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Eines von zwei Platzschildern wurde am Donnerstag enthüllt – das zweite blieb wegen eines dort stattfindenden rechten Protests zunächst in einem Müllsack verhüllt. (Bild: dk)

  • 10. Dezember 2015, 18:28h 50 4 Min.

Am Kölner Hauptbahnhof erinnert jetzt ein Platz an den schwulen Journalisten – verleumderisches Geschrei von Rechts konnte das nicht verhindern.

Von Dennis Klein und Norbert Blech

Es ist ein Ort, den man in der Regel in Eile passiert: Der neue Felix-Rexhausen-Platz hinter dem Kölner Hauptbahnhof, der am Donnerstag, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, endlich eingeweiht wurde. Ein Platz, der dem Augenschein nach keine Hausnummer hat und dem Gefühl nach eher Teil des angrenzenden Bahnhofs-Parkplatzes ist.

Aber immerhin: Er ist nun laut Begleitschild einem "schwulen Journalisten und Schriftsteller" gewidmet, ein Zeichen offen schwulen Lebens, Kampfes und Trotzes über den Tod hinaus. Rexhausen habe zu Lebzeiten den Mut gehabt, "sich als bekennender Schwuler mit den Härtesten des Systems anzulegen und auch für Menschen einzutreten, die verfolgt und gefoltert werden", sagte der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke zur Einweihung über den 1992 gestorbenen Journalisten, der neben seinem Kampf für die Emanzipation von Schwulen und Lesben auch Mitgründer der deutschen Sektion von Amnesty International war.



Rund 50 Personen waren zu der Einweihung erschienen, darunter ein Amnesty-Sprecher und auch Rexhausens Schwester Bettina plus Mann, Sohn und Schwiegertochter. Umso grässlicher, was aus rund 100 Metern Luftlinie per Lautsprecher über den Platz tönte: Die Ehrung Rexhausens sei "moralisch anstößig", ließ "Pro Köln" verlautbaren.

"Wir lassen uns nicht von Denunziationen unter Druck setzen", meinte Hupke unter Beifall zu den recht einseitig erhobenen und nie näher oder plausibel belegten Vorwürfen, Rexhausen sei ein Unterstützer von Pädophilie gewesen. Man müsse dem mit "Demokratie und Zivilcourage" begegnen.

Rechter Protest für "Moral und Anstand"

Die Denunziation geht vor allem auf den schwulen Polemiker David Berger zurück, der in Wut auf den Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ), der die Platzumbenennung initiiert hatte, kombiniert mit allerlei sonstiger Wut eine Kampagne gegen Rexhausen gestartet hatte, mit zahlreichen Überdrehungen und Auslassungen und allerlei rechtspopulistischer Seitenhiebe auf die Grünen. Der Wahrheitsgehalt war praktisch Null, dafür wurden die "Vorwürfe" aber schön laut und schön oft wiederholt. Wie bei anderen seiner Kampagnen nutzte Berger dabei auch christlich-fundamentalistische und rechtspopulistische Webseiten zur Verbreitung seiner Botschaft.


Markus Wiener mit Flyer der "Besorgten Eltern"

Auch die rechtsextreme Wählervereinigung "Pro Köln", von Berger als "rechtspopulistisch" verniedlicht, hörte die Signale und hatte eine Mahnwache gegen die Platzbenennung angemeldet, an der nicht mal 15 Personen teilnahmen. Ein größeres Aufgebot an Polizisten sorgte dafür, dass sie nicht groß in Kontakt mit der Bevölkerung kamen.

Der stellvertretende Vorsitzende und Fraktionsgeschäftsführer Markus Wiener hatte dabei extra Broschüren der "Besorgten Eltern" über "Die verborgenen Wurzeln der modernen Sexualaufklärung" ausdrucken lassen, in denen vermeintliche "Drahtzieher" der "Gender-Ideologie" vorgestellt werden – auf dem Cover greift eine gezeichnete schwarze Hand nach einem Kind auf einer Schaukel. Das gezeichnete Motiv erinnert an den "Stürmer".

Wiener selbst erinnerte an entsprechende Rhetorik, als er den "Kampf" von "Pro Köln" für "Moral und Anstand", für den "Schutz der Kinder" betonte. Die von der "organisierten Homo-Lobby" eingefädelte Einweihung des Platzes sei "so erbärmlich wie ihr Namensgeber", meinte er.

