Werbung für eine kalifornische Bareback-Produktion
Jetzt ist es amtlich: Im November 2016 müssen die Wähler in Kalifornien entscheiden, ob Darsteller in Pornofilmen künftig Kondome tragen müssen.
Der kalifornische Innenminister Alex Padilla hat am Mittwoch bestätigt, dass die Befürworter eines Bareback-Verbots in Pornofilmen genügend Unterschriften gesammelt haben, um einen Volksentscheid zu erzwingen. Demnach haben die Aktivisten über 414.000 gültige Unterschriften überreicht – nötig gewesen wären 365.000. Über den "California Safer Sex in the Adult Film Industry Act" (PDF) wird nun am 8. November 2016 abgestimmt, parallel zu den Präsidentschaftswahlen.
Erklärtes Ziel des Gesetzes ist es, Pornodarsteller vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Deshalb müssen sie bei Vaginal- oder Analsex Kondome tragen. Diese müssen in den Filmen zwar nicht ausdrücklich zu sehen sein, allerdings müssen Produzenten bei Filmen ohne "sichtbare Kondome" beweisen, dass sie sich an das Gesetz gehalten haben.
Ex-Pornostar: Industrie übt Druck auf Darsteller aus
"Pornoproduzenten sagen den Medien, die Darsteller hätten eine Wahl, wenn es um Kondome geht", erklärte Cameron Adams, ein früherer Pornodarsteller, der 2013 HIV-positiv getestet worden war und seither für eine Gesetzesänderung wirbt. "Die Produzenten sagen aber nicht, dass Darsteller, die ein Kondom tragen möchten, viel weniger verdienen". Außerdem würde Druck ausgeübt, da es ein Überangebot an Darstellern gebe.
Die Initiative für den Volksentscheid war von der Organisation Aids Healthcare Foundation (AHF) aus Los Angeles ausgegangen. Sie hatte bereits 2012 ein Referendum im Bezirk Los Angeles erzwungen, in dem 56 Prozent der Bevölkerung des Bezirks für ein Bareback-Verbot stimmte. Im kalifornischen Parlament in Sacramento gab es zudem bereits drei Anläufe, eine Kondompflicht in Erotikfilmen einzuführen, allerdings bislang ohne Erfolg.
Der Pornoindustrieverband "Free Speech Coalition" wehrt sich bereits seit Jahren gegen derartige Einschränkungen. Eine Klage gegen die Kondompflicht in Los Angeles scheiterte aber im Dezember 2013 (queer.de berichtete). Außerdem beschuldigte der Verband die Aids Healthcare Foundation und deren Chef Michael Weinstein, einen "moralischen Kreuzzug" gegen die Industrie durchzuführen, obwohl diese mit jährlich acht Milliarden Dollar Umsatz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den klammen US-Bundesstaat sei. Wenn dieses Verbot durchgesetzt werde, würden Darsteller im nächsten Schritt gezwungen werden, Schutzbrillen oder Plastikhandschuhe zu tragen, prophezeite der Branchenverband. Auch würden die Firmen dann einfach nach Florida, Nevada oder in andere Länder umsiedeln, in denen es liberalere Gesetze gebe.
Bereits jetzt ist Bareback-Sex bei den größten schwulen Labels der USA verpönt. So werden bei den jährlich vergebenen GayVN-Awards Filme automatisch disqualifiziert, bei denen keine Kondome verwendet werden. Allerdings zeigen gerade kleine Pornofirmen gerne Bareback-Sex, da die Nachfrage nach diesen Filmen insbesondere in Europa hoch ist. (dk)