Mit einem Bluttest kann man sich beispielsweise beim Hausarzt oder anonym bei Gesundheitsamt auf Syphilis und andere sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen (Bild: flickr / Wheeler Cowperthwaite / by 2.0)
Es gibt heute doppelt so viele Syphilis-Meldungen als noch vor ein paar Jahren – und besonders oft trifft es schwule Männer.
Die Zahl der Syphilis-Fälle in Deutschland steigt weiterhin schnell an: Im Jahr 2014 wurden dem Robert-Koch-Institut genau 5.722 Syphilis-Fälle gemeldet, wie aus dem aktuellen "Epidemologischen Bulletin" (PDF) hervorgeht. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2010 hat sich die Zahl sogar fast verdoppelt.
In den letzten Jahren fand der Anstieg dabei insbesondere unter Männern statt, die Sex mit Männern (MSM) haben. In diesem Segment wurden sogar 20 Prozent mehr gemeldet als im Jahr zuvor, während Meldungen, die auf heterosexuellen Sex zurückzuführen sind, stagnierten. Frauen machten nur 6,3 Prozent aller Meldungen aus.
Besonders in Millionenstädten sind MSM betroffen: In Berlin, Hamburg, München und Köln sind 94 Prozent aller Meldungen, in denen der Infektionsweg bekannt ist, auf schwulen Sex zurückzuführen.
Anstieg setzt sich 2015 fort
Das Robert-Koch-Institut warnt dabei vor einem weiteren Anstieg, denn in den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 scheine sich der Trend nach vorläufigen Zahlen fortzusetzen. Der starke Anstieg sei laut Studien unter anderem auf "risikoreichere Sexualpraktiken" sowie einen Anstieg der Sexualpartner zurückzuführen, so das RKI.

Damit liegt Deutschland im internationalen Trend: Starke Anstiege von Syphilis-Fällen wurden auch aus vielen anderen Ländern berichtet, wie etwa Australien, China, Kanada und den USA. Auch diese Anstiege wurden vorwiegend auf gestiegene Infektionszahlen bei MSM zurückgeführt.
Das RKI beklagt hierzulande Defizite bei Testangeboten. So habe sich laut einer Studie nur ein Viertel aller MSM in den letzten zwölf Monaten auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen – und damit weniger als in vergleichbaren Staaten wie den Niederlanden oder Großbritannien. "Die Kenntnis von entsprechenden Angeboten lag in Deutschland entsprechend ebenfalls oftmals niedriger", so das RKI.
Routine-Screening empfohlen
Als Reaktion auf diese Entwicklung sollten insbesondere "leicht verständliche Informationen zu STI und HIV sowie zu den spezifischen Risiken verschiedener Sexualpraktiken vermittelt werden", fordert das Robert-Koch-Institut. Zudem sei ein flächendeckendes "MSM-freundliches Beratungs-, Test- und Behandlungsangebot" notwendig. Schwulen Männern wird ein "Routine-Screening auf Syphilis" empfohlen, das beispielsweise beim Hausarzt, beim Gesundheitsamt oder bei Aidsberatungsstellen durchgeführt werden könne.
Syphilis ist eine bakterielle Erkrankung, die vergleichsweise leicht durch Oral- oder Analsex übertragen wird. Der Gebrauch von Kondomen schützt nur teilweise. Die Krankheit verbreitet sich über ein schmerzloses Geschwür weiter, das vier Wochen nach der Infektion auftritt. Befindet sich das Geschwür in der Nähe des Darmausganges, bleibt es meist gänzlich unbemerkt. Daher ist es insbesondere bei vielen Sex-Partnern wichtig, sich regelmäßig testen zu lassen – auch deshalb, weil man sich bei einer Syphilis-Erkrankung leichter mit HIV infizieren kann.
Wird Syphilis nicht behandelt, kommt es nach einigen Monaten zu immer wiederkehrenden grippeartigen Beschwerden. Dann wird es richtig gefährlich: Die Bakterien verteilen sich über den Körper und greifen innere Organe an, was unbehandelt zum Tode führen kann. Wird Syphilis aber erkannt, kann die Krankheit in zwei bis drei Wochen mit Penicillin besiegt werden. (dk)