Von einer "Homo-Lobby", die sich "Privilegien" erstreite, sprach auch mehrfach der schwule Vorsitzende von "Pro Köln", Michael Gabel, der sich artig bei Berger für die Vorlage bedankte – als Chef einer Partei, von denen mindestens zwei führende Vertreter in der Vergangenheit ihren Homo-Hass als Autoren bei kreuz.net ausgelassen hatten.


Michael Gabel, noch ein Homo gegen die "Homo-Lobby"

Gabel selbst sprach sich in seiner langen Rede, die kaum auf Rexhausen einging, gegen ein Adoptionsrecht für Homo-Paare aus, gegen sexuellen Missbrauch, der auch durch Schwule ausgehe, gegen einzelne Pädagogen, gegen die "Lügenpresse", gegen "bestimmte Gruppen und Seilschaften", die in Köln ihr Ding durchzögen. Er meinte einerseits, ein Platz in der Nähe des Bahnhofes, der für schnellen Sex stehe, und dem House of Boys passe doch gut zu Homosexuellen, und andererseits, dass diese doch meistens in besseren Vierteln wohnten.

Rechte Schwule gegen Schwule


Felix Rexhausen hatte Schwulen geraten, "nicht verschreckt, verwürgt, niedergedrückt" zu sein, sondern "aufrecht" und "stolz"

So schürte er ein wenig Sozialneid und Homophobie; er schürte ohnehin so einiges, auch Hass auf Muslime. Die "Homo-Lobby" solle sich doch mal für einen Tag in Saudi-Arabien verabreden, oder in Teheran, ätzte er. Oder in Jerusalem. Wie schnell sich doch Abgründe auftun, wenn man Leute zu lange reden lässt. Um die Zeit zu überbrücken, hatte "Pro Köln" zwischenzeitlich Musik eines "unschuldigen Knabenchores" einspielen lassen.

Was hätte Rexhausen wohl daraus gemacht, dass sich Gabel bei Heteros dafür bedankte, dass sie Schwule tolerieren, und sich bei ihnen für Schwule entschuldigte, die diese Toleranz mit Forderungen oder Sein geradezu austesten würden?

Dieses Phänomen schwuler Rechter ist nicht neu und hat doch in letzter Zeit zugenommen: Leute wie Berger und Daniel Krause liefern Bewegungen wie der "Demo für alle" sowie rechten Portalen Denunziationen und Desinformationen über die Ziele der Bewegung wie über ihre Akteure. Wer sich für LGBT-Rechte einsetzt, muss mittlerweile damit rechnen, auf Seiten wie "Politically Incorrect" mit hasserfüllten wie gezielt irreführenden Berichten den rechten Massen zum Hass vorgeworfen zu werden, sofort oder notfalls auch postum.

Die Fälle häufen sich. Es könnte noch einige Journalisten vom Schlage Rexhausens gebrauchen, um dagegen anzukämpfen.

#1 UrsaMajorEhemaliges Profil
  • 10.12.2015, 18:53h
  • Ein großartiger Artikel, der eindeutig gegen die Hetze von rechts, auch und gerade "innerhalb" der "Community", Stellung bezieht.

    Bravo!
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#2 Rosa SoliAnonym
  • 10.12.2015, 19:03h
  • Vielen Dank für den Bericht über die Einweihung des Platzes und für die erschreckenden Informationen über Berger und seine rechten Freunde. Da tun sich ganz hässliche Abgründe auf.
    Männer wie er, Krause oder Gabel sind eine Schande für unsere schwule Community und schreckliche Beispiele für den zerstörerischen Selbsthass schwuler Männer, die mit ihrer eigenen Sexualität nicht klarkommen. Wirrköpfe, die als geistige Brandstifter ihr Unwesen treiben! Pfui!!!
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#3 reiserobbyEhemaliges Profil
  • 10.12.2015, 19:04h
  • >Ich bitte alle Demokraten*, Einzelpersonen wie Gruppen, Vereine und Verbände diesen Volksverhetzern und Cyber-Mobbing-Hasardeuren das Handwerk zu legen. Mit Meinungsfreiheit hat die Hetze der fanatischen Gutmenschen-Hasser nichts gemein, denn Dr. David Berger, Cahit Kaya und deren braunen Unterstützer lügen und verteufeln, verbreiten Hass und Unfrieden und rufen verdeckt bis unverhohlen zur Gewalt gegen Andersdenkende auf. Das Maß ist voll: Stoppt die Hasspropaganda überall!< - See more at:
    reiserobby.de/hetzkampagne-der-nazi-verharmloser-cahit-kaya-
    und-david-berger/#sthash.hdYz1Wjt.dpuf
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