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- 02. März 2005 3 Min.
Erste Kinos werden von 35mm auf digital umgerüstet. Die Edition Salzgeber hofft auf einen Boom für schwul-lesbische Filme.
Von Anne Richter
Viele werden sicherlich anfangs das Klappern der Filmrolle vermissen oder die üblichen Fusseln auf der Leinwand, wenn der Film endlich losgeht. Diese nostalgischen Gefühle werden aber schnell verdrängt durch ein Staunen über die tadellose Qualität, die ein Film in digitaler Kopie mit sich bringt. In Deutschland und einigen europäischen Nachbarländern werden jetzt die ersten Programmkinos mit Servern und speziellen Projektoren ausgestattet, der Film wird auf Festplatte angeliefert. Maßgeblich an der Aktion beteiligt ist das Berliner Unternehmen Salzgeber, besonders bekannt als Verleih für schwul-lesbische Filme. Die Kosten für die Umrüstung der Kinos werden größtenteils durch Fördertöpfe der Europäischen Union und andere lokale Geldgeber getragen.
Enormer Vorteil der digitalen Kopien ist, dass sie sich für wenig Geld in gleichbleibender Qualität vervielfältigen lassen. Früher gingen kleine Filme aus Kostengründen mit drei bis fünf Kopien an den Start und waren deshalb nur in Großstädten zu sehen, oder brauchten eine kleine Ewigkeit, bis sie die "Provinz" erreichten. Mit dem digitalen Format wäre jetzt ein Kinostart in vielen Städten gleichzeitig möglich. "So kann der Film besser von der Berichterstattung zum Kinostart profitieren und erreicht eventuell mehr Zuschauer" erklärt Guido Fischer, zuständig für die Pressearbeit bei Salzgeber. "Bisher hatten viele gute Filme einfach keine Chance."
Geplant ist, zunächst in zwei Staffeln jeden Mittwoch einen Film der "delicatessen" genannten Reihe im digitalen Format zu zeigen. Zu sehen gibt es vor allem Dokumetarfilme, aber auch Spielfilmproduktionen. Die erste Staffel läuft von März bis Mai, die zweite ist für den Herbst geplant. Den Auftakt macht die schrille Komödie "Im Himmel ist die Hölle los" mit Dirk Bach und Ralph Morgenstern. Im Mai läuft unter anderem die Doku "Intimitäten" über eine schwule Pornoproduktion auf Mallorca.
Es ist darüber hinaus geplant, regelmäßig jeden Montag schwul-lesbische Filme zu zeigen. Da aber einige Kinos keine Homo-Programme spielen wollen, und sie – im Gegensatz zu dem Mittwochstermin – auch nicht an Vorgaben gebunden sind, fällt dieses Programm in manchen Städten ganz aus oder aber der Termin wird von den Lichtspielhäusern selbst festgelegt. Guido Fischer gibt zu, dass bei der Planung der schwul-lesbischen Filmreihe zuviel Optimismus im Spiel war. Die Idee, durch einen festen Termin die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen, wird so jedenfalls nicht funktionieren.
Wer nun herausfinden möchte, ob in seiner Nähe das Programm gezeigt wird, muss detektivisches Gespür an den Tag legen, denn auf der Homepage www.delicatessen.org wird er vergeblich nach Hinweisen suchen. Guido Fischer stellt aber in Aussicht, dass für die Herbststaffel ein eigenes Heft für das schwul-lesbische Programm erscheinen soll. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit Szene-Magazinen geplant. Jetzt müssen nur noch genug Kinos mitmachen, damit die unterversorgte Provinz nicht weiterhin an den Stadtgrenzen von Berlin und Köln beginnt.
02.03.2005
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