In Interviews wie diesen hatte sich Krzysztof Charamsa als schwul geoutet - und bereits damit gerechnet, das Priesteramt zu verlieren
Nach dem Verlust seiner Ämter im Vatikan durch sein Coming-out darf der Theologe nun auch keine Messen mehr lesen.
Der polnische Theologe und frühere Vatikan-Prälat Krzysztof Charamsa ist als Reaktion auf sein öffentliches Coming-out von seinem Heimatbistum als Priester suspendiert worden. Das berichten polnische Medien am Mittwoch.
Der 43-Jährige hatte sich am 2. Oktober kurz vor Beginn der Familiensynode im Vatikan als schwul geoutet (queer.de berichtete). Er war daraufhin umgehend von seinem Posten in der Glaubenskongregation entbunden worden, auch verlor er seine Lehrbefugnis an den päpstlichen Hochschulen Gregoriana und Athenaeum Regina Apostolorum in Rom.
Nun hat ihn Ryszard Kasyna, der Bischof des Bistums im pommerschen Pelplin, auch des Priesteramtes enthoben. Charamsa muss seinen Kollar und sein Priestergewand ablegen und darf keine Messen mehr lesen und keine Sakramente mehr spenden.
Eine nähere Begründung wurde zunächst nicht bekannt. In einer ersten Reaktion am Coming-out-Tag hatte Kasyny gemeint, die Erklärung des Priesters stehe "konträr zu den Schriften und Lehren der Katholischen Kirche", und Charamsa ermahnt, zum Weg der Priesterschaft zurückzufinden.
Einsatz für Homosexuelle in der Kirche
Charamsa hält sich zurzeit in Barcelona auf, wo sein katalanischer Lebensgefährte lebt. Er hatte ihn auf einer Pressekonferenz der Weltöffentlichkeit vorgestellt, wie auch ein Manifest mit zehn Thesen zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Darin forderte er u.a. die Abschaffung eines Papieres der Glaubenskongregation aus dem Jahr 2005 zur Vermeidung der Weihe von schwulen Priestern, an dem er selbst mitgewirkt hatte.
In einem Interview hatte Charamsa in der letzten Woche gesagt, dass es innerhalb der Kirche viele "fantastische homosexuelle Priester" gebe, die von ihrem Arbeitgeber sehr schlecht behandelt werden würden (queer.de berichtete). Das offizielle Homo-Verbot innerhalb des Klerus erinnere ihn an die "dunkle Vergangenheit".
"Ich verlange von der Kirche, dass sie uns (Homosexuelle) ernst nimmt, dass sie uns in die Augen schaut", hatte er der "Gazeta Wyborcza" in einem von mehreren Coming-out-Interviews gesagt. Die Stigmatisierung und schlechte Behandlung Homosexueller müsse ein Ende haben. "Ich glaube, dass ich auch deswegen Priester bin, um für diese Rechte einzustehen". (nb)