Das Denkmal soll am Magnus-Hirschfeld-Ufer gegenüber dem Bundeskanzleramt an der Spree errichtet werden. Bereit seit 2011 stehen dort zwei Gedenktafeln, die an die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung erinnern (Bild: LSVD)
Bis zum 15. November werden im Berliner Haus der Kulturen der Welt insgesamt fünf Vorschläge von Kunststudenten ausgestellt.
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und die Universität der Künste Berlin (UdK) präsentieren erstmals die Denkmal-Entwürfe für die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung. Die Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt wurde am Donnerstagabend von Klaus Wowereit, Staatssekretärin Barbara Loth, Bezirksbürgermeister Christian Hanke, UdK-Präsident Prof. Martin Rennert und LSVD-Landesvorstand Ulrich Keßler feierlich eröffnet.
Die fünf Vorschläge stammen von den UdK-Studenten Xue Wang, Ino Varvariti, Igor Sovilj, Jonathan Ryall, Malivina Panagiotidi, Sajana Joshi, Raju G.C., Giannis Delagrammatikas und Martin Binder. "Um ein anderes Wettbewerbsformat zu erproben", sind die Entwürfe jedoch nicht mit den Namen der Künstler gekennzeichnet.
Die Entwürfe können bis zum 15. November täglich von 10 bis 19 Uhr im Haus der Kulturen der Welt bei freiem Eintritt besichtigt werden. Den Siegerentwurf ermittelt eine Jury aus Politik, Kunst und Kultur. Das Denkmal, das durch jahrelanges Spendensammeln und Mittel der Lotto Stiftung Berlin möglich wurde, soll 2016 am Magnus-Hirschfeld-Ufer gegenüber dem Bundeskanzleramt an der Spree errichtet werden.
Entwurf 1: Calla

Der Monözie-Aspekt (Monözie = Vorhandensein von weiblichen und männlichen Blüten auf einem Pflanzenexemplar) der Zantedeschia Aethiopica-Pflanze (Calla-Lilie) ist in diesem Entwurf als Ausgangspunkt verwendet worden, um symbolisch die Vielfalt sexueller Identitäten zu thematisieren. Die sechs vergrößerten Calla Lilien sind in den Farben des Regenbogens gehalten.
Entwurf 2: Kratzen

Das Denkmal umfasst sechs emporstrebende, leicht gekrümmte Metallstreifen und verändert sein Aussehen im Laufe der Zeit. Durch das gewollte Abkratzen der schwarzen Opferschicht durch Besucherinnen und Besuchern werden die darunterliegenden Farben enthüllt. Der wiederholte Vandalismus an den Hirschfeld-Gedenktafeln ist in der Gestaltung des Denkmals implementiert.
Entwurf 3: Prisma

Eine violette Laterne aus der Zeit der Weimarer Republik, als das Institut von Hirschfeld eine bedeutende Rolle in der Emanzipationsbewegung spielte, wird die schon existierende Laterne am Ufer ersetzen. Ein Prisma im Leuchtenkopf zerlegt das Licht der Laterne in seine Spektralfarben. Über einen Spiegel umgeleitet, wird das Lichtspektrum bei Dunkelheit auf einer aus Beton gegossenen Bodenplatte zwischen Laterne und Gedenktafeln sichtbar.
Entwurf 4: Schutzwelle

Die Metallskulptur in Form einer sich auftürmenden Welle ist sowohl als Symbol der Stärke einer Bewegung zu sehen als auch ein Ort, an dem die Besucherinnen und Besuchern selbst aktiv werden können. Mit dem Anhängen bunter Schilder kann hier an wichtige Akteure, Orte oder Organisationen der homosexuellen Emanzipationsbewegung erinnert werden.
Entwurf 5: Zwischenstufen

Eine rundliche, aus Stufen zusammengesetzte Plattform bietet den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit des Verweilens. Die umlaufenden Stufen beginnen mit einer Höhe von 63 cm und halbieren sich schrittweise bis zu einer Höhe von je 2 cm. Somit ist an einigen Stellen bequemes Sitzen möglich, an anderen ist es schwer, überhaupt zu sitzen. Mit der imaginär unendlichen Fortführung der sich halbierenden Stufen, erinnert dieser Entwurf an Hirschfelds Theorie der sexuellen Zwischenstufen.
Die Qual der Wahl ist nicht einfach, vielleicht könnte man auch Werke kombinieren: die aktuelle Laterne ist sehr unattraktiv, auch die nächtliche Projektion von Spektralfarben eine schöne Idee - aber tagsüber nur eine violette Laterne m.E. zu wenig, so dass dann eines der anderen Objekte Geltung haben sollte.