Demnächst am Magnus-Hirschfeld-Ufer: Das neue Denkmal nach dem Motiv "Calla" neben zwei bereits bestehenden Gedenktafeln
Gegenüber dem Bundeskanzleramt erinnern demnächst Kunst-Lilien in Regenbogenfarben an die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung.
Nun steht es fest: Sechs meterhohe Lilien erinnern in Berlin künftig an die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung. Eine Jury entschied am Freitag, welcher von fünf Entwürfen im nächsten Jahr an der Spree gegenüber dem Bundeskanzleramt errichtet wird. An der Stelle, an der früher das Institut von Magnus Hirschfeld stand, erinnern bereits jetzt zwei Stelen an diese bewegte Geschichte.
Studenten der Universität der Künste Berlin (UdK) hatten für das Projekt des LSVD Berlin-Brandenburg fünf Entwürfe angefertigt, die vor einer Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurden und noch bis zum 15. November täglich zwischen 11 bis 19 Uhr im Haus der Kulturen der Welt begutachtet werden können (queer.de berichtete).
Letztlich entschied sich die Jury für das Motiv "Calla" – es war auch bei einer Online-Abstimmung mit 31,4 Prozent knapp der Favorit der queer.de-User.
Selbstbewusste und positive Wirkung
"Es gab eine sehr engagierte Diskussion, an deren Ende sich die große Mehrheit für den Entwurf 'Calla' entschieden hat", sagte Jury-Sprecher Dr. Berndt Schmidt. "Die Jury ist der Überzeugung, dass das Denkmal selbstbewusst und positiv wirkt und eine beeindruckende Fernwirkung entwickelt. Die Calla-Lilie besitzt weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze. Somit ist sie ein Symbol für die Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur."
Die Entwürfe waren von den größtenteils internationalen Künstlern Xue Wang, Ino Varvariti, Igor Sovilj, Jonathan Ryall, Malivina Panagiotidi, Sajana Joshi, Raju G.C., Giannis Delagrammatikas und Martin Binder erstellt worden. Das Projekt wird mit Mitteln der Lotto-Stiftung und Spenden realisiert.
Die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung begann 1897 mit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) durch Dr. Magnus Hirschfeld, der später auf dem Gelände des heutigen Bundeskanzleramts das Institut für Sexualwissenschaft gründete. Die Nazis plünderten später das Institut und verbrannten dessen Schriten, Hirschfeld starb im Exil. Nach ihm ist bereits der Ufer-Abschnitt an der Spree benannt.
Warum jetzt noch eines?