Papst Franziskus fand keine deutlichen Worte gegen die Verfolgung von Lesben und Schwulen in Uganda (Bild: Presidência da Republica/Roberto Stuckert Filho)
Nach Darstellung des Vatikans habe Franziskus bei einem Gottesdienst in Namugongo die Anti-Homosexuellen-Gesetze angesprochen.
Man muss schon sehr, sehr, sehr genau zwischen den Zeilen lesen: Mit seinem Appell, "eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen, die die Menschenwürde fördert und niemanden ausschließt", habe Papst Franziskus in Uganda auch die Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung kritisiert, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstabend bei einer Pressekonferenz in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Dies berichtete unter anderem das ZDF.
Der Papst hatte diese Äußerung am Samstagmorgen bei einem Gottesdienst in der Märtyrer-Wallfahrtsstätte von Namugongo gemacht, bei der nach offiziellen Angaben 300.000 Menschen teilnahmen. Unter den Journalisten löste diese Deutung Lombardis laut dem ZDF-Bericht Verwunderung aus, hätte man doch eine deutlichere Positionierung erwartet.
Gebete von LGBT-Aktivisten wurden nicht erhört
Im Vorfeld des Papst-Besuches hatten mehrere ugandische LGBT-Organisationen ihre Hoffnung geäußert, dass sich das Kirchenoberhaupt in Uganda auch für die Menschenrechte von sexuellen Minderheiten einsetzen werde. So erklärte eine lesbische Aktivistin der Organisation "Freedom and Roam Uganda" vor wenigen Tagen: "Wir beten, dass der Papst etwas gegen den Missbrauch der LGBT-Communitys in Uganda sagen wird."
Ugandas Regierung wiederum hatte den Papst vor einer entsprechenden Positionierung gewarnt. "Wir hoffen, dass der Papst die Katholiken unseres Landes nicht spalten wird", erklärte ein Regierungssprecher. "Wir sehen Homosexualität nicht als normalen Lebensstil."
Uganda hat in den letzten Jahren mit einer ausgesprochen homophoben Politik international für Kritik gesorgt. Zwar sind bereits jetzt lebenslange Haftstrafen für Schwule und Lesben möglich, dennoch wurde sogar über die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle debattiert. Ein Gericht setzte vergangenes Jahr eine Strafverschärfung zwar vorläufig aus (queer.de berichtete), allerdings wird weiterhin über härtere Gesetze gegen Homosexuelle debattiert – im Gespräch ist etwa eine langjährige Haftstrafe für Homo-"Propaganda" (queer.de berichtete). Erst in der vergangenen Woche wurde ein Gesetz beschlossen, das die Rechte von LGBT-Organisationen beschneidet (queer.de berichtete).
Die katholische Kirche hatte in der Diskussion um die Verschärfung der Anti-Homosexuellen-Gesetze keine einheitliche Linie. Obwohl die ugandische Bischofskonferenz vor der Unterzeichnung des Gesetzes durch Präsident Yoweri Museveni erklärt hatte, sie unterstütze Homosexualität nicht, sei aber gegen die harte Bestrafung, soll Bischof Charles Wamika in seiner Osterbotschaft im vergangenen Jahr die Verschärfung ausdrücklich begrüßt haben (queer.de berichtete). Der päpstliche Menschenrechtsrat rief Museveni damals auf, die harten Strafen außer Kraft zu setzen.
Katholische Märtyrer von schwulem König hingerichtet
Mit seiner Messe in Namugongo gedachte Papst Franziskus 22 junger katholischer Männer, die 1886 auf Anordnung des örtlichen Königs Mwanga hingerichtet worden waren. Dabei spielte nach Angaben von Historikern neben ihrem Glauben auch ihre Weigerung eine Rolle, mit dem schwulen König Sex zu haben.
Dieses historische Detail lieferte Anlass für weitere Interpretationen: Nach dem vorab verbreiteten Manuskript der Predigt wollte der Papst die Märtyrer dafür loben, dass sie den Mut hatten, "beim König das als Sünde zu brandmarken, was das Evangelium nicht erlaubt". Im Gottesdienst ließ er diesen Satz dann jedoch weg. Einige schwul-lesbische Katholiken werteten dies als Zeichen der Ermutigung. (cw)
Das was die katholische kirche, seit ihrer anfängen am besten kann: viel sagen und doch nichts.