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- 12. März 2005 3 Min.
Keine Chance für Villaine: Beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest gewann am Samstag Gracia. Im Mai fährt sie nach Kiew zum Finale.
Von Jan Gebauer, aus Berlin
Keine Chance für Poprock-Lesbe Villaine und ihren Song "Adrenalin": Im Finale des Eurovision-Song-Contest- Vorentscheids machten es die Siegel-Schnulze "A Miracle Of Love" von Nicole Süßmilch und Marco Matias sowie Ex-Superstar-Teilnehmerin Gracia mit "Run & Hide" unter sich aus. Mit 52,8 Prozent konnte sich schlussendlich Letztere durchsetzen.
Der Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, ehemals Grand Prix d’Eurovision de la chanson, startete mit der ukrainischen Wildkatze Ruslana. Ihr "Wild Dances" gewann 2004 den Wettbewerb und als Stargast durfte sie auch das erste Glanzlicht beim deutschen Vorentscheid 2005 setzen. Danach ging es aber konstant abwärts. Die steife und witzfreie Moderation von Reinhold Beckmann leitete einen sehr wechselhaften Abend ein. Startnummer Eins und Zwei, die Murphy Brothers und Ellen ten Damme, fielen eher durch stimmliche Wackler und alberne Turnübungen auf, denn mit solidem Liedgut. Da konnte auch ein sichtlich übermotivierter Udo Lindenberg als prominente Unterstützung für Ellen ten Damme nicht drüber hinwegtäuschen. Mit Orange Blue bot sich der erste gelungene Auftritt: Große Gefühle, viel Pathos und die markante Stimme von Leadsänger Volcan Baydar, dazu ein schönes Liebeslied ("A Million Teardrops").
Die hochschwangere Sängerin von Königwerq sah zwar glücklich aus, wohl aber mehr wegen ihrem zukünftigen Nachwuchs, als wegen ihres Songs "Unschlagbar". Wie 2002 und 2003 gab es auch dieses Jahr wieder einen christlichen Beitrag: Die Allee der Kosmonauten, angekündigt von Alt-Rocker Heinz Rudolf Kunze, schwammen nett im Mittelfeld mit. Danach war die große Schmalzballade des Abends dran, die von keinem Geringerem verantwortet wurde als von Ralph Siegel. Die scheinbar am Reißbrett entwickelte Nullachtfünfzehn-Hymne wurde nur durch das solide, aber farblose Duo Nicole Süßmilch & Marco Matias gerettet. Hatte man Siegel überstanden, ging es stetig bergauf.
Gracia mit ihrem rockigen Pop-Song "Run & Hide" war dynamisch, kraftvoll und gut gesungen. Auch Stefan Gwildis war gewohnt gut auf der Bühne, erschien mit seinem ironischen "Wunderschönes Grau" aber etwas fehl am Platze. Mia Aegerter, in ihrer Heimat Schweiz längst ein Pop-Star glückte mit "Alive" ein runder, sehr flotter und gut performter Abschluss.
Die Zuschauer erwärmten sich zunächst wieder für Meister Siegel. Nach der ersten Abstimmung lagen Gracia sowie Nicole Süßmilch und Marco Matias vor dem übrigen Teilnehmerfeld. Das große Zittern begann, ob der Altmeister wieder mit seinem Einheitssound den Sieg davontragen würde. Bei der letzten Anruf-Runde machte letztendlich aber Gracia das Rennen, die überglücklich mehrfach die Faust nach oben riss. Am 21. Mai darf sie nun für Deutschland nach Kiew zum internationalen Finale in der Ukraine reisen.
Als beste Songs der Veranstaltung gingen übrigens zwei Lieder außer Konkurrenz hervor: Der schöne, glaubhafte Love-Song "Das Herz eines Kämpfers" von Frankreichs Chanson-Diva Patricia Kaas, geschrieben von Rosenstolzs Peter Plate. Ferner das beswingte 60s-Pop-Stück "Maybe" von Ex-Spice-Girl Emma Bunton.
Etwas bangen muss Gracia aber doch noch: Ihr Produzent und Komponist David Brandes wird in Kiew in Doppelfunktion agieren. Er hat auch die Girl-Band Vanilla Ninja, die für die Schweiz antritt, unter seinen Fittichen. Ob die EBU-Regularien zulassen, dass ein Komponist mit zwei Titeln an den Start geht, konnte nicht abschließend geklärt werden. Brandes sagte jedoch zur ARD, in der Schweiz habe man versichert, dass es keine Probleme gebe. 1989 war ein gewisser Dieter Bohlen gleich mit zwei Titeln ins internationale Rennen (1989) gegangen: "Flieger" von Nino DeAngelo (für Deutschland) und "Nur ein Lied" von Thomas Forstner (für Österreich). Damals kein Problem, heute vielleicht aufgrund unzähliger Regeländerungen doch ein Grund vorzeitig auszuscheiden.
12. März 2005, 23:00 Uhr
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Die ganze Sendung war überflüssig und berechenbar.
War doch klar, wer im Finale dank Superstar und Siegel-Bonus landet...
gähn...
Eigentlich war Gracias Auftritt den anderen Teilnehmern gegenüber ziemlich unfair, konnte die doch ihren Erfolg damit vorweisen (an sich stellt sich dann die Frage weshalb man sich das ganze nicht gleich gespart hat und sofort Gracia nach Kiew geschickt hat?)
Die Abstimmung am Schluss ist dann auch die Krönung: Man erfährt nicht, wer wie auf den Plätzen dahinter gewonnen hat - dabei ist das doch das interessanteste an der Sendung, da mich das musikalisch nicht berührt, sondern eher die Spannung.
Stattdessen darf dann nochmal um den 1. (und 2.Platz) abgestimmt werden, klar bringt nochmal Kohle in die Kasse.
Was wiederum auch unfair ist, da sich der Sieger gegen die 9 anderen vorher schon behauptet hat und dann eventuell auf dem 2. Platz landet.
Dazu noch die ach so tollen Kommentare der "Spezialisten":
von wegen "abwechslungsreich, blablabla..."
entweder gab's eine Schnulze oder es ging mal rockiger oder flotter zur Sache, meistens eher belanglos.
Die eigentlich musikalisch interessanteren Beiträge liefen dann in der Pause:
der Song von Emma hat eigentlich alles andere in die Tasche gesteckt.
Und Villaine konnte auch mit "Lesben-Bonus" nicht punkten (sorry)
Dafür wird auch Graica der Superstar-Bonus in Kiew sicher nix nützen - da kommt's ja eher aufs Land an.
Früher war die Sendung wenigstens noch "kultig", auch wenn's musikalisch vielleicht nicht besser war. Aber heute?