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Richter Scott Johansen hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sein Urteil ein solches Echo auslösen würde
- 17. November 2015, 13:30h 2 Min.
Im Mormonenstaat Utah gibt es weiter Proteste gegen einen Richter, der einem lesbischen Paar wegen ihrer Homosexualität ein Pflegekind wegnehmen wollte.
Der Druck auf Jugendrichter Scott Johansen wird größer: Bürgerrechts- und LGBT-Aktivisten forderten am Montag die Amtsenthebung von Johansen, der bereits seit 1992 als Richter arbeitet. Am gleichen Tag hat der Richter wegen des großen öffentlichen Drucks angekündigt, sich vom Fall der zwei lesbischen Pflegeeltern zurückzuziehen, mit dem er vergangenen Dienstag für Aufregung gesorgt hatte.
Der Hintergrund: Johnansen hatte entschieden, dass ein lesbisches Ehepaar ungeeignet sei, ein Pflegekind aufzuziehen – als Begründung nannte er deren Homosexualität. Das Paar hatte den Antrag gestellt, das einjährige Kind zu adoptieren, stattdessen nahm der Richter es ihnen weg (queer.de berichtete).
Johnansen widerrief seine Entscheidung nach öffentlicher Kritik drei Tage später, so dass das Mädchen zunächst in der Familie bleiben konnte, ordnete jedoch für Dezember eine Anhörung an. Am Montag gab er nun bekannt, sich ganz von dem Fall zurückzuziehen. Bürgerrechts- und LGBT-Aktivisten fordern dennoch Konsequenzen.
So hat die Human Rights Campaign, die größte LGBT-Organisation der Vereinigten Staaten, eine Beschwerde gegen den Richter eingereicht. Der Jugendrichter habe bereits mehrfach Grenzen überschritten, heißt es darin. So habe er in den Neunzigerjahren einen angeklagten 16-Jährigen im Gericht geohrfeigt. Außerdem hatte er vor drei Jahren eine 13-Jährige dazu verurteilt, ihren Pferdeschwanz abzuscheiden. Der Richter könnte von einer Justizkommission des Staates seines Amtes enthoben werden. Im kommenden Monat soll es erste Anhörungen geben.
"Untragbares Verhalten"

April Hoagland und Beckie Peirce wollen ihr Pflegekind adoptieren
Außerdem gibt es mehrere Petitionen, in denen die Amtsenthebung gefordert wird, etwa von der Bürgerrechtsorganisation "Alliance for a Better Utah". In der Petition wird argumentiert, dass der Richter ein "untragbares Verhalten" an den Tag gelegt habe, das eines Justizbeamten nicht würdig sei. Er sei stattdessen in einer Reality-TV-Sendung gut aufgehoben.
Johansen hat bislang nicht auf Medienanfragen reagiert. Es ist ihm allerdings als Richter ohnehin nicht gestattet, laufende Verfahren zu kommentieren.
Neben seinem Richterjob ist Johansen auch als Bischof in der LGBT-feindlichen Mormonenkirche aktiv. Erst eine Woche vor dem Urteil war bekannt geworden, dass die Glaubensgemeinschaft, die von vielen Experten als Sekte angesehen wird, alle Mitglieder von Regenbogenfamilien künftig als "Abtrünnige" betrachtet (queer.de berichtete). Seither haben Medienberichten zufolge 1.500 Menschen die Kirche aufgrund der homophoben Haltung verlassen. (dk)
