In Deutschland werden derzeit nur heterosexuelle Männer als Blutspender geduldet (Bild: warrenski / flickr / by-sa 2.0)
Homo- und bisexuelle Männer werden im Nachbarland nicht mehr automatisch vom Blutspenden ausgeschlossen – sie dürfen jedoch ein Jahr keinen Sex gehabt haben.
Die niederländische Gesundheitsministerin Edith Schippers hat ein Ende des totalen Blutspendeverbots für Schwule angekündigt. Männer, die Sex mit Männern haben, sollen demnach nach einer sexfreien Wartezeit von zwölf Monaten zur Blutspende zugelassen werden.
Derzeit ist in den Niederlanden – wie auch in Deutschland – ein totales Blutspendeverbot für alle Männer in Kraft, die nur einmal sexuelle Beziehungen zu einem anderen Mann gehabt haben. Dabei ist es anders als bei Heterosexuellen egal, wie lange der Sex zurücklag oder ob er safe war.
"Ich unterstütze Gleichberechtigung, bin aber auch verantwortlich, dass die Blutspenden sicher sind"; erklärte Schippers. "Die zwölfmonatige Wartezeit wird das Totalverbot beenden, ohne die Sicherheit der Blutprodukte zu gefährden."
Änderung nur für manche Bisexuelle interessant
LGBT-Aktivisten bezeichneten die Änderung als "symbolisch". Das Gesetz sei lediglich interessant für bisexuelle Männer, die sich in einer Beziehung mit einer Frau befänden, erklärte Tanja Ineke von der LGBT-Organisation COC. Auch die neue Regelung sei diskriminierend, da nicht das wirkliche Sexualverhalten, sondern die sexuelle Orientierung des Spenders als Anlass für Einschränkungen genutzt werde.
Vor zwei Monaten hatte Argentinien das Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben, aufgehoben (queer.de berichtete). Dort gibt es kein Keuschheitsgebot für schwule Blutspender, sondern es soll das individuelle Risikoverhalten betrachtet werden.
Nur sechs EU-Länder behandeln Schwule gleich
Innerhalb der Europäischen Union behandeln mit Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien nur sechs der 28 Mitgliedsstaaten schwule, bisexuelle und heterosexuelle Männer gleich. Mehrere Länder schreiben ähnlich wie von den Niederlanden geplant ebenfalls eine einjährige Keuschheitsperiode vor, darunter Großbritannien und Tschechien.
Es gab zwar in den letzten Jahren eine Debatte über die Aufhebung des generellen Verbots, bislang aber ohne Erfolg. Die Deutsche Aids-Hilfe fordert schon lange eine Neuregelung, da "viele Heterosexuelle zumindest zeitweise höhere Infektionsrisiken" aufweisen würden.
Rechtlich gesehen haben Schwule in dieser Frage keinen Anspruch auf Gleichbehandlung mit Heterosexuellen: Der Ausschluss von Männern vom Blutspenden aufgrund der sexuellen Orientierung ist nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom April rechtens, weil diese Gruppe ein höheres Risiko auf eine HIV-Infektion habe. Das Verbot müsse allerdings verhältnismäßig sein (queer.de berichtete). (dk)