Charlie Sheen, hier in einer Szene aus "Two and a Half Men", hat am Dienstag erstmals im US-Fernsehen über seine HIV-Infektion gesprochen (Bild: CBS)
Nach dem Coming-out des Hollywood-Stars Charlie Sheen als HIV-positiv wird der Ruf laut, die in großen Teilen der Bevölkerung verankerte Stigmatisierung von Positiven zu beenden.
Die amerikanische LGBT-Organisation GLAAD hat am Dienstag erklärt, dass nur ein Ende der Stigmatisierung von HIV-Positiven dazu führen könne, HIV "auszurotten". Damit reagierte die 1985 gegründete Organisation auf einen Auftritt des Schauspielers Charlie Sheen im NBC-Frühstücksfernsehen, in dem sich der 50-Jährige als HIV-positiv geoutet hat.
Der "Two and a Half Men"-Darsteller sagte in einem Interview mit dem Journalisten Matt Lauer, er wisse seit vier Jahren von seiner Infektion. Er sei jahrelang deswegen von Prostituierten erpresst worden und habe Schweigegeld gezahlt. "Insgesamt müssen das mehrere Millionen gewesen sein", so Sheen.
"Um HIV ein für alle Mal auszurotten, müssen wir erst einmal das dazugehörige Stigma ausrotten", erklärte GLAAD-Präsidentin Sarah Kate Ellis. "Das Stigma verhindert, dass Menschen sich testen lassen; es verhindert, dass Menschen sich behandeln lassen; es kann dazu beitragen, dass sich die Infektionszahlen erhöhen." Derzeit würden 1,2 Millionen Amerikaner mit dem Virus leben. Deshalb müssten alle Präventionsmethoden, inklusive der Präexpositions-Prophylaxe (PrEP), genutzt werden. Die "Pille davor", die es in den USA seit 2012 gibt, ist in Europa noch nicht zugelassen.
Auch hierzulande kritisierte die Deutsche Aids-Hilfe immer wieder, dass eine HIV-Infektion mit einem großen Stigma und Angst vor Zurückweisung verbunden sei. In diesem Zusammenhang verurteilte die DAH wiederholt die juristische Verfolgung von HIV-Positiven, zuletzt etwa eine Haftstrafe für eine positive Sexarbeiterin (queer.de berichtete). Die Aids-Aktivisten argumentieren, dass die Verantwortung für den Gesundheitsschutz nicht einseitig positiven Menschen aufgebürdet werden dürfe. Vielmehr sei jeder selbst dafür verantwortlich, sich zu schützen.
DAH kritisiert Spekulationen in Medien
"Dass Sheen offenbar zum positiven Coming-out gedrängt wurde, ist inakzeptabel", erklärte Manuel Izdebski vom Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe in einer ersten Reaktion. Er kritisierte auch, dass es bereits vor dem NBC-Interview in den Medien Spekulationen über die HIV-Infektion gegeben habe, etwa im Klatschmagazin TMZ. Das verletze "sein Recht, selbst zu entscheiden, wem er von seiner Infektion erzählt. Dieses Recht hat jeder Mensch – unabhängig von Prominentenstatus und Lebensstil."
Sheen betonte in dem Interview, dass er keine Frau einer Gefahr der Übertragung ausgesetzt und immer seinen Sexpartnerinnen seinen HIV-Status offenbart habe. Sein Arzt erklärte auf NBC auch, dass Sheens Viruslast dank retroviraler Medikamente unter die Nachweisgrenze gedrückt worden sei – hier gilt eine Übertragung als ausgeschlossen (queer.de berichtete).
Mit diesem Argument könnte sich der Schauspieler auch vor möglichen Klagen schützen. So sind in den letzten Jahren in den USA immer wieder Positive zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Meist handelte es sich bei den Angeklagten um Männer, die Sex mit Männern hatten. So wurde erst im Juli in Missouri ein Mann zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil er seinen Sexpartnern nichts von seiner Infektion erzählt hatte (queer.de berichtete). (dk)
Dieser unsympathische Mensch dient nun wirklich nicht als role model für HIV Aktivisten.