Drei Wochen lang tagten fast 300 Bischöfe aus aller Welt, um über die Familienpolitik des Vatikans zu beraten. Das Ergebnis wurde vor allem in westlichen Ländern als mager eingestuft.
"Chance vertan", meinen das Netzwerk katholischer Lesben und die Ökumenische Arbeitsgruppe HuK. LSVD: Menschenfeindlichkeit bekräftigt.
Das Netzwerk katholischer Lesben (NkaL) und die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle (HuK) sind enttäuscht über das Ergebnis der katholischen Bischofssynode im Vatikan. Das am Samstag nach einer dreiwöchigen Beratung beschlossene Schlussdokument biete nichts Neues, sondern setze "die ambivalente Haltung der katholischen Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften fort", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.
"Die Synode hat die Auseinandersetzung mit der Situation von Homosexuellen und ihren Partnerschaften gescheut", erklärt Manuela Sabozin vom NkaL. "Sie hat die Gelegenheit verpasst, ihre Position aus internationaler Sicht theologisch zu klären und die Verfolgung von Homosexuellen an den Pranger zu stellen."
Die beiden Gruppen lobte, dass die theologische Diskussion "mutiger" gewesen sei als je zuvor: Einzelne Bischöfe hätten sich dafür eingesetzt, dass Homosexuelle in der Kirche willkommen werden, auch hätten die deutschsprachigen Synoden-Bischöfe mit ihrer Bitte um Verzeihung für "zu harte und unbarmherzige" Haltungen "ein historisch einmaliges Bekenntnis" abgelegt. Auch betone das Abschlussdokument die grenzenlose Liebe Jesu gegenüber allen Menschen und verzichte auf einer Wiederholung der "Sprache der Sünde".
"Das reicht aber nicht", meint Markus Gutfleisch von der HuK. "Die Synode hat es vermieden, LSBT als Gäste einzuladen und ihre Einschätzung zu hören. Die Ablehnung von homosexuellen Partnerschaften zeigt, dass die Bischöfe sich aktuellen theologischen Einsichten verweigern. Wir hoffen, dass die positiven Ansätze in deutschen Bistümern, die durch die Vorarbeiten für die Synode sichtbar wurden, weitergeführt werden." Man werde "Kardinal Marx beim Wort nehmen und jetzt den Dialog mit der Kirche intensivieren, damit sie hier beginnt, echte Heimat für uns zu werden."
LSVD: Menschenfeindlicher Kampf bekräftigt
Eine deutliche Kritik am Abschlussdokument des Vatikan-Treffens kam vom LSVD: "Die Bischofsynode bekräftigt den menschenfeindlichen Kampf gegen die Bürgerrechte von Lesben, Schwulen und gleichgeschlechtlichen Paaren." Darüber könnten "auch einige milde Worte" nicht hinwegtäuschen, meinte LSVD-Sprecher Manfred Bruns. "Die Katholische Kirche trägt damit Mitverantwortung für schwere Menschenrechtsverletzungen in vielen Ländern dieser Welt."
Deutsche Bischöfe sollten sich von dieser Haltung distanzieren, so der LSVD. Allerdings sei bereits das "Schuldbekenntnis" der deutschsprachigen Bischöfe "nichts wert", wenn der Regensburger Bischof bereits zwei Tage später wieder "vehement gegen Homosexuelle polemisiert". Rudolf Voderholzer hatte öffentlich einen Flyer der Kirche zum Thema Gender kritisiert und dabei betont, dass ein Diskriminierungsverbot gegenüber Schwulen und Lesben "keine Wertschätzung einer homosexuellen Orientierung" darstelle (queer.de berichtete).
Beck: Papst muss mehr Einsatz zeigen
Von einer "herben Enttäuschung" für alle, "die auf eine barmherzigere und willkommen heißende katholische Kirche hofften", sprach auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck. "Homosexuellen Gläubigen wie wiederverheiratet Geschiedenen gibt die Synode Steine statt Brot! Diese Synode hat die Kirche nicht neu zusammengeführt und wird der Kirche in diesen Streitfragen keinen neuen Frieden spenden."
In Bezug auf Homosexuelle zeige der Abschlussbericht "keine wesentlich neue Tonlage", meinte Beck. Der Ball liege jetzt beim Papst: "Die katholische Kirche muss sich fragen lassen, ob sie in der Sexualethik weiterhin auf den Lehren des 13. Jahrhundert gründen will oder vom Zentrum des biblischen Zeugnis aus eine Ethik für das 21. Jahrhundert wagen will." (nb)