Felix Rexhausen (1932-1992) und der bald nach ihm benannte Platz am Kölner Hauptbahnhof (Bild: Georgia Gembardt, Axel Bach (BLSJ))
"Pro Köln" will am 10. Dezember gegen die Ehrung des schwulen Journalisten und Mitbegründers von Amnesty International protestieren.
Gegen die geplante Einweihung des Kölner Felix-Rexhausen-Platzes am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, gibt es weiter Widerstand – vom ehemaligen "Männer"-Chefredakteur David Berger sowie von der rechtsextremen Kleinpartei "Pro Köln". Während der schwule Theologe in der "Huffington Post" und in sozialen Netzwerken weiter gegen eine Ehrung des Journalisten und Mitbegründers von Amnesty International anschreibt, kündigte die im Stadtrat vertretene Wählergruppe eine Mahnwache um 11 Uhr parallel zur Einweihungszeremonie an.
"Wenn der Bund lesbischer und schwuler Journalisten (BLSJ) sich einen "Felix-Rexhausen-Preis" ausgedacht hat und den auch jährlich vergibt, ist das eine Angelegenheit innerhalb der schwulen Community", heißt es einer Pressemitteilung von "Pro Köln" vom Mittwoch. "Wenn man aber einen öffentlichen Platz nach Felix Rexhausen benennen möchte, dann hat es eine andere Dimension und sollte auf jeden Fall abgelehnt werden."
Der schwule Vorsitzende der Kleinpartei, Michael Gabel, habe daher "eine kritische Mahnwache mit Infopavillon am Ort des geplanten Geschehens angemeldet", heißt es in der Pressemitteilung. "Pro Köln ist auch in dieser Angelegenheit 'Anders als die Andern', besonders im Gegensatz zu den links-grünen 'Verstehern' mit notorischer Skandalvergangenheit."
Auf ihrer Facebook-Seite schreibt "Pro Köln": "Versalzen wir der links-grün politisierenden Homolobby die Suppe! Protest statt feierliche Einweihung des Platzes! Nehmt alles mit, was schön laut ist."
Ursprünglich sollte der bislang namenslose Platz am nördlichen Ende des Kölner Hauptbahnhofes bereits am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, nach dem schwulen Journalisten Felix Rexhausen (1932-1992) benannt werden. Der Termin war jedoch vom Bezirk abgesagt worden, nachdem David Berger Rexhausen in einem Beitrag für die "Huffington Post" vorgeworfen hatte, ein "Sympathisant der Pädosexualität" gewesen zu sein und diese "verherrlicht" zu haben (queer.de berichtete). Dabei ging es ausschließlich um sein unter Pseudonym veröffentlichtes Buch "Berührungen" aus dem Jahr 1969.
Die Vorwürfe lösten sich im Nichts auf
Das Buch "Berührungen", das für einen "Sturm im Wasserglas" sorgte – so das "Centrum Schwule Geschichte" in einer Zusammenfassung der Ereignisse
"Wir mussten erst die Reißleine ziehen und die Vorwürfe prüfen", erklärte der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke im September gegenüber queer.de (queer.de berichtete). Über die Sommerpause hatten die Mitglieder der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt Zeit, sich anhand von Stellungnahmen ein Bild von Rexhausen zu machen. Die Vorwürfe hätten sich dabei für ihn "in Luft aufgelöst", sagte Hupke. Auch bei der Besprechung der Fraktionsvorsitzenden habe es keine Einwände gegen die Platzbenennung gegeben.
Der BLSJ, von dem die Ehrung Rexhausens mit einem Platz ausgegangen war, hatte sich bereits im Mai in einer Stellungnahme dagegen verwahrt, "dass ein verdienter Autor auf dem Altar einer populistischen 'Vergangenheitsbewältigung' geopfert" werde: "Rufmord und sexuelle Denunziation" seien zu verurteilen: "Felix Rexhausen war unseres Wissens weder pädophil noch gibt es Hinweise darauf. Zudem hat Pädophilie in seinem Werk auch keine Relevanz", so der Verband. "Bei manchen brennen in ihrem inquisitorischen Furor offensichtlich alle rechtsstaatlichen Sicherungen durch."
In die folgende Diskussion schaltete sich u.a. auch der Journalist Jobst Knigge ein, der meinte, er sei weiter "stolzer Träger" des vom BLSJ vergebenen Rexhausen-Preises (queer.de berichtete). Auf queer.de rezensierte Micha Schulze das umstrittene Buch und befand, "Berührungen" sei "eine selbstironische Hymne auf den promisken Schwulen und lesenswertes Spiegelbild der späten 1960er-Jahre – ganz bestimmt aber keine Werbung für Pädophilie".
Den Kölner Kommunalpolitikern lag zudem eine Stellungnahme des Centrums Schwule Geschichte (CSG) vor. Dessen Fazit: "Rexhausen mag für Jugendliche geschwärmt haben, die heute gültigen Gesetze verletzt er nicht, ist deshalb auch nicht als pädophil zu bezeichnen, höchstens als ephebophil." Das Buch beschreibe an drei Stellen Sex von Erwachsenen mit Jugendlichen, von denen keiner unter 15 Jahren sei, sowie "auf neun Zeilen pubertäre Sexspiele eines 14-Jährigen mit einem 11-Jährigen". Strafrechtlich relevant sei das alles nicht, so das CSG. Sex mit Kindern lehne der Ich-Erzähler ab, außer "ungenauen Hinweisen" liefere Berger "keine Belege" für seine Vorwürfe.
Als Unterstützer von David Berger verblieben zuletzt allein rechtsextreme und fundamental-christliche Onlinemedien – sowie nun "Pro Köln". Die posthumen Pädo-Vorwürfe gegen Felix Rexhausen scheinen zudem in erster Linie eine Racheaktion gewesen zu sein. So hatte der BLSJ im Februar David Bergers Entlassung als "Männer"-Chefredakteur ausdrücklich begrüßt. Der Rauswurf sei "die überfällige Konsequenz aus einem seit längerem zu beobachtenden journalistischen Abdriften David Bergers in rechtspopulistische Argumentationsmuster", hieß es damals in einer Pressemitteilung. (mize)
(Um 17.30 Uhr ergänzt: Aufruf auf Facebook-Seite von "Pro Köln")
www.facebook.com/Reiserobby/photos/a.420914081289976.87339.4
20906194624098/914685701912809/?type=3&theater