homosexuelle kommt."
Die Schweizer Bischofskonferenz hatte sich später von Huonders Aussagen distanziert, zugleich aber festgestellt, dass es nicht seine Absicht gewesen sei, die Todesstrafe einzufordern (queer.de berichtete). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, hatte die "fundamentalistische Bibelexegese" seines Glaubensbruders kritisiert (queer.de berichtete).
Bei dem dreitägigen Kongress "Freude am Glauben" war es in diesem Jahr vor allem um den Kampf gegen LGBT-Rechte gegangen, gegen eine Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare ebenso wie gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt. Zu den Rednern gehörte auch Hedwig von Beverfoerde, die Organisatorin der "Demo für alle". (nb)
War doch klar. Das beweist nur wieder mal, dass die Macht der katholischen Kirche bis in höchste Kreise reicht...