Akif Pirinçcis Werk "Die große Verschwulung" ist aus vielen Buchhandlungen und Onlineshops verschwunden, viele weitere homophobe Titel werden jedoch nach wie vor verkauft
Sowohl Amazon.de als auch die drei Großhändler KNV, Umbreit und Libri haben Akif Pirinçcis Bücher aus dem Programm genommen.
Noch nie zuvor ist der deutsche Buchhandel so konsequent gegen einen homophoben und menschenverachtenden Autor vorgegangen: Neben Amazon.de haben auch die drei Buchgroßhändler KNV, Umbreit und Libri sowie die Buchketten Thalia und Mayersche Akif Pirinçcis neue Hetzschrift "Die große Verschwulung" sowie frühere Titel des einstigen Katzenkrimi-Schreibers aus dem Programm genommen.
"Derzeit sehen wir von einer aktiven Präsentation der Titel des Autors in unseren Buchhandlungen und im Online-Shop ab", erklärte eine Sprecherin von Thalia gegenüber dem "Handelsblatt". Ein Sprecher der Mayerschen begründete den Schritt mit Pirinçcis Pegida-Rede.
Vor einer Woche hatte der deutsch-türkische Autor bei seiner Rede in Dresden ironisch bedauert, dass die Konzentrationslager "leider derzeit außer Betrieb" seien (queer.de berichtete). Der Verlagsgruppe Random House, in der Krimis von Pirinçci erschienen waren, kündigte ihm deshalb als erstes die Zusammenarbeit auf.
Junge Alternative solidarisch mit Pirinçci
Solidarität erhielt Akif Pirinçci dagegen von der Jungen Alternative (JA). Die Jugendorganisation der AfD sprach in einer Pressemitteilung vom Freitag von einer "Existenzvernichtung" und kündigte als Reaktion auf den Verkaufsboykott an, sämtliche Geschäftsbeziehungen mit Amazon.de zu beenden.
"Wir haben uns 'Verstand statt Ideologie' auf die Fahne geschrieben, da können wir nicht mit Leuten zusammenarbeiten die aus billigem Opportunismus heraus, die Meinungsfreiheit in Deutschland untergraben", erklärte der JA-Bundesvorsitzende Sven Tritschler. Zur nicht umgesetzten Ankündigung einer Buchhandlung, Pirinçcis Bücher schreddern zu wollen, meinte er: "Da fühlt man sich doch unweigerlich an Heine erinnert: 'Erst brennen die Bücher und dann die Menschen!'"
Das Buch "Die große Verschwulung" strotzt auf unterstem Niveau vor Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie. Akif Pirinçci wettert darin u.a. gegen "Spinatstecher" und die "Vergottung der abseitigen Sexualität", nennt Transsexualität eine "Behinderung" und warnt vor "Afrikas Babybombern und islamischen Dauerterror in Gestalt des gebenedeiten 'Flüchtlings'". In der vergangenen Woche hatte queer.de die 16 dümmsten und widerlichsten Zitate aus "Die große Verschwulung" zusammengestellt.
Erschienen ist das Buch im Waltroper Manuscriptum Verlag. Obwohl der sich in der vergangenen Woche erst von Akif Pirinçci distanzierte, stellte er sich in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung hinter die Inhalte der Hetzschrift. Die Tiraden des Autors seien "vor zwanzig Jahren noch selbstverständliche Banalitäten gewesen", heißt es darin.
Für Wirbel hatte in der vergangenen Woche auch eine ganzseitige Werbeanzeige des Manuscriptum Verlags im "Börsenblatt" des deutschen Buchhandels gesorgt, die neben Pirinçcis Buch auch den Titel "Homosexualität gibt es nicht" von Verlagsleiter Andreas Lombard anpries. Nach Protestbriefen u.a. vom Querverlag und der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld bedauerte es "Börsenblatt"-Chefredakteur Torsten Casimir im Editorial der neuen Ausgabe, die Anzeige angenommen zu haben (queer.de berichtete). (cw)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
Die verwechseln ständig Ursache und Wirkung.
Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter, ist aber keine Einbahnstraße.
Wenn also jemand ständig reaktionäres Zeug von sich gibt, darf man durchaus der Meinung sein, dass dies verbaler Müll ist.
Und die AfD vergleicht das mit der Bücherverbrennung? Oh weh. Die haben wirklich nichts aus der Geschichte gelernt, weil die außerstande sind, diese auch nur ansatzweise zu verstehen.
Angst macht mir nur, dass anscheinend 7% der Wahlberechtichtigten die wählen würden.