Die Gleichstellung macht selbst vor Schützenvereinen nicht Halt (Bild: flickr / Dick Aalders / by 2.0)
Auf seiner Grundsatz-Tagung am Samstag in Langenfeld stellte der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) die Weichen auf Öffnung.
Noch vor wenigen Wochen empörte sich der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS), dass in Düsseldorf ein schwuler Schützenkönig zusammen mit seinem Partner gekrönt werden sollte. Er forderte in der Presse eine Anstandsdame, griff allerdings nicht ein (queer.de berichtete).
Jetzt scheint der katholische Dachverband, dem rund 1.300 Bruderschaften und Vereine mit etwa 400.000 Mitgliedern angehören, doch noch im 21. Jahrhundert anzukommen: Homosexuelle Könige und selbst muslimische Schützen sollen künftig mit allen Rechten willkommen sein, einigte sich der Hauptvorstand am Samstag auf seinem Grundsatz-Kongress in Langenfeld.
Im Frühjahr muss die Bundesvertreterversammlung dieser Öffnung allerdings noch zustimmen.
Sexuelle Orientierung für Mitgliedschaft "unerheblich"
"Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich", erklärte der neue Bundesschützenmeister Emil Vogt, der die interne Diskussion angestoßen hatte, nach der Versammlung. "Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen."
Vogt will dem kirchlichen Schützenverbund "eine zeitgemäße und verständliche Grundausrichtung" geben. So sollen die Mitgliedsvereine künftig selbst entscheiden können, ob sie auch Nicht-Christen als Mitglieder aufnehmen und zum Königsschießen antreten lassen wollen. Dem Bundesschützenmeister gehe es darum, "durch gegenseitigen Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz ein vertrauensvolles Miteinander mit allen gesellschaftlichen Kreisen zu ermöglichen".
Die Toleranz der Schützenbrüder kennt dennoch Grenzen. "Wer Angehörige anderer Religionsgemeinschaften aufnehmen will, muss wissen, wofür er selbst einsteht", stellte Vogt klar. "Wir dürfen bei aller Liberalität unser eigenständiges, kirchliches Profil nicht verlieren." So sollen abtrünnige Katholiken nach dem Willen des Hauptvorstands auch in Zukunft nicht mitschießen dürfen: "Wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann sich nicht um Aufnahme in einer kirchlichen Gemeinschaft bewerben."
Diskussion läuft seit dem Jahr 2011
Die Diskussion um eine Öffnung begann vor vier Jahren. Im Jahr 2011 war der BHDS deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten, als er einen Schützenkönig aus Ostwestfalen wegen dessen Homosexualität aus dem Verband ausschließen wollte (queer.de berichtete). Später beschloss der Dachverband, dass Schwule zwar Schützenkönige werden könnten, aber ihnen bei offiziellen Anlässen immer eine Anstandsdame zur Seite gestellt werden müsse (queer.de berichtete).
Im vergangenen Jahr gab es wieder scharfe Kritik am Verband, als er einem Schützenkönig in Werl die Anerkennung versagte, weil dieser Muslim war. Nach einem Proteststurm nahm der BHDS den Schritt "ausnahmsweise" zurück. (cw)