Patsy l'Amour laLove bezweifelt, dass die Polizei Schwule und Lesben genug vor Übergriffen schützt
Die Polittunte hat jegliches Vertrauen in die Polizei verloren, nachdem sie am Montag trotz Notrufs keine Hilfe gegen pöbelnde Rechtsextremisten erhalten hatte – ein Polizeisprecher wirft ihr sogar indirekt vor, gelogen zu haben.
Am Montag war Patsy l'Amour laLove mit ihrem Freund aus Versehen in eine Gruppe von Pegida-Anhängern geraten, von denen sie beschimpft und bedrängt worden war (sie Erfahrungsbericht auf queer.de). Hilfe von der Polizei erhielt sie nicht – und am Freitag warf ihr ein Polizeisprecher in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" sogar vor, den Notruf als Taxiservice missbraucht haben zu wollen: "Der Inhalt spiegelt nicht die Ausführungen wider, wie sie jetzt in dem Bericht des Betroffenen geschildert werden", erklärte ein Polizeisprecher. "Eine Notsituation ist uns nicht dargelegt worden, sie war für uns nicht erkennbar. Er hat uns nicht vermittelt, dass er angegriffen wurde. Er wollte, dass wir ein Auto schicken, das ihn von dem Ort wegbringt."
Patsy weist diese Vorwürfe empört zurück: "Die Reaktion der Dresdner Polizei ist nicht bloß unverschämt, sondern setzt die Herabwürdigung, die bei dem Telefonat mit der Notrufzentrale stattfand, einfach fort", erklärte sie gegenüber queer.de. Die Aussagen des Sprechers würden klingen, als ob sie aus "Lust und Laune" die Notrufzentrale alarmiert habe. "In Wirklichkeit stand ich zitternd und in Panik auf dem Rummel-Gelände; wir versuchten uns, irgendwo zwischen Buden zu verstecken." In dem Notruf habe sie deutlich gemacht, "dass wir ein schwules Paar sind, das schwulenfeindlich bedrängt und beleidigt wird, dass wir Angst haben und dass uns bitte geholfen werden soll."
Sehr geringes Vertrauen in Polizei
Nachdem Patsy bereits 2010 in Stuttgart von zwei Schwulenhassern angegriffen worden war – und ebenfalls keine Hilfe von der Notrufzentrale erhalten hatte – sei ihr Vertrauen in die deutsche Polizei nun sehr gering. "Und das ist offenkundig bei vielen Schwulen und Lesben genau so. Leider zum Teil zurecht", sagte sie weiter. Deshalb stehe sie mit verschiedenen Organisationen, beispielsweise dem Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol), in Kontakt. Schwule und Lesben, die schlecht von der Polizei behandelt werden, sollten sich auf jeden Fall bei den Behörden beschweren, so die "Polittunte" (Eigenbezeichnung) weiter.
Aus der Politik gab es derweil die erste Unterstützung für Patsy: Anja Eichhorn, Gleichstellungssprecherin der Linkspartei in Sachsen, warf der Polizei fehlendes Einfühlungsvermögen und fehlende Sensibilität vor. Ein "Abwimmeln und sich selbst überlassen" sei die falsche Reaktion, so Eichhorn. (dk)