Als "alte Schachtel" wurde Brigitte Mira endgültig zur Schwulen-Ikone. Am 8. März verstarb die gebürtige Hamburgerin 94-jährig in einem Berliner Krankenhaus.
Von Jan Gebauer
Ob "Angst essen Seele auf", "Drei alte Schachteln" oder "Drei Damen vom Grill": Brigitte Mira hatte unzählige schwule Fans. Nun ist die beliebteste deutsche Volksschauspielerin neben Inge Meysel 94-jährig in einem Berliner Krankenhaus an Herzversagen gestorben. Dies teilte ihr Sohn Robert mit. Der gebürtigen Hamburgerin wurde bereits im August 2003 per Notoperation ein Herzschrittmacher eingesetzt. Ende 2004 erlitt Mira einen Schwächeanfall und lag seitdem in der Klinik in Berlin-Zehlendorf. In den letzten Wochen magerte die Schauspielerin bereits auf 44 Kilogramm ab und musste künstlich ernährt werden.
Mira war eine der letzten großen Volksschauspielerinnen, die in den 30er Jahren als Soubrette begann und seitdem auf eine langjährige Karriere auf Bühne, Leinwand und im Fernsehen zurückblicken konnte. Besonders populär wurde sie durch ihre TV-Auftritte an der Seite von Günter Pfitzmann und Harald Juhnke in der legendären TV-Serie "Drei Damen vom Grill" (queer.de-Review). Daneben konnte sie in den 70er Jahren mit zahlreichen hervorragenden Rainer-Werner-Fassbinder-Filmen wie "Angst essen Seele auf" (1974) und "Mutter Küsters Fahrt zum Himmel" (1975) große Erfolge feiern. Die 2000er Revue "Drei alte Schachteln" mit Helen Vita und Evelyn Künneke erbrachte den Beweis, dass die Künstlerin ihre Rollen auch im hohen Alter aktiv und vital spielen konnte. Die erfolgreiche Show endete abrupt im Februar 2001, als Helen Vita starb, ebenso wie kurz darauf Evelyn Künneke. Mira, über zehn Jahre älter als beide, verblieb und stellte ein Soloprogramm zusammen.
"Das alte Zirkuspferd kann's nicht lassen, will's auch nicht", sagte die Mira im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit der dpa. "Ich brauche das wie Sauerstoff zum Leben." Aber gerade die Einsamkeit, da viele ihrer Freunde bereits verstorben waren, machte der Schauspielerin zu schaffen: "Jetzt sterben alle meine Freunde um mich herum, und ich alte Kuh bin immer noch da", sagte sie. Besonders beschäftigte "Biggi Mira", wie die Wahlberlinern von ihren Freunden und Fans liebevoll genannt wurde, das Schicksal ihres Kollegen Harald Juhnke: "Es ist furchtbar, dass ein solches Leben so verglimmt. Ich will nicht verglimmen, ich will als strahlender Stern untergehen."
8. März 2005