Fürchtet den Untergang der Gesellschaft: Christine Boutin im Januar 2013 bei einer "Manif pour tous"-Demo gegen die Ehe-Öffnung für Lesben und Schwule (Bild: Wiki Commons / Marie-Lan Nguyen / CC-BY-SA-3.0)
Ein Pariser Gericht verurteilte Ex-Bauministerin Christine Boutin wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe, weil sie Homosexualität als "Gräuel" bezeichnet hatte.
Die Gründerin und frühere Vorsitzende der französischen Christdemokraten Christine Boutin wurde am vergangenen Donnerstag von einem Pariser Gericht wegen homophober Hassrede zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro verurteilt. Die frühere Ministerin für Wohnungs- und Städtebau unter Präsident Nicolas Sarkozy muss außerdem jeweils 1.000 Euro an die beiden LGBT-Vereinigungen "Mousse" und "Le Refuge" zahlen.
Anlass des Strafprozesses gegen die langjährige Abgeordnete war ein Interview, das Boutin 2014 dem Magazin "Charles" gegeben hatte. Darin hatte sie Homosexualität als "Gräuel" bezeichnet und gemeint: "Die Sünde ist niemals akzeptabel, aber dem Sünder wird immer vergeben." Bei der Staatsanwaltschaft gingen nach der Veröffentlichung rund 500 Strafanzeigen ein.
Christine Boutin will in Berufung gehen
Im Prozess berief sich die 71-jährige Politikerin auf die "christliche Tradition", bedauerte jedoch ihre Wortwahl: "Ich bin eine direkte Frau. Ich versuche, im Einklang mit meinen tiefsten Überzeugungen zu sein, aber das bedeutet nicht, dass ich Homosexuelle verurteile." Das Gericht folgte jedoch der Anklage. Gegen das Urteil will Boutin Berufung einlegen.
Der LGBT-Verband "Mousse" begrüßte die Entscheidung als einen "Präzedenzfall": "Es ist nun nicht mehr möglich, der Strafbarkeit homophober Äußerungen unter dem Deckmantel des religiösen Diskurses zu entkommen", erklärte dessen Rechtsanwalt Etienne Deshoulières in einer Pressemitteilung.
Christine Boutin, die seit 1986 Mitglied der Nationalversammlung ist, gilt als Frankreichs homophobste Politikerin. Bereits 1999 wehrte sie sich gegen die Einführung der Lebenspartnerschaft "Pacte civil de solidarité" (PACS) für Homo- und Heterosexuelle. Bei ihrer Rede im Parlament hielt sie pathetisch eine Bibel in der Hand und verkündete: "Eine Gesellschaft, die Homosexualität gleich behandelt wie Heterosexualität, wird untergehen."
Von 2012 bis 2014 führte die ehemalige Bauministerin die Proteste gegen die Ehe-Öffnung mit an. Im Oktober 2012 erkläre Boutin etwa: "Falls uns die homosexuelle Ehe aufgezwungen wird, ist es wahrscheinlich, dass wir in den kommenden Jahren Polygamie in Frankreich akzeptieren müssen." (cw)