Der Innenminister spricht sich gegen das ADG aus. Erneut handelt er gegen Lesben und Schwule.
Von Norbert Blech
Hätte es vor fünf Jahren schon die Homo-Gurke gegeben, Otto Schily wäre bereits Preisträger. Mitten hinein in die hitzigen Debatten zur ersten Fassung des Lebenspartnerschaftsgesetzes platzierte er damals ein Interview, wonach die Homo-Ehe gegen die Verfassung verstoßen würde - wie es auch Union und FDP behaupteten. Danach hat Karlsruhe das Gegenteil geurteilt, und anders als seine damaligen Kritikpartner hat Schily das Urteil akzeptiert und seitdem zu Verbesserungen der Homo-Ehe immerhin geschwiegen.
Nun ist Schily zurück auf Seiten der Konservativen, ausgerechnet mit Unterstützung des Wirtschaftsministers Clement, dessen Land NRW zu seiner Zeit als Ministerpräsident Vorreiter in der Bemühung um Antidiskriminierung war. Das ist traurig, ärgerlich und vor allem unnötig.
Man kann streiten, ob das Antidiskriminierungsgesetz im Alltag wirklich hilft. Man kann sicher auch, soviel muss man Union und FDP zugestehen, fragen, ob sich Toleranz per Gesetz verordnen lässt, ob das Gesetz nicht unnötig viel Ärger, Bürokratie und Arbeit für Gerichte und wenig praktische Hilfe bringt (auch wenn erste Erfahrungen aus dem Ausland diese Befürchtungen widerlegen). Man darf fragen, warum Kirchen und Versicherungen in großem Maße von den Regelungen ausgenommen werden (auch wenn die Koalition anderes behauptet). Man darf auch fragen, warum Arbeitgeber und Privatleute nicht diskriminieren dürfen sollen, der Staat aber schon. Man darf ebenso fragen, ob andere Regelungen nicht effektiver gewesen wären - wie eine Verschärfung des Volksverhetzungsparagrafen, damit Bürgermeister wie in Düsseldorf nicht mehr Schwule kollektiv "nach Berlin" wünschen dürfen.
Doch um alle diese Fragen geht es hier nicht. Die Form des ADG ist im Großen fertig und durch EU-Richtlinien gegeben, nicht mehr veränderbar. Es geht bei dem Parteienstreit um das ADG folglich nur noch darum, wen es im Zivilrecht umfassen soll. Dass unter anderem Schwule und Lesben nicht dazugehören sollen, aus Gründen, die das gesamte Gesetz in Frage stellen, ist eine alles andere als seriöse Argumentation - und diskriminierend.
Dass die große Wirtschaftslobby wie auch kleine Verbände wie Haus und Grund versuchen, mit dem Kampf gegen eine Ausweitung des ADG im Zivilrecht einen möglichen wirtschaftlichen Schaden des ADG kleiner zu halten, stimmt traurig. Dass man diesen Sachverhalt wie üblich hinter verfassungsrechtlichen Phrasen versteckt, ist ärgerlich (die Vertragsfreiheit, das zeigt beispielsweise das Mietrecht, wird seit jeher zugunsten der Allgemeinheit eingeschränkt). Dass Unions- wie FDP-Politiker diese Argumentation verfallen, ist erbärmlich. Menschenrechte und deren Schutz sind keine Zierde, die man sich nur bei guter Wirtschaftslage leisten kann, sondern ein wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft.
Nun ist es nicht neu, dass Schily und Clement auf Unionspositionen wandeln, die SPD gerne in der Homo-Emanzipation bremst. Es ist jedoch ärgerlich und unverständlich, dass beide diesen nach Jahren in der Koalition eigentlich ausgestanden Streit neu entfachen. Es bleibt zu hoffen, dass der derzeit geschwächte Koalitionspartner nicht einknickt.
Der sieht ja nicht umsonst so schrecklich widerwertig aus ... Ist wahrscheinlich nur die Reflektion seiner Seele , falls er eine hat ! Jedenfalls ist er einer von mehreren Opportunisten im Bundestag , denen es nicht um Recht und Ordnung geht !
Steg und mehrere Ministeriumssprecher betonten, es gebe keinen
Konflikt zwischen SPD und Grünen in der Sache. Ein Sprecher Schilys
erklärte, «sogar Herr Beck von den Grünen hat eine ideologiefreie
Prüfung» des Gesetzes in Aussicht gestellt. Beck sei eine «wichtige
Stimme der Grünen». Wer daraus einen Streit machen wolle, liege
falsch. Zu dem «Handelsblatt»-Bericht könne er nichts konkret
mitteilen, weil Kabinettssitzungen vertraulich seien. Eine
Sprecherin der Familienministerin betonte, das Gesetz müsse
praktikabel sein. In der Anhörung werde sich zeigen, «welchen
Ergänzungsbedarf es da gibt».
Schily schlägt wieder zu. Bedauerlich, dass man mit solchem Gedankengut deutscher Innenminister sein darf und die Aufgabe haben darf die Verfassung zu verteidigen.
Wer so eklatant offensichtlich fern der Verfassung und ihrer Forderung nach Gleichbehandlung aller Menschen steht, der darf kein Ministeramt bekleiden, und schon gar nicht dieses.
Herr Schily macht Politik, die seinem Alter entspricht.
Menschen in seinem Alter sind meist konservativ, religiös und haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Sein Wohnort Bayern beeinflusst seine Einstellung auch. Als Politiker und Jurist kann er leider diese Gefühle in Politik umsetzen.
Alle Wert-Konservativen unterstützen Herr Schily dabei.