Tyson Fury will sich für seine homophoben Äußerungen nicht entschuldigen
Nun beschäftigt sich auch die Polizei mit dem englischen Boxer. Unterdessen wird der Druck auf die BBC größer, die Nominierung Furys als "Sportler des Jahres" zurückzunehmen.
Die Polizei der Region Manchester hat wegen des Vorwurfs homophober Äußerungen Ermittlungen gegen Boxweltmeister Tyson Fury aufgenommen. Das bestätigte eine Polizeisprecherin gegenüber der BBC. Demnach war Fury am Dienstag von einem Bürger angezeigt worden. "Wir nehmen jede Beschuldigung wegen eines Hassverbrechens extrem ernst", sagte die Sprecherin.
Fury hatte in den letzten Jahren wiederholt mit homophoben Äußerungen für Aufregung gesorgt. Bereits 2013 war er deshalb vom britischen Boxverband mit einer Geldstrafe belegt worden. Kurz vor seinem überraschenden Sieg gegen Wladimir Klitschko am 28. November in Düsseldorf hatte er in einem Interview Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt und bedauert, dass gleichgeschlechtlicher Sex legalisiert worden ist. Daraufhin hatte ihm u.a. ein Labour-Politiker vorgeworfen, dass solche Äußerungen homosexuelle Jugendliche in den Selbstmord treiben (queer.de berichtete).
BBC hält an Nominierung fest
Kritik gab es nach den Äußerungen auch an der BBC, die Fury vergangene Woche in die Nominiertenliste für die Sport-Persönlichkeit des Jahres aufgenommen hatte. Tausende Briten haben deshalb inzwischen eine Online-Petition unterschrieben, in der sie den öffentlich-rechtlichen Sender auffordern, Fury von der Liste zu streichen. Erst am Wochenende bezeichnete der Boxer die Menschen, die sich dieser Petition angeschlossen hatten, als "50.000 Wichser" (queer.de berichtete). Inzwischen haben mehr als 120.000 Menschen unterzeichnet.
Der Intendant der BBC muss sich nächste Woche im Parlamentsausschuss für Kultur, Medien und Sport für die Nominierung rechtfertigen. Ausschussmitglied John Nicolson von der schottischen Partei SNP kritisierte in einem Offenen Brief die BBC scharf: "Mit der Nominierung von Herrn Fury unterstützt die BBC seine Ansicht, dass er ein Vorbild ist", so Nicolson. "Es wäre wohl undenkbar, dass die BBC ihn nominiert hätte, wenn er rassistische, islamophobe oder antisemitische Ansichten zum Ausdruck gebracht hätte." Bislang verweist der Sender aber darauf, dass Fury wegen seiner sportlichen Leistungen nominiert worden sei.
Inzwischen gehen auch andere Boxer auf Distanz zu Fury. So erklärte David Haye, der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht, gegenüber dem "Guardian": "Ich dachte, ich wäre der kontroverse Bad Boy. Aber Fury muss aufhören, solchen Blödsinn zu erzählen." Er mache sich Sorgen, dass der Boxsport deshalb an Ansehen verliere.
Auch in der BBC sind manche unglücklich über die Nominierung: So bezeichnete der Journalist Clive Myrie in einer von ihm moderierten Presseschau im britischen Nachrichtenkanal des Senders den Boxer als "Dickhead", was in England als recht scharfes Schimpfwort gilt. Dafür entschuldigte sich die BBC später: "Wir bitten um Verzeihung, falls Zuschauer vom dem Ausdruck, die Clive Myrie während einer Diskussionssendung genutzt hat, gekränkt worden sind." (dk)
Update 17.40h: Weitere Entwicklungen
Fury ist am Mittwoch von einer weiteren Preisverleihung, den von der Sports Journalists' Association veranstalteten British Sports Awards, ausgeladen worden. Grund sind angebliche Drohungen gegen einen Journalisten.
Die International Boxing Federation (IBF) entzog ihm sogleich einen seiner drei Weltmeister-Titel, da sich Fury weigere, als nächstes zur Pflichtverteidigung gegen den an Nummer eins geführten Ukrainer Wjatscheslaw Glaskow anzutreten. Stattdessen plane der Schwergewichts-Profi einen profitablen Rückkampf gegen Klitschko.
Für einen Senderverbund, der gerade erst die Pädophilieskandale eigener Moderatoren aufgearbeitet hat, skandalös...