Mit Medienberichten und einer Online-Petition wollen Ali und Julia für die Adoption von Elja kämpfen. Der Name ist eine Kurzform von Eleonora. (Bild: privat)
Ein heterosexuelles Paar aus Deutschland darf kein behindertes Mädchen adoptieren, weil das Paar sterben und Homosexuelle das Kind übernehmen könnten.
Die homophobe Politik Russlands hat auch Konsequenzen für Heterosexuelle und speziell für Kinder. Wie die Tageszeitung "Wedomosti" berichtet, hat im September ein Bezirksgericht der Region Primorje einem heterosexuellen Paar aus Deutschland die Adoption eines Kindes verweigert.
Das Ehepaar war vor 13 Jahren von Kasachstan nach Deutschland gezogen und wollte das vierjährige, behinderte Mädchen Elja aus einem Waisenhaus adoptieren, auf das sie in einer Adoptionsdatenbank aufmerksam wurden. Obwohl ein Kinderarzt, das Management des Waisenhauses und sogar die Staatsanwaltschaft die Adoption von Elja befürworteten, lehnte sie das Gericht ab. Sollte sich das Paar trennen oder sterben, könne das Kind an homosexuelle Eltern gegeben werden, begründete es die Entscheidung.
Obwohl es in Russland zahlreiche Waisenkinder gibt, die keine Eltern finden, hatte das Land im April 2014 ein Gesetz verabschiedet, das eine Adoption durch homosexuelle Paare aus dem Ausland verbietet (queer.de berichtete). Auch Einzelpersonen wurde eine Adoption verboten, sollten sie aus einem Land kommen, das die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hat oder in denen es eingetragene Partnerschaften gibt.
Nicht der einzige Fall
Die Justiz hatte diese absurd-homophobe Politik ausgeweitet. Wie "Wedomosti" berichtet, war im letzten Jahr bereits einem heterosexuellen russisch-schweizerischen Paar die Adoption eines behinderten Jungens von einem Gericht verboten worden. Der oberste Gerichtshof Russlands hatte die Adoption allerdings später erlaubt.
Das Paar aus Deutschland, das bereits drei eigene Kinder zweisprachig aufzieht und von deutschen Behörden Zusicherungen für das russische Gericht erhalten hatte, hofft nun ebenfalls auf das Höchstgericht. In einer Online-Petition hat es zudem rund 108.000 Unterschriften von Unterstützern gesammelt und sich mit dem Fall an die Medien gewandt.
Die Versorgung und Integration behinderter Kinder in Deutschland sei auf einem hohen Niveau, schreibt das Paar, das sich bereits seit Jahren ehrenamtlich um Waisenkinder kümmert, im Petitionstext. Man biete eine Familienatmosphäre, die von Liebe und Akzeptanz geprägt sei – und wolle notfalls notariell versichern, dass das Mädchen an ein russischsprachiges, heterosexuelles Paar gegeben werde, sollte man aufgrund von Todesfällen oder ähnlichen Unglücken nicht mehr in der Lage sein, es aufzuziehen. (nb)
>"Man biete eine Familienatmosphäre, die von Liebe und Akzeptanz geprägt sei und wolle notfalls notariell versichern, dass das Mädchen an ein russischsprachiges, heterosexuelles Paar gegeben werde"
ich will die guten absichten des paares nicht in frage stellen. es ist aber traurig, dass es so bereitwillig auf die erpressung russlands eingeht, ihre "liebe und akzeptanz" gegenüber schwulen und lesben gegen ihre liebe zu diesem kind ausspielen zu lassen.